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       # taz.de -- Greenpeace gegen Norwegens Regierung: Neues Öl, neues Gas, neue Klimaklage
       
       > Die Regierung in Oslo genehmigt 19 neue Offshore-Projekte. Umweltverbände
       > wie Greenpeace wehren sich dagegen vor Gericht.
       
   IMG Bild: Offshore-Erdgasplattform im Troll-Gasfeld vor der Westküste Norwegen
       
       Stockholm taz | Norwegens Regierung hat einen weiteren Ausbau der Öl- und
       Gasförderung angekündigt: 19 neue Offshore-Projekte in Nordsee und
       Nordatlantik wurden genehmigt und erhalten Fördergelder. Dies wurde am
       Mittwoch bekannt. Am Donnerstag kündigten Greenpeace und die
       Naturschutzorganisation „[1][Natur og Ungdom]“ (NoU) an, erneut Klimaklage
       zu erheben.
       
       „Die Regierung negiert die Klimawissenschaft und widersetzt sich der
       Rechtsprechung unseres eigenen Obersten Gerichtshofs, wenn sie nun weitere
       Ölfelder genehmigt, ohne vorher zu prüfen, inwieweit das mit dem Recht
       künftiger Generationen auf eine lebenswerte Umwelt vereinbar ist“,
       begründete Frode Pleym von Greenpeace Norwegen den Schritt.
       
       Eine entsprechende Verpflichtung des Staats hatte das „Høyesterett“ im
       Dezember 2020 im [2][Urteil zu einem früheren Klimaprozess] aus Artikel
       112, dem Umweltartikel der norwegischen Verfassung, hergeleitet: Das
       Verfahren endete zwar mit einer Niederlage für Greenpeace und andere
       Verbände. Das Gericht stellte aber fest, die Regierung müsse die globalen
       Auswirkungen auf das Klima berücksichtigen, bevor sie für neue Öl- und
       Gasfelder grünes Licht gebe. Nach einer [3][Analyse der „Norwegischen
       Institution für Menschenrechte“], einem Organ des norwegischen Parlaments,
       dürfen Projekte dann nicht genehmigt werden, falls der von diesen fossilen
       Energiequellen zusätzlich verursachte Klimagasausstoß im Widerspruch zum
       1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens steht.
       
       Bei den nun genehmigten 19 Projekten verneint die Regierung jeweils recht
       pauschal die Frage, „ob Emissionen aus der Verbrennung von in Norwegen
       produziertem Erdöl im Ausland einen Schaden in Norwegen selbst verursachen
       können“. Es sei nämlich „ungewiss, ob neue Erschließungsprojekte auf dem
       norwegischen Kontinentalschelf insgesamt zu höheren, unveränderten oder
       niedrigeren globalen Treibhausgasemissionen beitragen“.
       
       Eine derartige „Prüfung“ genüge für die Erfüllung der vom „Høyesterett“
       aufgestellten Kriterien eindeutig nicht, betont die NoU-Vorsitzende Gina
       Gylver: „Und es ist auch noch eine wahnsinnig ungerechte Last, die der
       jungen Generation damit aufgebürdet wird.“ Er sei anderer Auffassung, meint
       Andreas Bjelland Eriksen, Staatssekretär im Ölministerium. Aber es sei das
       gute Recht der Umweltorganisationen, das gerichtlich prüfen zu lassen.
       
       Ihren ersten Klimaprozess hatten Greenpeace und NoU zwischen 2017 und 2020
       in drei Instanzen vor norwegischen Gerichten verloren. Er ist derzeit beim
       Europäischen Menschenrechtsgerichtshof anhängig.
       
       30 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nu.no/
   DIR [2] /Klimaklage-gescheitert/!5740232
   DIR [3] https://www.nhri.no/2020/klima-og-menneskerettigheter/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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