# taz.de -- Studie zu Einwanderung nach Deutschland: Hürden für Fachkräfte fallen
> Der Bundesrat hat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gebilligt. Eine
> aktuelle Studie zeigt, wie nötig das ist.
IMG Bild: In der letzten Sitzung vor der Pause berät der Bundesrat über das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung
Berlin taz | Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann in Kraft treten. Am
Freitag billigte der Bundesrat das neue Gesetz, mit dem die Zuwanderung von
Fach- und weiteren Arbeitskräften nach Deutschland vereinfacht werden soll.
Ein Antrag Bayerns auf Anrufung des Vermittlungsausschusses erhielt keine
Mehrheit.
Vertreter*innen der Bundesregierung hatten in der Länderkammer
nachdrücklich für das Gesetz geworben. „Das neue
Fachkräfteeinwanderungsrecht ist der Startschuss, um im internationalen
Wettbewerb die besten Kräfte für Deutschland zu gewinnen“, sagte
Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Angesichts des Arbeitskräftemangels sei
es „notwendig, kluge Köpfe und helfende Hände aus anderen Ländern zu
werben“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). „Dieses Gesetz
kommt nicht zu früh, es kommt eher Jahre zu spät“, sagte
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Vom Bundestag [1][Ende Juni verabschiedet,] senkt das neue Gesetz
zahlreiche bürokratische Hürden und erlaubt Arbeitskräften, auch dann
einzuwandern, wenn sie hier einen Job antreten, für den sie ihr in
Deutschland anerkannter Berufsabschluss nicht direkt qualifiziert. Wer
einen nicht anerkannten Berufsabschluss hat, darf künftig ebenfalls kommen,
wenn er oder sie Berufserfahrung nachweisen kann und eine Stelle hier
sicher hat. Mit der „Chancenkarte“ wird zudem ein Punktesystem etabliert,
das es qualifizierten Menschen erlaubt, zur Jobsuche herzukommen. Auch
[2][bestimmte Geflüchtete dürfen unabhängig vom Asylantrag bleiben], wenn
sie einen Job finden.
Eine Studie der OECD zeigt derweil auf, wie dringend notwendig solche
Vereinfachungen bei der Zuwanderung sind. Für die Untersuchung hatten
Expert*innen der OECD zwischen Sommer 2022 und Frühjahr 2023 rund 30.000
Arbeitskräfte im Ausland befragt, die sich vorstellen können, nach
Deutschland zu kommen. Innerhalb von sechs Monaten gelang es dabei nur etwa
4 Prozent, tatsächlich einzuwandern – obwohl 50 Prozent das fest vor und
fast alle bereits erste Schritte dazu unternommen hatten.
## Personalmangel in den Botschaften könnte bremsen
Nur rund die Hälfte der Befragten gab an, einen positiven Eindruck vom
deutschen Einwanderungssystem zu haben. Genauso viele verweisen auf die
vergleichsweise schwierige deutsche Sprache als besonderes Hindernis für
ihr Vorhaben. Etwa ein Drittel berichtet von Problemen, die
Einwanderungsregularien zu verstehen. Besonders alarmierend sollte sein,
dass fast die Hälfte der Befragten angab, ihr Vorhaben abbrechen zu wollen,
wenn ihre Bemühungen innerhalb weiterer sechs Monate keinen Erfolg bringen
würden.
Bei den Befragten, die es im Untersuchungszeitraum tatsächlich in die
Bundesrepublik geschafft haben, nahm die Begeisterung für Deutschland ab.
Nur rund ein Drittel von ihnen nimmt Deutschland als ein Land wahr, das
Einwanderer*innen „uneingeschränkt“ willkommen heißt, „teilweise“
willkommen fühlen sich immerhin 45 Prozent. Bei den Einwanderungswilligen
im Ausland sind es über 50 Prozent, die sich Deutschland als
„uneingeschränkt willkommenheißend“ vorstellen und rund 37 Prozent, die
wenigstens „teilweise“ eine Willkommenskultur erwarten. Rund zwei Drittel
derjenigen, die schon hier sind, gab aber immerhin an, in Deutschland
insgesamt zufrieden zu sein.
Inwieweit das neue Fachkräftegesetz die [3][Einwanderung in der Praxis]
tatsächlich vereinfacht und beschleunigt, bleibt abzuwarten. Besonderer
Knackpunkt dürfte die Bearbeitung der Anträge in den deutschen Botschaften
im Ausland sein. In der Studie der OECD berichten rund 40 Prozent der
Befragten von „langen Wartezeiten“. Bei zehn Prozent derjenigen, die ein
Visum erhielten, dauerte dieser Prozess länger als ein halbes Jahr. Schon
zur Verabschiedung des neuen Fachkräftegesetzes im Bundestag vor zwei
Wochen hieß es in Koalitionskreisen, das Auswärtige Amt müsse sich nun
insbesondere darum bemühen, Personal in den Botschaften aufzustocken.
7 Jul 2023
## LINKS
DIR [1] /Reform-des-Einwanderungsrechts/!5939961
DIR [2] /Einwanderung-von-Arbeitskraeften/!5938852
DIR [3] /Einwanderung-von-Fachkraeften/!5924147
## AUTOREN
DIR Frederik Eikmanns
## TAGS
DIR Fachkräftezuwanderungsgesetz
DIR Fachkräftemangel
DIR Einwanderung
DIR Bundesrat
DIR Einwanderungsgesetz
DIR Fachkräftezuwanderungsgesetz
DIR Fachkräftezuwanderungsgesetz
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Reform des Einwanderungsrechts: Neues Gesetz soll Fachkräfte locken
Nach heftiger Debatte mit der Union verabschieden die Ampelfraktionen das
Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Neu ist unter anderem die „Chancenkarte“.
DIR Debatte um Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Weg frei für Fachkräfte
Die Ampelfraktionen wollen am Freitag das Fachkräfteeinwanderungsgesetz
verabschieden. Neue Daten wecken Zweifel an der Fairness der
Westbalkanregelung.
DIR Einwanderung von Arbeitskräften: Bei Fachkräften punkten
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll Arbeitskräfte locken, auch
Geflüchtete können davon profitieren. Das Gesetz soll diese Woche
verabschiedet werden.