URI: 
       # taz.de -- Aufmerksamkeit für US-Basketballerinnen: Größte Wachstumsliga
       
       > Frauen-Basketball boomt in den USA. Das Publikumsinteresse ist groß. Und
       > etliche Sportikonen sind in der WNBA als Investoren aktiv.
       
   IMG Bild: Popstar-Potential: Aliyah Boston (l.) für die INdiana Fever in Aktion
       
       Die erste Julihälfte ist schon immer eine gute Jahreszeit für den
       amerikanischen Frauenbasketball gewesen, um sich dem Sportpublikum zu
       präsentieren. Die NBA und der Stanley Cup sind vorbei und an Football denkt
       noch lange niemand.
       
       Die WNBA nutzt dieses Sommerloch bislang ganz vorzüglich. Die [1][Rückkehr
       von Britney Griner] nach ihrer Inhaftierung in Russland lockt die Fans in
       Massen an die Bildschirme. Die Rivalität zwischen den beiden Superteams New
       York und Las Vegas elektrisiert schon lange vor den Playoffs die Anhänger.
       Und mit Aliyah Boston hat die Liga einen charismatischen Rookie, die auch
       gleich ihre fanatische Anhängerschaft aus ihren College-Jahren mit in die
       WNBA gezogen hat.
       
       So setzt sich in der laufenden Saison der Trend der vergangenen drei Jahre
       fort. Frauen-Basketball boomt in den USA, keine andere professionelle
       Sportliga verzeichnet ein derartiges Wachstum. Die Einschaltquoten sind im
       Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent angestiegen, Ticketverkäufe um 27
       Prozent. Sponsoreneinnahmen sind im zweistelligen Prozentbereich gewachsen,
       der Verkauf von Fanartikeln im NBA Store in New York ist um 78 Prozent
       angestiegen.
       
       Zu dieser Boomstimmung passte die Nachricht der vergangenen Woche, dass der
       dreimalige NBA-Champion und Finals-MVP Dwayne Wade mit einem ungenannten
       Betrag bei den Chicago Sky eingestiegen ist. „Wir stehen bei der WNBA erst
       ganz am Anfang. Es wird ein enormes Wachstum geben“, sagte Wade.
       
       ## Sichere Anlage
       
       Er ist nicht der erste und nicht der einzige Ex-Profi, der auf den Zug der
       erfolgreichsten Frauen-Profiliga der USA aufspringt. Erst im März hat
       [2][der ehemalige Footballprofi Tom Brady], der größte Quarterback aller
       Zeiten, Anteile an den Las Vegas Aces erworben. Vor ihm hatte bereits
       Baseball-Star Alex Rodriguez Aktien bei den Minnesota Lynx gekauft. Und
       schon im Jahr 2014 hatte [3][Basketballikone Magic Johnson] als Teil einer
       Investorengruppe die LA Sparks gekauft.
       
       Man kann gut sehen, warum es für die ehemaligen Sportgrößen attraktiv ist,
       ihrem Investment-Portfolio WNBA-Anteile hinzuzufügen. Im Grunde kann dabei
       nichts schiefgehen.
       
       Der Aufwärtstrend des Frauen-Basketball wird gewiss noch eine Weile
       anhalten. Erst im vergangenen Jahr hat die Liga mithilfe einer
       Finanzspritze von 75 Millionen Dollar von einer Investorengruppe rund um
       Nike ihr Geschäftsmodell generalüberholt und ihr digitales Marketing
       ausgebaut. Damit erreicht die WNBA nun eine wichtige Zielgruppe: weibliche
       Teenager und junge Frauen nämlich, die nicht mehr unbedingt Kabelfernsehen
       besitzen, sich aber gerne ihre Stars wie Aliyah Boston auf dem Telefon oder
       dem Tablet anschauen.
       
       Für Investoren ist das Risiko vergleichsweise gering. Die Einstiegshürde in
       die WNBA ist noch immer niedrig. Der Wert der Chicago Sky beispielsweise
       wird auf rund 85 Millionen Dollar geschätzt. Für einen einstelligen
       Millionenbetrag bekommt man schon signifikante Anteile. Die NBA-Mannschaft,
       in die Dwayne Wade auch investiert, die Utah Jazz, werden zum Vergleich auf
       etwa 2,25 Milliarden geschätzt.
       
       Im Gegenzug für ihre geringe und risikoarme Investition bekommen die
       Ex-Stars einen enormen Imagegewinn. Sich für Frauensport zu engagieren
       liegt im Trend. Zudem hat die WNBA einen hohen Coolness-Faktor. Anders als
       beispielsweise Softball-Spielerinnen haben Athletinnen wie Boston
       Popstar-Potenzial. Und alte weiße Männer wie Brady dürfen hoffen, dass
       etwas davon auf sie abfärbt.
       
       Wade hat freilich in Sachen Coolness Hilfe nicht so nötig wie Brady. Doch
       auch ihm tut der Kontakt zur Jugend gut. Zugleich nimmt man ihm eher als
       Brady ab, dass es ihm um die Förderung des Frauen-Basketball geht. Wade hat
       sich schon mehr als einmal mit seinem ehemaligen Team-Kameraden LeBron
       James bei WNBA-Spielen blicken lassen. Jetzt, so sagte er zu seinem
       Schritt, Geld in die Liga zu stecken, möchte er seiner moralischen
       Unterstützung Substanz verleihen.
       
       19 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Comeback-in-der-WNBA/!5933446
   DIR [2] /US-Footballprofi-Tom-Brady/!5906397
   DIR [3] /Donald-Sterling-ueber-Magic-Johnson/!5042406
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Moll
       
       ## TAGS
       
   DIR American Pie
   DIR Basketball
   DIR Frauensport
   DIR Basketball
   DIR American Pie
   DIR Alba Berlin
   DIR American Pie
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Doku-Serie „Bill Russell: Legend“: Zwischen Basketball und Aktivismus
       
       Bill Russell siegte auf dem Platz und kämpfte gegen Rassismus. Netflix
       erzählt in einer neuen Dokuserie über ihn eine großartige Sportgeschichte.
       
   DIR Klage gegen die Pflegefamilie: Ein Star emanzipiert sich
       
       Die Jugend des NFL-Profis Michael Oher wurde verfilmt. Nun wehrt er sich
       gegen die Unterstellung, er sei dumm und ohne Weiße könne er nichts.
       
   DIR Alba Berlin wird weiblich: Flügge werden und fliegen
       
       Das Frauenteam von Alba Berlin spielt zum ersten Mal in der höchsten
       deutschen Basketball-Liga. Dahinter steht mehr als ein schnöder Aufstieg.
       
   DIR Benachteiligung im US-Frauenbasketball: Up Where We Belong
       
       Die Frauenbasketball-Profis der Los Angeles Sparks mussten auf dem
       Flughafen übernachten. Bei den Männern der NBA wäre das undenkbar.
       
   DIR Geldgeschäfte im US-Collegesport: Ende des Kontaktverbots
       
       Die vielleicht talentierteste Basketballerin, Azzi Fudd, wird jetzt von
       NBA-Superstar Stephen Curry vermarktet. Möglich ist dies noch nicht lange.