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       # taz.de -- Temporäre Spielstraßen in Berlin: Laufrad statt Auto
       
       > Temporäre Spielstraßen feiern ihr vierjähriges Jubiläum in Berlin. Trotz
       > großen Erfolgs ist das Projekt bedroht.
       
   IMG Bild: Einmal in der Woche müssen Autos in der Böckhstraße für einen Nachmittag Platz auf der Straße machen
       
       Berlin taz | Wettfahrten auf Laufrädern, Kinderlachen und Kreidekunstwerke
       auf der Straße: Wo sonst Autos fahren, toben die jüngsten
       Berliner*innen regelmäßig auf temporären Spielstraßen. Am Mittwoch wird
       die Böckhstraße in Kreuzberg zum 100. Mal zur temporären Spielstraße.
       [1][Im August 2019 war sie die erste ihrer Art in Berlin.] Seitdem treffen
       sich dort in den Sommermonaten jeden Mittwochnachmittag Kinder und
       Erwachsene. Auch das Projekt an sich, das mittlerweile aus 24 Spielstraßen
       besteht, feiert fast auf den Tag genau sein vierjähriges Bestehen.
       
       Doch der Initiative droht das Aus. Im [2][neuen Doppelhaushalt] sei
       deutlich zu wenig Geld eingeplant, um das Projekt am Laufen zu halten, sagt
       Gabi Jung, Sprecherin des Bündnisses Temporäre Spielstraßen, der taz.
       
       Gegründet hat sich die Initiative 2019, um die „Unterversorgung mit
       Spielplätzen“ anzugehen, erzählt Jung. Natürlich gehe es auch um die
       Verkehrswende und eine alternative Nutzung von Straßen. Sie spreche lieber
       von „Spiel- und Nachbarschaftsstraßen, weil es um die ganze Nachbarschaft
       geht“. Das Projekt werde sehr gut angenommen. „Manchmal ist es echt
       rappelvoll.“
       
       Trotz des großen Erfolgs sind für das Projekt im Haushaltsentwurf für 2024
       und 2025 nur je 50.000 Euro vorgesehen. Für das laufende Jahr sind noch
       180.000 Euro angesetzt. Diese werden laut Jung auch in den nächsten Jahren
       benötigt.
       
       ## Andere Finanzierungsmöglichkeiten müssen her
       
       Das bestätigt auch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das für die
       Koordination aller Spielstraßen zuständig ist. „Von den 24 Spielstraßen
       berlinweit würden 14 in der kommenden Saison auf jeden Fall nicht mehr
       stattfinden, da das Aufstellen der temporären Verkehrszeichen nicht mehr
       finanziert werden könnte“, heißt es auf taz-Anfrage. Dabei gebe es großes
       Interesse, das Projekt fortzuführen. Derzeit würden andere
       Finanzierungsmöglichkeiten geprüft.
       
       Holger Hofmann ist Bundesgeschäftsführer des deutschen Kinderhilfswerkes,
       das auch Teil des Bündnisses ist, und sagt: „Die beabsichtigte
       Mittelkürzung des Senates für das Programm ist eine Ohrfeige für die
       betroffenen Kinder und Familien.“ Die temporären Spielstraßen seien an
       vielen Orten die einzige Möglichkeit für Kinder, draußen zu spielen.
       
       Hofmann warnt, dass der Wegfall der Spielstraßen vor allem [3][Kinder aus
       ärmeren Familien] treffen werde, da diese weniger Ausweichmöglichkeiten
       haben. „Berlin verliert damit ein Stück seine Vorreiterrolle“, sagt er und
       fordert die Bezirke dazu auf, sich für dieses wichtige Projekt stark zu
       machen.“ CDU und SPD könnten das Aus durch eine „Korrektur in den
       Haushaltsverhandlungen“ verhindern.
       
       1 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Kajo Roscher
       
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