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       # taz.de -- Celac-EU-Gipfel: Mit gemeinsamer Schlusserklärung
       
       > Die lateinamerikanischen und EU-Vertreter verurteilen den Ukraine-Krieg.
       > Das Abschlussdokument unterzeichneten auch Venezuela und Kuba.
       
   IMG Bild: Brasiliens Präsident Lula da Silva und Chiles Präsident Gabriel Boric vertraut beim Gipfel
       
       Buenos Aires taz | Am Ende gab es [1][beim Treffen der 33 Staats- und
       Regierungschefs aus Lateinamerika und der Karibik (Celac) sowie der 27
       EU-Mitgliedstaaten] in Brüssel doch eine gemeinsame Schlusserklärung. Nur
       Nicaragua weigerte sich, das 41-Punkte-Dokument zu unterzeichnen, und das
       auch nur wegen des Absatzes über die [2][Bewertung des Ukraine-Krieges].
       
       Lange hatte das Dokument auf der Kippe gestanden. Schließlich brachten die
       Unterzeichnenden ihre „tiefe Besorgnis über den anhaltenden Krieg gegen die
       Ukraine, der nach wie vor unermessliches menschliches Leid verursacht und
       die bestehenden Schwachstellen in der Weltwirtschaft verschärft“ zum
       Ausdruck. „Wir unterstützen alle diplomatischen Bemühungen, die auf einen
       gerechten und nachhaltigen Frieden im Einklang mit der UN-Charta abzielen“,
       heißt es.
       
       Zwar wird Russland nicht als der Aggressor mit Namen genannt, aber mit dem
       Verweis auf die UN-Resolutionen, in denen Russland zuletzt im Februar zum
       Rückzug aus der Ukraine aufgefordert wurde, gaben sich die auf eine
       eindeutigere Stellungnahme drängenden Europäer zufrieden. Dass zu den 59
       Unterzeichnenden auch die Vertreter*innen Venezuelas und Kubas gehören,
       wertete EU-Ratspräsident Charles Michel denn auch als Erfolg.
       
       ## Celac-EU-Treffen: mehr als nur Ukraine-Krieg
       
       Dabei durfte Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez nur mit einem
       eigens von der EU ausgestellten Sondervisum nach Belgien einreisen, um bei
       dem Treffen das Regime von Staatschef Nicolás Maduro zu vertreten. Weniger
       Probleme hatte Miguel Díaz-Canel. Der kubanische Präsident schaffte es
       zudem, dass in der Abschlusserklärung gefordert wird, „das gegen Kuba
       verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzembargo aufzuheben“. Wobei die
       USA namentlich nicht genannt sind und auch hier auf eine UN-Resolution vom
       November 2022 verwiesen wird.
       
       Dann erinnerte der argentinische Präsident Alberto Fernández auf der
       Abschlusskonferenz daran, dass man nicht zu einem Gipfeltreffen über den
       Ukraine-Krieg zusammengekommen sei, sondern um die Beziehungen zwischen der
       EU und der Celac neu zu definieren, und dass das letzte Treffen vor acht
       Jahren stattgefunden habe.
       
       In der gemeinsamen Erklärung wird die sogenannte [3][Global Gateway
       Initiative erwähnt], mit der die EU 45 Milliarden Euro in Projekte in
       Lateinamerika und der Karibik investieren will. „Mehr als 135 Projekte sind
       bereits in der Pipeline, von sauberem Wasserstoff bis zu kritischen
       Rohstoffen, vom Ausbau leistungsfähiger Datenkabelnetze bis zur Produktion
       modernster RNA-Impfstoffe“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
       der Leyen. Dabei gehe es auch um die „Schaffung lokaler
       Wertschöpfungsketten“ in Lateinamerika und der Karibik, so die
       EU-Kommissionspräsidentin.
       
       Diese neue projektorientierte Investitionsstrategie der EU legt nahe, dass
       zumindest die Energieversorgung mit grünem Wasserstoff sowie [4][der Zugang
       zu Rohstoffen wie Lithium gesichert werden sollen], wenn schon der freie
       Zugang zu den Märkten in Lateinamerika und der Karibik nicht erreicht
       werden kann. Bei den in der Warteschleife kreisenden Freihandelsabkommen
       zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur
       (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay), sowie mit Mexiko und Chile gab
       es außer wohlwollenden Aussagen keine konkreten Fortschritte.
       
       In welche Richtung diese Projekte in erster Linie zielen, zeigen die mit
       Argentinien und Uruguay geschlossenen zwei Absichtserklärungen zur
       Herstellung von grünem Wasserstoff. Und bei der mit Chile unterzeichneten
       Absichtserklärung für ein Rohstoffabkommen geht es um den Zugang zu den
       Lithium-Vorkommen des Andenstaates. Woher Argentiniens Präsident Fernández
       seinen Optimismus nimmt, dass das „Ende des Extraktivismus und der Rolle
       Lateinamerikas und der Karibik als Rohstofflieferanten“ gekommen ist,
       bleibt sein Geheimnis.
       
       19 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Celac-Treffen-der-EU-in-Bruessel/!5944833
   DIR [2] https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2023/07/18/declaration-of-the-eu-celac-summit-2023-17-18-july-2023/
   DIR [3] /Von-der-Leyen-in-Suedamerika/!5940685
   DIR [4] /Abkommen-zwischen-EU-und-Lateinamerika/!5945009
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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