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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Schlimmer geht's immer
       
       > Nach 100-Tagen Schwarz-Rot wird Bilanz gezogen. Auf dem anarchistischen
       > CSD wird dies niemanden interessieren, auf dem Euro Young Classic wohl
       > eher.
       
   IMG Bild: Die Erwartungen an Wegner und Co. waren niedrig, konnten aber teilweise noch untertroffen werden
       
       Gott hat die Welt bekanntlich in sieben Tagen erschaffen. Zwar hätte sie
       sich angesichts der ganzen Unzulänglichkeiten, mit denen wir uns heute
       tagtäglich herumschlagen müssen, ruhig ein paar Tage mehr Zeit nehmen
       können, aber alles in allem eine respektable Leistung.
       
       In Ermangelung göttlicher Macht arbeiten die Mühlen in der Politik deutlich
       langsamer. Allein ein Radschnellweg braucht in der Regel vom Planungsbeginn
       bis zur Fertigstellung zehn Jahre. Dementsprechend sollte man auch die
       Erwartungen herunterschrauben, wenn man am Mittwoch eine erste Bilanz nach
       100 Tagen Schwarz-Rot ziehen möchte.
       
       Immerhin, dass sie niedrige Erwartungen noch unterbieten kann, hat die
       Koalition mit dem [1][Planungsstopp] für Radwege eindrücklich bewiesen.
       Passend zum 100-Tage-Jubiläum ruft das Bündnis [2][Respect Cyclist] zu
       einer abendlichen Fahrraddemo auf. Die Demo startet am Mittwoch um 17.30
       Uhr am Falkplatz vor der Max-Schmeling-Halle.
       
       Deutlich schlimmer hätte es hingegen bei [3][den Haushaltsverhandlungen]
       kommen können. Entgegen allen Befürchtungen, auch den letzten Rest
       funktionierende Infrastruktur kaputt zu sparen, betreibt Schwarz-Rot eine
       vergleichsweise besonnene Haushaltspolitik. Die 5 Milliarden Euro
       [4][Sondervermögen] fürs Klima sind keine Selbstverständlichkeit, und auch
       der Kulturbereich wurde vor einem finanziellen Kahlschlag verschont.
       
       ## Klassik, Indien und Anarchie
       
       Mit reinem Gewissen wird sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU)
       daher am Freitag beim Auftakt des [5][Young Euro Classic] sehen lassen
       können. Für das Klassikfestival kommen Jugendorchester aus aller Welt nach
       Berlin. Bis zum 27. August treten insgesamt 16 Orchester und zwei Bigbands
       auf, unter anderem aus Kuba, den USA und der Ukraine.
       
       „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchiat“ – so oder so ähnlich dürfte das
       differenzierte Urteil über die Arbeit des Senats bei den
       Teilnehmer:innen des diesjährigen anarchistischen CSD lauten. Statt
       andauernd über die Qualität seines eigenen Beherrschtseins zu debattieren,
       ist Selbstorganisation und gegenseitige Hilfe die anarchistische Antwort.
       Los geht's am Samstag ab 18.30 Uhr vom Arnswalder Platz, durch
       Friedrichshain geht es nach Kreuzberg zum Mariannenplatz.
       
       Wen seine Ablehnung gegenüber Nationalstaaten nicht daran hindert, der kann
       vor dem anarchistischen CSD noch beim [6][Indien-Festival] vorbeischauen,
       das die indische Botschaft am Samstag in der Villa Elisabeth ausrichtet.
       Das Festival ist kostenlos, es gibt Konzerte, Perfomances und Workshops.
       Bei Yoga lässt sich dann vielleicht auch innerer Frieden mit der göttlichen
       Schöpfung und 100 Tage CDU-regiertem Berlin finden.
       
       31 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Berlin-stoppt-Verkehrswende/!5938884
   DIR [2] https://www.respectcyclists.de/
   DIR [3] /Haushaltsentwurf-fuer-Berlin/!5943504
   DIR [4] /Berliner-Klima-Sondervermoegen/!5951658
   DIR [5] https://young-euro-classic.de/
   DIR [6] https://www.berlin.de/events/8335494-2229501-namaste-indienfestival.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
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