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       # taz.de -- Finnlands Wirtschaftsminister gefeuert: Zehn Tage zu viel
       
       > Wenn Finnlands Regierungschef Petteri Orpo sich um den Ruf des Landes
       > sorgt, sollte er die Koalition mit den Wahren Finnen sofort beenden.
       
   IMG Bild: Klare Kante gegen den Rechtsextremen in seiner Koalition hat Orpo nicht gezeigt
       
       In Zukunft bei jedem EU-Gipfel womöglich Fragen nach [1][dem
       „Nazi-Minister“ an seinem Kabinettstisch] beantworten zu müssen: Diese
       Peinlichkeit wollte sich der neue finnische Ministerpräsident anscheinend
       doch lieber ersparen. Die Gefahr für das „Ansehen Finnlands im Ausland“
       stellte Petteri Orpo am Freitag jedenfalls ausdrücklich ins Zentrum seiner
       Begründung, warum der Abgang von Wirtschaftsminister Junnila „die einzig
       mögliche Konsequenz“ gewesen sei.
       
       Was natürlich die Frage aufwirft, warum für Orpo ein solcher Wahre
       Finnen-Politiker erst dann als Minister unhaltbar wird, wenn Details über
       schon lange bekannte enge Verbindungen zur Neonazi-Szene und über den
       regelmässigen Gebrauch von Nazi-Codes und -Symbolen im Wahlkampf und in
       sozialen Medien nicht mehr nur in Internetforen, sondern auch in einer
       breiten Öffentlichkeit diskutiert werden? Und warum erst dann, wenn die
       „Gefahr“ internationaler Aufmerksamkeit besteht?
       
       Nicht nur die zehn Tage, in denen Junnila Minister war, waren zu viel. Und
       der Skandal beginnt nicht erst damit, ihn überhaupt ins Kabinett geholt zu
       haben. Ihre Doppelmoral, [2][sich erst auf eine Regierungszusammenarbeit
       mit den Wahren Finnen einzulassen] und sich dann flugs von dieser Partei
       oder einzelnen ihrer PolitikerInnen zu distanzieren, sobald die Decke über
       dem braunen Sumpf ein wenig gelüftet wird, müssen sich alle Parteien und
       PolitikerInnen vorwerfen lassen, die daran mitgearbeitet haben, dass eine
       solche Koalition überhaupt zustande kommen konnte.
       
       Einem Minister das Vertrauen auszusprechen und 48 Stunden später seinen
       Abgang als „einzig mögliche Konsequenz“ hinzustellen zeigt kein moralisches
       Rückgrat. Sondern allenfalls, für wie dumm manche PolitikerInnen ihre
       WählerInnen offenbar halten.
       
       Glücklicherweise wird es nun schwer werden, die von den Wahren Finnen als
       „Verfolgungsjagd“ beklagten Enthüllungen über anderer ihrer PolitikerInnen
       noch zu deckeln. Und wenn Orpo wirklich um Finnlands Ruf im Ausland besorgt
       sein sollte, dann sollte er die nächsten Skandale gar nicht erst abwarten,
       sondern die Initiative ergreifen und diese Koalition schnellstmöglichst
       beenden. Er gewinnt nichts, wenn er den Wahren Finnen diesen Schritt
       überlässt.
       
       2 Jul 2023
       
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