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       # taz.de -- Irans Präsident besucht Afrika: Raisi verspricht Investitionen
       
       > Bei der Tour des iranischen Präsidenten geht es ums Geschäft:
       > Agrarexporte nach Iran, Investitionen in die Tech- und Öl-Industrie für
       > Afrika.
       
   IMG Bild: Ugandas Präsident Museveni (re.) begrüßt seinen iranischen Kollegen in Entebbe am 12. Juli
       
       Kampala taz | Kenia, Uganda, Simbabwe – nacheinander wird in den drei
       afrikanischen Staaten für Irans Präsidenten Ebrahim Raisi der rote Teppich
       ausgerollt. Es ist für viele ein historisches Ereignis, dass sich das
       Staatsoberhaupt der international geächteten Islamischen Republik Iran zu
       einer Afrika-Tour aufmacht. Ganze elf Jahre ist es her, dass ein iranischer
       Präsident den Kontinent besuchte. Im Vorfeld hatte Irans Außenministerium
       erklärt, der Trip könnte ein „Wendepunkt“ werden für die Handelsbeziehungen
       zwischen Afrika und Iran.
       
       Bereits beim ersten Stopp in [1][Kenia], nach dem Treffen mit dem dortigen
       Präsidenten William Ruto am Mittwoch, wird klar: Es geht vor allem ums
       Geschäft. Die beiden Staatsoberhäupter unterzeichneten bei ihren Gesprächen
       in der Hauptstadt Nairobi gleich fünf verschiedene Partnerschaftsabkommen
       in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Fischerei,
       Landwirtschaft sowie Investitionsförderung.
       
       Kenias Präsident Ruto erklärte anschließend, er habe von Raisi die Zusage
       erhalten, den Export von mehr Tee, Fleisch und landwirtschaftlichen
       Produkten nach Iran zu erleichtern.[2][Iran] würde sich außerdem dafür
       einsetzen, mehr Absatzmärkte für kenianische Exporte in anderen Ländern
       Zentralasiens zu eröffnen.
       
       Raisi versprach den jungen Kenianern Arbeitsplätze. Es sollen
       Start-up-Unternehmen durch das iranische Innovationsinstitut gefördert,
       ein Berufsschulzentrum aufgebaut werden. Iran will zudem in Zukunft in der
       Küstenstadt Mombasa Autos bauen: „Iran verfolgt die Absicht, in Mombasa ein
       Kraftfahrzeugmontagewerk zu errichten, um ein einheimisches iranisches
       Fahrzeug herzustellen, das den Kiswahili-Namen ‚Kifaru‘ trägt“, bekundet
       Kenias Präsident Ruto und versichert, dass iranischen Investoren und
       Geschäftsleuten ein gutes Investitionsklima geboten werden solle.
       
       ## Uganda erhofft sich vor allem Hilfen für die Ölindustrie
       
       Mit einem Tross iranischer Geschäftsleute im Schlepptau ging es am
       Mittwochnachmittag weiter ins Nachbarland Uganda. Dort wurde Raisi bereits
       von Ugandas Präsident Yoweri Museveni sehnlich erwartet. Denn dieser
       erhofft sich von Iran Investitionen und Know-how beim Aufbau einer
       Ölraffinerie im Westen des Landes.
       
       Dort erschließt der französische Erdölmulti Total sowie der chinesische
       Staatskonzern CNOOC derzeit die Ölfelder rund um den Albertsee an der
       Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Zu Beginn des Jahres wurde der
       Startknopf gedrückt, um eine 1.400 Kilometer lange Pipeline vom Albertsee
       bis in die tansanischen Hafenstadt Tanga am Indischen Ozean zu verlegen –
       ein umstrittenes Projekt. Erst vor wenigen Tagen hat die [3][internationale
       Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch] Ugandas Regierung, sowie die
       Ölfirmen angehalten, das Projekt aufgrund von Verstößen gegen die
       Menschenrechte zu verschieben. In Frankreich läuft erneut ein Verfahren
       gegen Total wegen mutmaßlicher Missachtung der Menschenrechtsstandards.
       
       Teil von Präsident Musevenis lang gehegter Vision eines anstehenden Ölbooms
       in Uganda ist der Bau einer Raffinerie, die zwischen 4 und 5 Milliarden
       Dollar kosten soll. Denn nur wenn das zähflüssige Rohöl in Uganda
       verarbeitet wird, können es die Ugander auch selbst konsumieren. Seit über
       zehn Jahren verhandelt Uganda mit verschiedenen Investoren, darunter auch
       russischen, doch alle sprangen bislang wieder ab.
       
       Jetzt erhofft sich Museveni vom Iran Unterstützung. „Wir haben hier
       überschneidende Interessen“, betonte Museveni in seiner Rede nach dem
       Treffen. Die Präsidenten unterzeichneten in Uganda drei Abkommen in den
       Bereichen Landwirtschaft, Sicherheit und Handel. Auch Uganda erhofft sich
       im Iran einen Absatzmarkt vor allem für landwirtschaftliche Produkte.
       Umgekehrt hatte Museveni bereits beim Besuch des iranischen
       Vize-Außenministers in Uganda vergangenes Jahr betont, sein Land sei
       bereit, Iran bei der Umgehung [4][westlicher Sanktionen] gegen das Regime
       zu helfen.
       
       14 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kenias-Rodungsverbot-auf-der-Kippe/!5941829
   DIR [2] /Kunst-von-Frauen-aus-Afghanistan-und-Iran/!5940319
   DIR [3] https://www.hrw.org/report/2023/07/10/our-trust-broken/loss-land-and-livelihoods-oil-development-uganda
   DIR [4] /Sanktionen-gegen-iranisches-IT-Unternehmen/!5936034
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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