# taz.de -- Angriff auf Friedensfest in Hamburg: Zerschlitzte Zeltplanen
> Das Zelt des Friedensfestes auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg ist
> zerstört worden. Die Veranstalter vermuten einen rechtsextremen
> Hintergrund.
IMG Bild: Die seitlichen Planen wurden zerschlitzt: Zelt des Friedensfestes auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Hamburg taz | Schon zum zweiten Mal wurde das Friedensfest auf dem
Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg Ziel eines Anschlags, der womöglich
politisch motiviert war. Bereits 2019 wurde das Zelt, in dem
Veranstaltungen stattfinden, angegriffen. Wer hinter dem Anschlag vor vier
Jahren steckt, ist nicht bekannt. Vergangene Woche nun wurde fast das
komplette Veranstaltungszelt zerstört, indem Planen zerschnitten wurden. Es
entstand ein Sachschaden von rund 6.000 Euro.
Der Angriff habe sich wahrscheinlich in der Nacht von Donnerstag auf
Freitag ereignet, meint Lutz Rehkopf vom „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“.
Er habe erst am Freitag durch Passanten von den Schäden erfahren und am
Samstag Anzeige wegen Sachbeschädigung und Hassverbrechen bei der Polizei
Hamburg erstattet, „damit die politische Dimension deutlich wird“.
Das [1][Friedensfest Ohlsdorf] findet seit 2009 statt, um ein
konstruktives, antifaschistisches Erinnern an die Serie von Luftangriffen
der [2][„Operation Gomorrha“] vom 24. Juli bis zum 3. August 1943 auf
Hamburg, die sogenannten Bombennächte, zu ermöglichen. Gefeiert werde die
spätere Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Allierten, so Rehkopf.
Zuvor wurden zwischen 2003 und 2008 am selben Ort, an den Gräbern der
Bombenopfer, zahlreiche Kundgebungen von Rechtsradikalen abgehalten, die
dort versuchten, die Verbrechen der Nazis zu relativieren.
Durch den Anschlag werde die Relevanz des Erinnerns wieder einmal deutlich,
sagt Ole Borgard, stellvertretender Landesleiter bei Ver.di Hamburg. „Auch
90 Jahre nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und dem Beginn
der NS-Diktatur bleiben beharrliches Erinnern und die Verteidigung unserer
Demokratie gegen rechtsextreme, demokratiefeindliche oder diskriminierende
Bestrebungen unbedingt notwendig.“
Auch Borgard geht von einem politischen Hintergrund aus. „Die klare
politische Ausrichtung des Ohlsdorfer Friedensfestes und auch die Tatsache,
dass dieses – nach [3][2019] – bereits der zweite Anschlag auf das
Veranstaltungszelt ist, lassen uns vermuten, dass die Täter*innen aus
dem rechten oder rechtsextremen Spektrum stammen.“ Offensichtlich sei das
Ziel des Angriffs, die Fortsetzung des Festes zu verhindern.
Doch Rehkopf will sich nicht einschüchtern lassen. „Wir konnten das Fest
fortsetzen und hätten es so oder so fortgesetzt“, sagt er. „Gerade jetzt
ist es dringend notwendig.“
Am Sonntag endete das Fest wie geplant mit einem Vortrag des Historikers
[4][Wolfgang Kopitzsch] und des Juristen Hans-Peter Strenge über den
kommunistischen Aufstand in Hamburg 1923, die Machtübernahme der
Nationalsozialisten 1933 und die Bombenangriffe des Jahres 1943. Im
kommenden Jahr soll das Friedensfest wieder stattfinden.
8 Aug 2023
## LINKS
DIR [1] https://www.friedhof-hamburg.de/besucher/veranstaltungen/detail/?tx_gbevents_main%5Baction%5D=show&tx_gbevents_main%5Bcontroller%5D=Event&tx_gbevents_main%5Bevent%5D=5&cHash=1e0deab26c74c62714d47f612578904b
DIR [2] /80-Jahre-Operation-Gomorrha/!5946144
DIR [3] /Archiv-Suche/!5611084&s=Ohlsdorfer+Friedensfest&SuchRahmen=Print/
DIR [4] /Ex-Polizeipraesident-ueber-Shoah-Gedenken/!5666585
## AUTOREN
DIR Jonas Frankenreiter
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