URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Afrika möchte vermitteln
       
       > Südafrikas Präsident will während eines Gipfels den Frieden zwischen
       > Russland und der Ukraine vorantreiben. Ein Nawalny-Mitarbeiter muss neun
       > Jahre in Haft.
       
   IMG Bild: Er will vermitteln: Südafrikas Präsident Ramaphosa, bei einem Treffen mit Putin im Juni
       
       ## Weiterer Nawalny-Mitarbeiter zu Haftstrafe verurteilt
       
       In Russland ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Putin-Gegners Alexej Nawalny
       wegen Beteiligung an einer „extremistischen Gemeinschaft“ zu neun Jahren
       Gefängnis verurteilt worden. Dabei handelt es sich um Wadim Ostanin, der
       das Büro des inhaftierten Oppositionspolitikers in der sibirischen Stadt
       Barnaul geleitet hatte. Er sei zudem der Beteiligung an einer Gruppe für
       schuldig befunden worden, deren Tätigkeit Gewalt gegen Bürger beinhalte.
       Dabei habe Ostanin ausnahmslos „legale politische Arbeit“ geleistet,
       schrieb Nawalnys Team. Erst im vergangenen Monat war die Nawalny-Aktivistin
       Lilija Tschanyschewa wegen Extremismusvorwürfen zu siebeneinhalb Jahren
       Haft verurteilt worden. Nawalny hatte kürzlich eine neue Kampagne gegen
       Präsident Wladimir Putin und den Krieg in der Ukraine angekündigt.
       
       Ostanin wurde im Dezember 2021 festgenommen und in Moskau festgehalten,
       bevor er nach Barnaul verlegt wurde, wo er vor Gericht stand. In einem von
       Nawalnys Team veröffentlichen Brief beschrieb er, wie er für ein Geständnis
       unter Druck gesetzt worden sei, das er aber verweigert habe. Bei seiner
       Ankunft aus Moskau in Barnaul sei er ohne Erklärung in eine etwa sechs
       Quadratmeter große Einzelzelle in einem Keller mit einem mit Schutt
       bedeckten Fenster gesteckt worden. Etwa eine Woche später sei die Zelle mit
       knöcheltiefem Wasser geflutet worden. In der Zelle habe es Ratten, Ameisen
       und Spinnen gegeben. (rtr)
       
       ## Russland greift Ziele entlang der Donau an
       
       Russland greift der Ukraine zufolge Ziele entlang der Donau an. „Die
       russischen Terroristen haben in der Nacht erneut die Region Odessa
       angegriffen. Hafenanlagen an der Donau sind dieses Mal das Ziel“, schreibt
       der Gouverneur der Region, Oleh Kiper, auf Telegram. Nachdem Russland das
       Schwarzmeer-Getreideabkommen vor einer Woche auslaufen ließ, sind für den
       Export von ukrainischem Getreide Wasserstraßen wie die Donau als
       alternative Route wichtiger geworden. (rtr)
       
       ## Ukraine erobert 227 Quadratkilometer zurück
       
       Die ukrainischen Truppen haben in etwa sieben Wochen Gegenoffensive nach
       eigenen Angaben 227 Quadratkilometer Land von Russland zurückerobert. An
       den südlichen Abschnitten der Front seien dabei Gebietsgewinne von 192
       Quadratkilometern erzielt worden, teilte die stellvertretende
       Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag mit. Davon seien zwölf
       Quadratkilometer innerhalb der vergangenen Woche befreit worden. Zum
       Vergleich: 227 Quadratkilometer entsprechen annähernd der Fläche der Stadt
       Duisburg in Nordrhein-Westfalen.
       
       Im Abschnitt um die russisch kontrollierte Stadt Bachmut eroberte die
       Ukraine demnach insgesamt 35 Quadratkilometer zurück. In der vergangenen
       Woche seien dabei im östlichen Gebiet Donezk vier Quadratkilometer dazu
       gekommen. Solche Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig
       überprüfen. Der russische Angriffskrieg dauert seit 17 Monaten.
       Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge kontrolliert Russland
       einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim noch mehr als 100.000
       Quadratkilometer ukrainischen Gebiets. (dpa)
       
       ## Afrika will Frieden vorantreiben
       
       Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa will während eines
       Russland-Afrika-Gipfels diese Woche einen Friedensplan zwischen Russland
       und der Ukraine vorantreiben. Das Treffen, das am Donnerstag im russischen
       St. Petersburg beginnt, „bietet Gelegenheit, die Gespräche mit Präsident
       (Wladimir) Putin über vertrauensbildende Maßnahmen fortzusetzen, die
       förderliche Bedingungen für einen Weg zum Frieden zwischen Russland und der
       Ukraine schaffen werden“, teilte Ramaphosa am Montag mit.
       
       Südafrikas Präsident leitet eine afrikanische Friedensinitiative für ein
       Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Dieser hat durch den
       Stopp des Getreideabkommens durch Moskau auch für Afrika an neuer Brisanz
       gewonnen.
       
       Im Juni war eine afrikanische Delegation unter Leitung von Ramaphosa zu
       Vermittlungsbemühungen nach Moskau und Kyjiw gereist, allerdings ohne
       erkennbaren Erfolg. Ende Juni hatte die südafrikanische Außenministerin
       Naledi Pandor dann eine Fortsetzung der afrikanischen Friedensinitiative
       angekündigt. Sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch
       Putin hätten laut Pandor ein weiteres Treffen mit den afrikanischen
       Staatschefs zugesagt.
       
       Der afrikanischen Delegation gehören neben Südafrika Vertreter aus Ägypten,
       Senegal, Sambia, der Republik Kongo, Uganda und den Komoren an. Ihre
       Friedensinitiative umfasst nach eigenen Angaben einen Zehn-Punkte-Plan.
       Viele afrikanische Staaten leiden unter dem Krieg, weil sie auf Getreide
       und Dünger aus Russland und der Ukraine angewiesen sind – was jetzt fehlt.
       (dpa)
       
       ## Mehr als eine Milliarde Euro Spenden für Ukraine
       
       Die Menschen in Deutschland haben 2022 eine Milliarde Euro für die Nothilfe
       in der Ukraine gespendet. Dies sei der höchste Betrag, der hierzulande
       jemals anlässlich einer einzelnen Notsituation gespendet wurde, teilte das
       Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) am Montag in Berlin mit.
       In den Zahlen nicht enthalten seien das große ehrenamtliche Engagement für
       die betroffenen Menschen und die ebenfalls nicht konkret zu beziffernden
       Sachspenden, hieß es.
       
       Laut DZI erhielten 2022 für die Ukraine-Nothilfe 43 Organisationen Spenden
       von mehr als einer Million Euro. So sammelte allein die Aktion Deutschland
       Hilft 253 Millionen Euro ein. Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe kam auf
       149,3 Millionen Euro. Das DRK, der Caritasverband und die Diakonie
       Katastrophenhilfe erhielten 83,8 Millionen, 41,7 Millionen und 31 Millionen
       Euro an Spenden für die Opfer des russischen Angriffskrieges. (epd)
       
       ## Sprengstoffspuren auf ausländischem Frachter gefunden
       
       Der russische Inlandsgeheimdienst (FSB) hat nach eigenen Angaben Rückstände
       von Sprengstoff in einem ausländischen Getreidefrachter gefunden. Das
       Schiff sei von der Türkei auf dem Weg nach Rostow am Don gewesen, um
       Getreide zu laden, teilt der FSB mit. Im Mai habe der Frachter im
       ukrainischen Hafen Kilija gelegen und könnte zum Transport von Sprengstoff
       genutzt worden sein, heißt es weiter. (rtr)
       
       ## Munitionslager auf Krim bei Drohnenangriff getroffen
       
       Bei einem Drohnenangriff auf die 2014 von Russland annektierte
       [1][Schwarzmeer-Halbinsel Krim] ist erneut ein Munitionslager getroffen
       worden. Über der Krim seien elf Drohnen abgeschossen oder per Störfunk zum
       Absturz gebracht worden, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter
       Sergej Aksjonow am Montag mit. Es gebe jedoch einen „Einschlag im
       Munitionsdepot im Landkreis Dschankoj“. Zudem sei ein Wohnhaus im Süden der
       Halbinsel beschädigt worden.
       
       Dschankoj ist ein Landkreis im Nordosten der Krim. Hier sind viele Lager
       und Depots zur Versorgung der russischen Besatzungstruppen im Süden der
       Ukraine untergebracht. Über die Krim läuft die wichtigste Versorgungslinie
       dieser Einheiten. Aksjonow machte keine konkreten Angaben zu den
       Auswirkungen des Treffers im Munitionsdepot. Der Bahn- und Fahrzeugverkehr
       auf der Trasse zwischen Dschankoj und der Regionalhauptstadt Simferopol
       wurde eingestellt. Die anliegenden Ortschaften sollen evakuiert werden.
       
       Bereits vergangene Woche wurden auf der Krim zwei Munitionslager bei
       Angriffen getroffen. In beiden Fällen bestätigte [2][das ukrainische
       Militär], hinter den Attacken zu stehen. Zudem wurde Anfang vergangener
       Woche bei einem Drohnenangriff die vom russischen Festland zur Krim
       führende Brücke beschädigt. (dpa)
       
       ## Russland meldet Drohnenangriff auf Moskau
       
       Die russische Hauptstadt Moskau ist in der Nacht zum Montag wieder mit
       Drohnen angegriffen worden. Das russische Verteidigungsministerium machte
       die Ukraine dafür verantwortlich. Aus Kyjiw gab es dafür keine Bestätigung.
       Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin zufolge wurde durch den Angriff mit
       zwei Drohnen niemand verletzt.
       
       Das Verteidigungsministerium sprach von einem „Terroranschlag“. Nach
       Angaben der Militärs wurden die Drohnen mit Störfunk zum Absturz gebracht.
       Demnach wurde eine Drohne über dem Zentrum Moskaus entdeckt, eine weitere
       im Süden der Stadt. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Notfalldienste
       wurde ein Bürohochhaus getroffen, möglicherweise auch durch Trümmer.
       Bürgermeister Sobjanin sprach von zwei getroffenen Gebäuden. (dpa)
       
       ## Weiter Angriffe auf Odessa
       
       Bei einem erneuten russischen Luftangriff auf die ukrainische
       Schwarzmeer-Stadt Odessa sind vier Menschen verletzt worden. Bei dem
       Drohnenangriff sei ein Getreidelager am Hafen zerstört worden, teilt das
       ukrainische Militär mit. Bei den Verletzten handele es sich um
       Hafenarbeiter. Ersten Erkenntnissen zufolge habe die Luftabwehr drei
       Drohnen abfangen können.
       
       Russland hat nach dem Rückzug aus dem Getreide-Exportabkommen Odessa
       zuletzt fast täglich mit Raketen und Drohnen angegriffen. Die Führung in
       Moskau hat die Angriffe als Vergeltung für einen Angriff auf die
       Krim-Brücke bezeichnet, die für den militärischen Nachschub wichtig ist.
       Die Ukraine hat den Angriff auf die Brücke zwar begrüßt, ihn aber nicht für
       sich reklamiert. (rtr)
       
       ## Putin sichert afrikanischen Ländern Getreidelieferungen zu
       
       Vor dem Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg hat Wladimir Putin
       versichert, mögliche Engpässe nach dem [3][Auslaufen des Getreideabkommens]
       mit der Ukraine aufzufangen. Russland sei „in der Lage, ukrainisches
       Getreide auf kommerzieller Basis und kostenfrei zu ersetzen, zumal wir
       dieses Jahr eine weitere Rekordernte erwarten“, erklärte Putin in einem am
       Montag auf der Internetseite des Kremls veröffentlichten Artikel.
       
       Ungeachtet der gegen sein Land verhängten Sanktionen werde Russland „seine
       energischen Bemühungen fortsetzen, um die Verteilung von Getreide,
       Lebensmitteln, Düngemitteln und anderen Gütern nach Afrika
       sicherzustellen“, schrieb Putin in dem Artikel mit dem Titel „Russland und
       Afrika: gemeinsame Anstrengungen für Frieden, Fortschritt und eine blühende
       Zukunft“.
       
       Das Getreideabkommen war im Juli 2022 unter Vermittlung der UNO und der
       Türkei vereinbart worden. Die Übereinkunft ermöglichte es der Ukraine,
       trotz des Krieges über das Schwarze Meer Getreide zu exportieren. Seit
       Inkrafttreten wurden so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen
       Häfen ausgeführt.
       
       Vergangenen Montag hatte Russland das Getreideabkommen nach einem Jahr für
       beendet erklärt. Moskau begründete seinen Rückzug unter anderem damit, dass
       die Getreidelieferungen ihr Ziel nicht erreicht hätten und Russlands eigene
       Ausfuhr von Agrarprodukten und Düngemitteln blockiert worden sei. Später
       kündigte Moskau an, alle Frachter im Schwarzen Meer mit dem Ziel Ukraine
       als Schiffe einzustufen, „die potenziell militärische Ladung
       transportieren“.
       
       Die Afrikanische Union (AU) hatte Russlands Rückzug „bedauert“. Am Dienstag
       forderte AU-Kommissionspräsident Moussa Faki Mahamat alle Beteiligten im
       Kurzbotschaftendienst Twitter auf, „die Probleme zu lösen, um die
       Wiederaufnahme des sicheren Transports von Getreide und Düngemitteln aus
       der Ukraine und Russland in bedürftige Regionen, einschließlich Afrika, zu
       ermöglichen“. Am Freitag äußerte Russland Verständnis für die Sorgen und
       versprach, Lieferungen an bedürftige Länder sicherzustellen. (afp)
       
       24 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krim-Tourismus-in-Kriegszeiten/!5947052
   DIR [2] /Ukraine-attackiert-Krim-Bruecke/!5944884
   DIR [3] /Nach-Ende-des-Getreidedeals/!5945042
       
       ## TAGS
       
   DIR Krim-Annexion
   DIR Krim
   DIR Getreide
   DIR Drohnenangriffe
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR GNS
   DIR Russland
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Kolumne Krieg und Frieden
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Afrika-Russland-Gipfel: Weizen, Waffen, Wagner-Truppen
       
       Auf dem Afrika-Russland-Gipfel in Sankt Petersburg belohnt Wladimir Putin
       alte Verbündete und sucht neue. Manche afrikanische Regierung spielt mit.
       
   DIR Südafrika beim Russland-Afrika-Gipfel: Wo endet Freundschaft?
       
       Beim Russland-Afrika-Gipfel muss sich besonders Südafrika heiklen Fragen
       stellen. Dabei geht es nicht nur um die Haltung zum Krieg in der Ukraine.
       
   DIR Angriff auf Odessa: Kathedrale beschossen
       
       Bei Raketenangriffen auf die Hafenstadt Odessa wurden historische Gebäude
       und Kindergärten getroffen. Eine Rakete schlug im Hof unserer Autorin ein.
       
   DIR Belarussische Unterstützung für die Ukraine: „Für eure und unsere Freiheit“
       
       In Belarus kämpfen die Menschen nicht nur gegen die dortige Diktatur. Sie
       riskieren auch ihr Leben für Proteste gegen Russlands Ukraine-Krieg.
       
   DIR Putins Erpressung mit dem Getreidedeal: Hunger als Waffe
       
       Mit dem Auslaufen des Getreideabkommens will Putin die Aufweichung der
       Sanktionen erwirken. Soll der Westen sich auf diese Erpressung einlassen?