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       # taz.de -- G20 in Indien: Wie erwartet schwierig
       
       > Beim Energieministertreffen der G20 im indischen Goa konnte keine
       > Einigung erzielt werden. Wirtschaftsminister Habeck sieht dennoch
       > Fortschritte.
       
   IMG Bild: In Goa: Robert Habeck mit Australiens Energieminister Chris Bowen
       
       Es waren lange Nächte und Tage für die Unterhändler:innen, die das
       G20-Treffen mit dem Schwerpunkt Energiewende im indischen Goa vorbereitet
       hatten. Gastgeber Indien startete ambitioniert in die Sitzung. Auch wenn es
       Bedenken gab, dass es zu keinem einstimmig von allen G20-Mitgliedern
       akzeptierten Kommuniqué kommen würde.
       
       Einerseits wegen der Differenzen zwischen Russland und vielen westlichen
       Ländern aufgrund des [1][Angriffskrieges gegen die Ukraine], der seit dem
       indischen Vorsitz andauert. Zum anderen, da es schon bei den
       G20-Verhandlungen auf Bali im vergangenen Jahr Schwierigkeiten gab, einen
       Konsens zu finden. Auch in Indien ging die Gruppe der G20 ohne Fahrplan für
       den Ausstieg aus klimaschädlichen fossilen Energien aus den Gesprächen.
       
       Die Verhandlungen waren wie erwartet schwierig. Gastgeber Indien fasste
       jedoch 29 Punkte zusammen, denen die Mehrheit der G20 zustimmte. Neu war,
       dass die Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 weltweit auf
       neun Terawatt als Ziel aufgeführt wurde. Nicht alle Länder stimmten dem
       jedoch zu. Vor allem die großen Produzenten fossiler Energieträger wie
       Russland oder Saudi-Arabien lehnten dies ab. Der angereiste deutsche
       Energieminister Robert Habeck (Grüne) betonte jedoch, allein die Erwähnung
       dieses Ziels sei ein Fortschritt.
       
       ## Pflicht zu Energieeinsparungen bis 2030
       
       Er hob hervor, dass alle Länder einschließlich Russland und der „anderen
       Schwierigen“ sich verpflichtet hatten, die Energieeinsparungen bis 2030 zu
       verdoppeln. Zudem habe sich die G20 verpflichtet, bis Mitte des
       Jahrhunderts die energieintensive Industrie zu dekarbonisieren. „Das war
       davor noch nicht zu erreichen“, sagte Habeck.
       
       Ein indischer Energieexperte sagte der taz in Goa, dass sich dieses Mal
       ähnliche Probleme abzeichneten wie [2][bei der letzten Klimakonferenz
       (COP)] in Scharm al-Scheich in Ägypten und der „kleinen COP“ in Bonn. Die
       Streitpunkte seien die gleichen, was letztlich zu einer Blockade der
       Konferenzen geführt habe. Er bezeichnete es als eine verpasste Gelegenheit,
       dass Öl und Gas nicht in die Dekarbonisierungsgespräche einbezogen wurden.
       
       Als Gründe für die Uneinigkeit nannte er aus seiner Perspektive „die
       mangelnde Bereitschaft des globalen Nordens, die Ziele für erneuerbare
       Energien zu beschleunigen, die Klimafinanzierung zu erhöhen und sich zu
       weigern, Erdgas in die Ausstiegsgespräche einzubeziehen“.
       
       Gastgeber Indien hofft dennoch, dass seine „gemeinsame Zusammenfassung“ als
       Fahrplan für die [3][28. Weltklimakonferenz, kurz COP 28, dienen kann, die
       vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai] stattfinden soll.
       
       Aus Delegationskreisen war zu hören, dass der enge Zeitrahmen auch ein
       Grund dafür sei, dass Formulierungen in der indischen Zusammenfassung
       verwässert wurden, da die Zeit zur Überarbeitung gefehlt habe. Auf der
       Klimakonferenz werden die Unterhändler mehr Zeit haben und vielleicht auch
       mehr Glück bei den Verhandlungen.
       
       23 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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