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       # taz.de -- Lübeck in die Dritte Liga aufgestiegen: Beim Jubeln soll es bleiben
       
       > Gerade erst wieder in der Dritten Liga angekommen, lastet auf der
       > Mannschaft VfB hoher Druck. Und zu Saison-Beginn wartet gleich ein
       > Gegner-Schreck.
       
   IMG Bild: Will in dieser Drittliga-Saison Gründe zum Jubeln liefern: Lübecks Trainer Lukas Pfeiffer (r.)
       
       Lübeck taz | Vorfreude auf ein Spiel gegen den SV Sandhausen? Das ist eher
       nicht so verbreitet, denn der Fußballverein aus der 15.000-Einwohner-Stadt
       nahe Heidelberg war in der vergangenen elf Jahren ein ziemlicher Abtörner
       für die gegnerischen Klubs, sowohl in der Zweiten Liga als auch als Gegner
       im DFB-Pokal. Nur ganz weit oben im Norden Deutschlands, in Lübeck und um
       Lübeck herum, sieht es anders aus. Der VfB Lübeck und seine Fans fiebern
       dem Spiel gegen den SVS sogar entgegen.
       
       Sandhausen ist am 5. August der erste Gegner für die Mannschaft des VfB
       Lübeck nach deren Rückkehr in die Dritte Liga. Und Lübeck-Trainer Lukas
       Pfeiffer sieht diese Partie gleich zu Beginn der Saison als Chance, um
       einschätzen zu können, wo seine Mannschaft derzeit steht. Zu Recht, denn
       immerhin hat der SVS elf Jahre lang in der Zweiten Fußball-Bundesliga
       gespielt und ist gerade erst abgestiegen.
       
       Lübeck ist aus der entgegengesetzten Richtung in die Dritte Liga gekommen,
       ist gerade aus der viertklassigen Regionalliga Nord aufgestiegen. Beim 1919
       gegründeten und bereits durch zwei Insolvenzen gegangenen Verein wären
       eigentlich alle schon rundum glücklich, wenn sich die Mannschaft länger in
       der Drittklassigkeit halten könnte als beim letzten Aufstieg im Jahr 2020.
       Dafür müsste nun der Klassenerhalt gelingen, was aber leichter gesagt sein
       dürfte als getan.
       
       Man erinnere sich da nur an den vergangenen Versuch, erstmals nach 2008 in
       der Dritten Liga wieder Fuß zu fassen. Vor drei Jahren waren die
       Grün-Weißen damit allerdings überfordert, vor allem zu Saisonbeginn. Nach
       einer Saison ging es wieder abwärts.
       
       ## Aufstieg in Dritte Liga war besonders
       
       Jetzt sei aber vieles anders, sagt Kapitän Tommy Grupe, der schon damals
       dabei gewesen war. Allein die Art des Aufstiegs unterscheide sich erheblich
       von dem im Jahr 2020, sagt der 31 Jahre alte Abwehrchef: „Wir haben den
       Aufstieg in Drochtersen geschafft und durften dann mit unseren Fans feiern
       – ein geiles Erlebnis. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn du
       einen Anruf erhältst und du gesagt bekommst: ‚Ihr seid jetzt
       aufgestiegen.‘“
       
       Grupe spielt darauf an, dass vor drei Jahren der Norddeutsche
       Fußball-Verband (NFV) nach einer coronabedingt abgebrochenen Saison in der
       Regionalliga Nord den VfB Lübeck zum Aufsteiger ernannt hatte, weil dieser
       zum Zeitpunkt des Abbruchs Mitte März in der Tabelle auf Rang eins
       gestanden hatte.
       
       Dieses Mal gelang der Sprung nach oben schon am viertletzten Spieltag. „Wir
       haben das Spiel direkt danach zwar verloren, sind aber dann doch noch
       Meister geworden. Das beschreibt uns auch als Mannschaft – es zeigt, dass
       wir immer mehr erreichen wollen“, sagt Grupe. „Und da wir uns auch noch für
       den DFB-Pokal qualifiziert haben, lief die letzte Saison richtig gut. Daran
       wollen wir anknüpfen.“
       
       Das Team sei gut verstärkt worden, auch in der Breite sei der Kader jetzt
       besser aufgestellt. „Ich sehe uns da eigentlich ganz gut gewappnet für die
       Dritte Liga. Der ganze Verein freut sich darauf“, sagt Grupe. „Wir hatten
       eine Coronasaison, in der wir Dritte Liga gespielt haben. Jetzt auf der
       Lohmühle mit Zuschauern, das ist ein großes Erlebnis für uns alle.“
       
       ## DFB-Pokal: Lübeck muss gegen Hoffenheim ran
       
       Das gilt gewiss auch für den DFB-Pokal, in dem es am 14. August in der
       ersten Runde gegen den Bundesligisten Hoffenheim geht. Für den VfB Lübeck
       ist das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell ein Erfolg. Bringt
       doch allein die Teilnahme am DFB-Pokal mehr als 200.000 Euro für den
       Verein, der seit vielen Jahren genau rechnen muss.
       
       Bei der Zusammensetzung des Lübecker Kaders wurde viel Wert auf Erfahrung
       gesetzt. Hanno Behrens (33 Jahre), Ulrich Taffertshofer (31) und der
       frühere FC-St.-Pauli-Profi Jean-Marc Schneider (29) wurden geholt. Im Kader
       finden sich auch noch die Routiniers Mirko Boland (36), Grupe (31) und
       Jannik Löhden (34).
       
       Erfahrung allein hievt ein Team aber nicht auf ein anderes Level. Gerade
       beim Thema Spielschnelligkeit bleiben einige Zweifel an der
       Drittliga-Tauglichkeit, das offenbarte der Test gegen den dänischen
       Zweitligisten Aalborg BK (1:4). „Wir haben auch schon ein bisschen
       Geschwindigkeit auf dem Platz“, hält VfB-Trainer Pfeiffer dagegen. „Akono
       Cyrill ist schnell, Marius Hauptmann, Robin Kölle. Aber wir wollen
       natürlich auch ein paar erfahrene Jungs haben, die Spieldynamiken erkennen
       und die sich auch von einem 0:2 nicht einschüchtern lassen. Deswegen ist
       ein guter Mix gefragt.“
       
       Dass er eine gute Mischung hat, davon ist der 32-jährige Trainer überzeugt.
       „Wir haben uns gut verstärkt. Trotzdem braucht es, bis die Räder ineinander
       greifen. Ich glaube, dass wir gut davor sein werden“, sagte Pfeiffer.
       
       ## VfB-Trainer fehlt noch A-Lizenz
       
       Er hat den VfB Lübeck in der vergangenen Saison zum Aufstieg geführt, die
       notwendige Trainerlizenz für die Dritte Liga fehlt ihm allerdings noch
       immer. Schuld daran: Corona.
       
       „Der Ball ist beim DFB. Wir warten, was da auf uns zukommt. Ich gehe nicht
       davon aus, dass es mit Punktabzug bestraft wird“, sagte Pfeiffer, der schon
       eine Zusage zu einem Lehrgang für die A-Lizenz hatte, bevor die Folgen der
       Pandemie alle Termine durcheinanderwirbelten. Anschließend wurden die
       Zulassungsbedingungen für die Teilnahme an A-Lizenz-Lehrgängen verändert.
       Pfeiffer steht im neuen Punktesystem weiter hinten, ist aber entschlossen:
       „Ich bin bereit, es zu machen, auch parallel zu meiner Trainertätigkeit. Es
       ist ein Weg für mich, den ich gehen muss und auch gehen werde.“
       
       23 Jul 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Görtzen
       
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