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       # taz.de -- Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel: Foodindustrie bedauert NS-Vergleich
       
       > Die Lebensmittelhersteller-Lobby entschuldigt sich bei
       > Landwirtschaftsminister Özdemir. Sie hatte Werbeverbote und Diktaturen
       > verglichen.
       
   IMG Bild: Verführerisch bunte Verpackung von Süßigkeiten
       
       Berlin taz | Der Spitzenverband der Lebensmittelhersteller hat sich für
       seinen [1][Vergleich zwischen NS-Regime und DDR sowie Werbeverboten für
       ungesunde Lebensmittel] entschuldigt. Gerade dann, wenn es hitzig und
       emotional werde, „überspannt man auch unbewusst mal den Bogen“, teilte die
       Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am Dienstagabend
       der taz und [2][auf Twitter] mit. „Das ist uns heute passiert und dafür
       möchten wir uns in aller Form entschuldigen – bei Bundesernährungsminister
       Cem Özdemir und bei allen, die sich durch den Tweet verletzt fühlen.“
       
       Die BVE hatte am Dienstagmorgen im Twitterfeed des Autors dieses Artikels
       geschrieben: „Ein grüner Ernährungsminister darf weder Bürgern
       vorschreiben, was sie lesen/gucken, noch Medien, was sie senden.
       [3][Deutschland hat mit staatl. Erziehung bereits 2x schlechte Erfahrungen
       gemacht]“. Nun ergänzte die BVE, die Aussage habe sich lediglich auf einen
       Eingriff des Werbeverbots auf das im Grundgesetz verankerte Erziehungsrecht
       der Eltern bezogen.
       
       Özdemir sagte am Mittwoch der taz: „Vergleiche mit Diktaturen – zumal mit
       dem Nationalsozialismus – verbieten sich schon aus Respekt vor den Opfern“.
       Bei ihm müssten sich Verbandsvertreter nicht entschuldigen. „Als
       Bundesminister halte ich viel aus und weiß ganz genau, warum ich für mehr
       Kinderschutz kämpfe. Rechenschaft sind die Verbandsvertreter am Ende
       gegenüber ihren Mitgliedsunternehmen schuldig. Da wird sicherlich viel
       diskutiert.“
       
       Der politische Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft,
       Oliver Huizinga, der den NS-/DDR-Vergleich kritisiert hatte, kommentierte
       die Entschuldigung der BVE mit den Worten: „[4][Ich kaufe Ihnen das nicht
       ab].“ Die aktuelle Äußerung sei nur die Spitze des Eisbergs. „Das geht
       schon Monate so: Persönliche Herabsetzungen, DDR-Vergleiche, Polemik.“
       Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die mit starkem
       Übergewicht einhergeht.
       
       Mit Werbeverboten will Özdemir Unter-14-Jährige davor schützen, zu einer
       unausgewogenen Ernährung verleitet zu werden, die zu Übergewicht und damit
       verbundenen Krankheiten beiträgt. Er will zum Beispiel Fernsehspots für
       Lebensmittel mit viel Fett, Zucker und/oder Salz zu bestimmten Zeiten
       untersagen.
       
       19 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Werbeverbote-fuer-ungesunde-Lebensmittel/!5948444
   DIR [2] https://twitter.com/BVE_online/status/1681395145944571917
   DIR [3] https://twitter.com/BVE_online/status/1681187539317669895
   DIR [4] https://twitter.com/oliver_huizinga/status/1681431221073575937
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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