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       # taz.de -- Neues aus der CDU: Friedrich, der Geschrumpfte
       
       > CDU-Chef Friedrich Merz kann gleichzeitig sich und der Partei ein Bein
       > stellen. Generalsekretär Carsten Linnemann steigert den Unterhaltungswert
       > der Partei.
       
   IMG Bild: Friedrich Merz kann Multitasking: Sich in Bayern ins Gästebuch eintragen und fotografieren lassen
       
       Die Minderjährige, [1][die zu meiner Hausgemeinschaft gehört], findet mich
       neuerdings bewundernswert, und zwar ganz ohne Ironie. Wie ich ein Auto
       lenken und gleichzeitig kuppeln, blinken, mit all den Fußpedalen
       zurechtkommen, auf die Schilder achten und mich auch noch mit ihr streiten
       kann – es ist wie ein Wunder.
       
       Ich stelle hierzu fest: Ich bin über die positive Kompetenzzuschreibung
       freudig überrascht. In der Adoleszenz ihres Kindes wird man als
       Erziehungsberechtigte im Ansehen ja eher zusammengeschrumpft. Man fühlt
       sich irgendwann nur noch wie eine Miniatur der Mutterausgabe, die man
       früher einmal war. Und nun endlich eine Anerkennung meiner
       Multitasking-Fähigkeiten!
       
       Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass andere Erwachsene ebenfalls
       multitaskingfähig sind. CDU-Chef Friedrich Merz kann beispielsweise
       gleichzeitig sich selbst und seiner Partei ein Bein stellen, während er
       Parteifreunde und -feinde gegen sich aufbringt und s[2][owohl gegen als
       auch irgendwie ein bisschen für eine Zusammenarbeit mit der AfD] ist. Das
       alles unter einen Hut zu bringen, sollen die mäkelnden Merkelianer
       Friedrich dem Geschrumpften erst einmal nachmachen!
       
       Da sich Merz gerne mit leicht variierenden Ausgaben seiner selbst umgibt,
       hat er sich vor Kurzem einen anderen Multitasker als Generalsekretär an
       seine Seite geholt: [3][Carsten Linnemann]. Er ist nicht nur promovierter
       Volkswirt und Bundestagsabgeordneter, sondern auch Schauspieler und
       Comedian. In seinem Podcast stellt er einen Journalisten dar, der mit
       verschiedenen Gästen spricht, darunter auch – wer hätte das gedacht –
       Friedrich Merz.
       
       ## Döner Hawaii
       
       Ich habe mich diese Woche ebenfalls selbst interviewt und Folgendes gesagt:
       Dieses Merz-Linnemann-Gespräch „Interview“ zu nennen ist genau mein Humor!
       Noch mehr gelacht habe ich nur darüber, einen Podcast, in dem ja nur
       geredet wird, „Einfach mal machen!“ zu nennen. Und dann erst der Wortwitz.
       Allgemein bekannt ist natürlich, dass der CDU-Chef so authentisch wirkt wie
       Döner Hawaii. Aber dies hervorzuheben, indem Merz immer wieder
       „Authenzität“ statt „Authentizität“ sagt – wunderbar selbstironisch. Zitat
       Ende.
       
       Über den neuen Unterhaltungswert der CDU sollte aber nicht vergessen
       werden, dass der wahre Großmeister des Multitasking ein anderer ist:
       Bundeskanzler Olaf Scholz, derzeit nach Diktat ins „befreundete Ausland“
       verreist. Er kann gleichzeitig im Urlaub sein und nicht vermisst werden. Im
       Gegenteil. Vizekanzler Robert Habeck darf dann die Kabinettssitzung leiten.
       Da auch Finanzminister Christian Lindner Urlaub geplant hat, könnte der
       Grüne geschwind die Schuldenbremse ausbauen und durch eine
       technologieoffene Wärmepumpe ersetzen. Einfach mal machen!
       
       Übrigens ist das auch Markus Söders Motto. Bayerns Ministerpräsident hat
       einfach mal gemacht, allein schon um einer Verschrumpfung – mehr oder
       weniger erfolgreich – entgegenzutreten. Das Machen gehört selbstredend
       dokumentiert. Insgesamt wurden 2022 laut Staatskanzlei 220.000 Euro für
       Hoffotografen ausgegeben.
       
       ## Make-Up-Artisten
       
       Natürlich gibt es da wieder die Nörgler vom Bund der Steuerzahler, die
       meinen, so viele händeschüttelnde und bierkrughaltende Söder-Fotos bräuchte
       es nicht. Die Steuerzahler sollten lieber froh sein, dass der CSU-Chef
       nicht auch noch einen Make-up-Artisten engagiert. Für ihre Visagistin hat
       Außenministerin Annalena Baerbock nämlich im vergangenen Jahr 137.000 Euro
       ausgegeben.
       
       Zum Glück habe ich es da leichter. Die Minderjährige schminkt gern. Und
       zwar jeden, der nicht umgehend die Flucht ergreift. Auch Jungs, denn alles
       andere wäre ja diskriminierend. Man hat allerdings kein Mitspracherecht,
       was die Details angeht. Sie ist schließlich Künstlerin.
       
       Perfekt gestylt ging es auch auf den Verkehrsübungsplatz; Kupplung, Bremse,
       Gänge, Lenkrad, Blinker und dann noch die Welt außerhalb des Wagens. Und
       all das will ja auch gesnappt werden. Multitasking ist eine
       Herausforderung. Jedenfalls sagt die Minderjährige noch: „Ich habe alles
       unter Kontrolle.“ Und fuhr los.
       
       5 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
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