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       # taz.de -- DFB-Team nach Auftaktsieg: Stolz und Sicherheit
       
       > Nach dem Erfolg gegen Marokko herrscht beste Stimmung im DFB-Team. Man
       > weiß nun, dass der Kader tief genug ist, wenn wichtige Stützen ausfallen.
       
   IMG Bild: Lea Schüller feiert ihren Treffer im ersten Spiel gegen Marokko
       
       Wyong taz | Die Melbourne Docklands gelten als das Megaprojekt einer
       atemberaubenden Großstadt. Milliardenschwere Investitionen haben in den
       alten Hafenanlagen teure Wohnungen für 30.000 Menschen, ein tolles Football
       Stadium und natürlich auch futuristische Hotels entstehen lassen. Eine
       komplett schwarz verglastes Luxusherberge steht an der Waterfront in
       zweiter Reihe hinter Palmen, in dem die deutschen Fußballerinnen [1][nach
       dem Kantersieg gegen Marokko (6:0)] eine weitere Nacht verbracht haben. Am
       Dienstagmorgen unternahmen etliche Spielerinnen eine schnelle Shoppingtour,
       ehe es zum Flieger nach Newcastle und dann zurück ins Quartier nach Wyong
       ging. Mit Selbstvertrauen statt Selbstzweifeln.
       
       Ehe die Vorbereitung aufs zweite WM-Gruppenspiel gegen Kolumbien (Sonntag,
       11.30 Uhr MESZ/ARD) anläuft, steht der Mittwoch zur freien Verfügung.
       Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hält am Mix aus Anspannung und
       Entspannung fest. Schöne Plätze an der Central Coast gibt es noch genügend
       zu entdecken – man muss in diesem riesigen Land nur weit genug fahren. „Es
       wird bestimmt auch wieder einiges angeboten“, sagte Torhüterin Merle
       Frohms, die ihre Vorderleute dafür lobte, „auf den Punkt zu performen“.
       
       Mittelfeldspielerin Lina Magull fand, es sei wichtig gewesen, „für uns
       selbst ein Zeichen zu setzen, natürlich auch ein gutes Gefühl nach
       Deutschland zu vermitteln“, aber übertreiben müsse man auch nicht. Eine
       Führungskraft wie Svenja Huth sieht angesichts weiterhin zu vieler
       Abspielfehler noch „viel Luft nach oben“. Dennoch schien in der
       australischen Sportkapitale von einigen so viel Ballast abzufallen wie nach
       einer besonders ekligen Dschungelprüfung. [2][„Girl on Fire“ von Alicia
       Keys] trällerte sogar die sonst doch eher schüchterne Stürmerin Jule Brand
       voller Inbrunst mit, als der Fifa-Bus zurück vom Olympic Park durch den
       Regen fuhr.
       
       Mal wieder Feuer und Flamme scheint Alexandra Popp zu sein, die für die
       Mission zum dritten Stern brennt wie kaum eine andere. Die wegen ihres
       kürzlich verstorbenen Vaters einigermaßen sentimentale Doppeltorschützin
       hat sich einmal mehr als Unterschiedsspielerin herausgestellt. Auch wenn
       die Niederlage im von der 32-Jährigen unglücklicherweise verletzt
       verpassten EM-Finale das Gegenteil zu belegen scheint – eine alleine kann
       sicher nicht alles richten.
       
       ## Gute Kaderhygiene
       
       Insofern ist es eine gute Botschaft, dass ihre eingewechselte Vertreterin
       Lea Schüller vor dem Block mit den meisten der 2.500 deutschen Fans traf.
       Vielleicht wird sie ja im Turnierverlauf noch so wichtig, wie es Sara
       Doorsoun oder Melanie Leupolz bereits geworden wind. Deren Einsätze kamen
       für die Kaderhygiene zu einem idealen Zeitpunkt. Gegen den mit Abstand
       schwächsten WM-Gegner blieben kleine Wackler folgenlos.
       
       Die bereits bei der WM 2019 in allen fünf Spielen zum Einsatz gekommene
       Doorsoun wisse, „wie man Dinge abläuft“, lobte die Bundestrainerin. „Ihre
       positive Energie tut uns gut.“ Die 31-jährige Abwehrspielerin hat über den
       Fußball zu sich selbst gefunden.
       
       Das hat bei Leupolz eher die Geburt ihres Sohnes, den sie nach Australien
       mitgenommen hat, bewirkt. „Auf dem Weg zum Stadion musste ich mich selbst
       mal kneifen, dass ich wirklich wieder bei der Weltmeisterschaft bin, sogar
       in der Startaufstellung stehe und mein Land repräsentieren darf.“ Der
       Stolz war der 29-Jährigen anzusehen.
       
       Vor den Augen des designierten DFB-Sportdirektors Sami Khedira sandte
       Leupolz eine klare Botschaft: Es geht im Notfall eben auch ohne die in
       England bei der EM so überragenden Stützen Marina Hegering und Lena
       Oberdorf. Letztere hat hernach bestens gelaunt herumgewitzelt. Es ist also
       zu vermuten, dass sie bald wieder die grätschende Spaßverderberin spielen
       darf. „Ich bin zuversichtlich, aber das bin ich ja immer in jeder
       Situation.“
       
       Die 21-Jährige wird Zuversicht [3][im fast ausverkauften Football Stadium
       von Sydney] am Wochenende auch brauchen. Denn Kolumbien hat seine
       Qualitäten mit einem ersten Ausrufezeichen beim 2:0 gegen Südkorea
       unterstrichen. Voss-Tecklenburg warnte erneut vor der „körperlichen Wucht
       und starken Physis“, hinzu kommt eine bisweilen grenzwertige Gangart, auf
       die sich ihr Team gedanklich einstellen muss.
       
       Gleichwohl: Bei allem Respekt vor den Fortschritten beim
       Copa-America-Zweiten kann für die DFB-Frauen allein der Gruppensieg das
       Ziel sein. Mehr als ein netter Nebeneffekt wäre es, dass es dann zum
       Achtelfinale am 8. August erneut nach Melbourne gehen würde. Der
       Gruppenzweite muss am selben Tag in Adelaide antreten. Auch nicht schlecht,
       aber bei Weitem nicht so atemberaubend.
       
       25 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=J91ti_MpdHA
   DIR [3] /Entspannte-Stimmung-bei-der-WM/!5946696
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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