# taz.de -- Junta in Myanmar verlängert Ausnahmezustand: Vom Protest zur Revolution
> Myanmars Generäle zeigen Zeichen der Verzweiflung und greifen auf
> unglaubwürdige Taktiken zurück. Doch auch die Widerstandsbewegung hat ein
> Problem.
IMG Bild: Mit einer gigantischen Buddhastatue versucht sich die Junta bei der Bevölkerung einzuschmeicheln
Längst ist klar: Myanmars Generäle haben sich verrechnet. Statt das Land
mit dem Putsch vom 1. Februar 2021 schnell unter Kontrolle zu bekommen und
nur den allenfalls von ethnischen Minderheiten erwarteten Widerstand
brechen zu müssen, ist die Kontrolle des Militärs heute geringer und der
bewaffnete Widerstand erfolgreicher denn je. Das zeigt auch die am Montag
verkündete erneute Verlängerung des Ausnahmezustands. Dabei verstößt dies
sogar gegen die vom Militär selbst geschriebene Verfassung.
In Myanmar macht längst das Wort von der Revolution die Runde. Denn es geht
gar nicht mehr darum, den Zustand vor dem Putsch wiederherzustellen,
sondern um eine möglichst demokratische Revolution.
Dies trifft aber nicht nur das selbstherrliche Militär, sondern auch die
bisherige Widerstandsikone Aung San Suu Kyi. Sie ist mit ihrem gewaltlosen
Widerstand wie mit ihrer Machtteilung mit dem Militär gescheitert, ganz
abgesehen von ihrer Duldung und dann sogar [1][Verteidigung der Vertreibung
Hunderttausender Rohingya].
Das bedrängte Militär greift jetzt auf zwei bekannte Taktiken zurück: Auf
die [2][Einweihung einer gigantischen Buddhastatue], um sich als wahre
Verteidiger des Glaubens der Bevölkerungsmehrheit zu inszenieren. Und auf
die [3][Verlegung Aung San Suu Kyis vom Gefängnis in den Hausarrest]. Das
soll international Humanität zeigen.
## Die hilflose Kosmetik der Generäle
Doch diese beiden kosmetischen Maßnahmen dürften nicht verfangen. Der Krieg
gegen die Bevölkerung hat mit Buddhismus nichts gemein. Und Aung San Suu
Kyi genießt zwar wegen historischer Verdienste [4][noch hohes Ansehen].
Doch die Widerstandsbewegung hat sich von ihr längst emanzipiert. Die
Zeichen stehen auf gewaltsame Revolution, weil der friedliche Protest
sträflich ignoriert wurde.
Ein milderer Umgang mit Aung San Suu Kyi ist deshalb für die Junta kein
Trumpf mehr, sondern zeigt neben der Verlängerung des Ausnahmezustands ihre
Verzweiflung. Trotzdem hat die Lady, wie sie ehrfurchtsvoll genannt wird,
immerhin die Fähigkeit gehabt, als Symbol der Demokratiebewegung deren
divergierende Kräfte halbwegs zusammenzuhalten.
So eine Kraft fehlt heute. Solange es gegen das Militär geht, eint die
Widerstandsgruppen das gleiche Ziel. Doch sollten sie eines Tages die
Generäle zum Rückzug zwingen, könnten interne Machtkämpfe folgen. Das muss
nicht zwangsläufig eintreten, aber noch fehlt es der Revolution an einer im
Inland wie international anerkannten Führung.
31 Jul 2023
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## AUTOREN
DIR Sven Hansen
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