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       # taz.de -- Dortmunder Fanprotest gegen Felix Nmecha: Auf die eigene Stärke vertrauen
       
       > Dortmunds Neuverpflichtung Felix Nmecha hatte homophobe Inhalte
       > weiterverbreitet. Doch die tolerante Clubkultur wird er damit kaum
       > gefährden.
       
   IMG Bild: Die Dortmunder Fans protestieren gegen die Verpflichtung von Felix Nmecha
       
       „Null Toleranz für Intoleranz! Werte sind nicht verhandelbar!“ Dieses
       Spruchband wurde vor der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund angebracht.
       Anlass ist die Verpflichtung [1][von Felix Nmecha], der zuletzt für den VfL
       Wolfsburg spielte. In der Dortmunder Fanszene sind etliche entsetzt
       darüber, dass der 22-jährige Nmecha künftig das schwarz-gelbe Trikot
       überziehen wird. Aus Sicht einer Autorin des BVB-Fanzines schwatzgelb.de
       hat der Transfer einen Maximalschaden für den Verein verursacht. Sie
       schreibt: „Man hat die lange erarbeitete Glaubwürdigkeit verzockt! Und die
       Umgebung, die man geschaffen hat, zerstört.“
       
       Nmecha ist für viele in Dortmund die Personifizierung von Intoleranz. Der
       22-Jährige hatte in diesem Jahr zwei Posts mit trans- und homophobem Inhalt
       zuerst weiterverbreitet und nach massiver Kritik gelöscht. Bei dem ersten
       Post war ein Video eingebettet, das der amerikanische Rechtspopulist Matt
       Walsh, der sich mittlerweile selbst als theokratischer Faschist bezeichnet,
       zusammengeschnitten hatte. Es ging um das Thema Transition von
       Minderjährigen. Beim zweiten Post wurde der Teufel bildlich mit dem Wort
       „pride“ in Verbindung gebracht. Nmecha kann man durchaus als Ultrachristen
       bezeichnen.
       
       Die Empörung über den „Wiederholungstäter“ ist nachvollziehbar. Und wer
       sich nicht mit diesem Spieler und deshalb nicht mit dessen Arbeitgeber
       identifizieren möchte, hat seine guten Gründe dafür. Etwas anderes ist aber
       die Frage, ob der BVB Nmecha gar nicht erst hätte verpflichten dürfen, weil
       dies nicht, wie es nun heißt, [2][mit den Werten der Toleranz und
       Weltoffenheit, denen sich der Klub verschrieben hat,] vereinbar wäre.
       
       Alle Profifußballvereine in Deutschland würden für sich in Anspruch nehmen,
       diesen Werten sehr verbunden zu sein. Im Umkehrschluss würde das bedeuten,
       es gibt im deutschen Profifußball keinen Platz mehr für Felix Nmecha.
       
       ## Spekulative Zuschreibung
       
       Das Problematische an einer derart schwerwiegenden Konsequenz ist der
       Spekulationsraum. Eigenständige transphobe Äußerungen sind von Nmecha
       nicht bekannt. Für die einen wird er mit dem Teilen von Posts identisch mit
       den Personen, die diese verfasst haben. Er wird selbst zum theokratischen
       Faschisten. Zum Sinnbild von Intoleranz. Das Löschen dieser Einträge kann
       diesen Eindruck nicht mindern. Die anderen, die sich einen sportlichen Wert
       von ihm versprechen, sehen darin die ersten Schritte zu Besserung und
       wollen nur eine verschwindend geringe Schnittmenge sehen.
       
       BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte, nach Gesprächen mit
       Nmecha sei man davon überzeugt, dieser hege kein transphobes oder
       [3][homophobes Gedankengut]. Der Dortmunder Neuzugang selbst versicherte:
       „Ich bin Christ, liebe alle Leute und diskriminiere niemanden.“
       
       Vielleicht sollte man Felix Nmecha an seinen Worten messen. Und vielleicht
       sollten die kritischen Dortmunder Fans die Debatte als Ansporn sehen, sich
       verstärkter gegen Homo- und Transfeindlichkeit im Verein einzusetzen und
       ein Klima der Toleranz zu schaffen, das fundamentalistische Christen als
       eine nicht hinnehmbare Zumutung empfinden. Sollte Nmecha Wert auf das
       Urteil seiner ultrachristlichen Community legen, müsste er sich vor dieser
       rechtfertigen oder dürfte zu solch einem Verein gar nicht wechseln. Wenn
       die Kultur eines Vereins durch die Verpflichtung von Felix Nmecha bedroht
       ist, kann diese nicht besonders stark sein.
       
       7 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.instagram.com/felix_nmecha/?hl=de
   DIR [2] https://www.bvb.de/News/Uebersicht/Borussia-verbindet-im-Sondertrikot-gegen-die-Eintracht
   DIR [3] /Verbot-der-One-Love-Binde-bei-WM/!5893654
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
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