URI: 
       # taz.de -- Rechte Drohung in Burg: Spreewald-Lehrkräfte wollen weg
       
       > Zwei Lehrer:innen prangerten im Frühjahr rechtsextreme Vorfälle an
       > ihrer Schule in Burg an. Nach Drohungen verlassen sie nun die Gemeinde.
       
   IMG Bild: „Vielfalt statt Einfalt“: Die Lehrkräfte auf einer Demo in Cottbus im Mai 2023
       
       Berlin taz | Am Ende war die Situation wohl nicht mehr erträglich. Zwei
       Lehrer:innen der Grund- und Oberschule Burg im Spreewald, Brandenburg
       lassen sich versetzen, nachdem sie im Frühjahr auf [1][rechtsextremistische
       Vorfälle] an ihrer Schule aufmerksam gemacht hatten.
       
       Vergangene Woche noch waren die beiden Lehrkräfte Laura Nickel und Max
       Teske mit dem „Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus,
       Rechtsradikalismus und Rassismus“ des Förderkreises „Denkmal für die
       ermordeten Juden in Europa“ geehrt worden.
       
       Am Mittwoch dann zogen sie die Reißleine. Zuvor hatte ein Instagram-Account
       zur Jagd auf die beiden aufgerufen. Auch offline wurde gehetzt: In Burg
       hingen laut Polizei am Mittwoch rund dreißig Aufkleber, die ein Foto der
       Lehrer:innen zeigen. Darauf der Schriftzug: „Pisst euch nach Berlin“.
       
       Ende April hatten Teske und Nickel einen zunächst anonymen Brandbrief
       verfasst. Darin prangerten sie an, dass Hitlergrüße und rechtsextreme Musik
       in der brandenburgischen Schule zum Alltag gehörten. Ein Schüler habe im
       Unterricht „Arbeit macht frei“ gerufen. Wer sich gegen [2][die rechten
       Auswüchse] positioniere, werde bedroht oder ausgegrenzt. Das bewahrheitete
       sich wenige Tage später, als drei Personen, die der Neonazi-Kleinstpartei
       „Der Dritte Weg“ zuzuordnen waren, vor der Schule aufmarschierten.
       
       ## Versprochen wurde viel, passiert ist wenig
       
       Anfang Mai gaben sich die beiden Lehrer:innen dann auf einer
       Demonstration vor dem Cottbusser Schulamt zu erkennen. „Wir reichen Ihnen
       die Hand“, sagten sie in Richtung von Uwe Mader, der das Amt leitet. Das
       Landesbildungsministerium unter dem damals frisch vereidigten Minister
       Steffen Freiberg (SPD) führte Gespräche mit den Beteiligten vor Ort und
       bestätigte die Vorwürfe. Die Lehrkräfte der Schule in Burg sollten
       gecoacht werden, die Schulleitung gelobte Besserung. Es schien, als hätte
       die Courage wirklich etwas angestoßen.
       
       Doch passiert ist: herzlich wenig. „Nichts, ganz einfach nichts kommt“,
       sagte Max Teske vor wenigen Wochen der Presseagentur dpa. Ein Gespräch mit
       Steffen Freiberg sei auch acht Wochen nach Bekanntwerden der Vorfälle nicht
       zustande gekommen, es gebe weder richtige Maßnahmen noch Ziele. Freiberg
       erklärte nun am Donnerstag, er habe „persönlich seine Unterstützung“
       angeboten; zudem prüfe das Schulamt Cottbus Strafanzeigen. Weder die Schule
       noch das Amt antworteten bislang auf Anfragen der taz.
       
       Kürzlich schrieben Eltern einen Brief an die Schulleitung. Doch statt die
       Lehrer:innen zu unterstützen, forderten sie aufgrund deren „Ideologie“
       die Entlassung. „An dieser Stelle haben [3][die Rechten gewonnen], weil es
       ein Staatsversagen gab“, urteilte Sebastian Walter, Fraktionsvorsitzender
       der Linken im Brandenburger Landtag.
       
       Am Ende steht wieder einmal die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Aber
       vielleicht wurde der Schuss ja doch gehört. Ministerpräsident Dietmar
       Woidke (SPD) forderte „klare Kante gegen Rechtsextremismus“. Das sei
       „Heimatschutz für Brandenburg“.
       
       13 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechtsextremismus-in-Brandenburg/!5937008
   DIR [2] /Rechte-Jugendliche-in-Ostdeutschland/!5931534
   DIR [3] /Rechte-Bedrohungen-gegen-Schulklasse/!5930187
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR IG
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Lehrkräfte
   DIR Brandenburg
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR antimuslimischer Rassismus
   DIR Schwerpunkt AfD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nazis in Brandenburg: Fataler Burgfrieden
       
       Zwei Lehrkräfte kritisieren Naziumtriebe an ihrer Schule. Die
       Landesregierung hilft nur halbherzig – ein Vorgeschmack auf die Wahlen
       2024.
       
   DIR Rechtsextremismus an Schulen: Noch mehr Hitlergrüße im Unterricht
       
       In Brandenburg werden immer mehr rechtsextreme Vorfälle an Schulen
       dokumentiert. Das Ministerium appelliert an Lehrkräfte, Probleme zu melden.
       
   DIR Rassismus in Schulbüchern: Besser spät als nie
       
       Die Bremer Bildungsbehörde hat Schulbücher auf diskriminierende Inhalte
       durchleuchten lassen. Das ist immerhin ein erster Schritt.
       
   DIR Rassismus in Berlin: Berliner*innen entlarvt
       
       Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule haben eine Straßenumfrage
       gemacht. Sie stießen auf große rassistische Vorurteile.
       
   DIR Rechtsextremismus in Brandenburg: „Ein Rückschritt in die Neunziger“
       
       Mit ihrem Schweigen zu rechten Vorfällen gefährdet die Landesregierung den
       Strukturwandel, sagt der Rechtsextremismusforscher Gideon Botsch.