URI: 
       # taz.de -- Klima-Forderungen der Linkspartei: 100 Milliarden fürs Klima
       
       > Die Linke hat ein ökosoziales Programm vorgestellt. Ihre Kritik an der
       > Regierung: Die Senkung der Emissionen müsse schneller und gerechter
       > gehen.
       
   IMG Bild: Vize-Vorsitzender der Partei DIE LINKE stellt am Montag das Sofortprogramm für Klimaschutz vor
       
       Berlin taz | Nachdem Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali tags zuvor
       angekündigt hatte, [1][bei der nächsten Vorstandswahl nicht mehr
       anzutreten], ging es am Montag endlich wieder um Inhalte: Der
       stellvertretende Parteivorsitzende Lorenz Gösta Beutin stellte ein
       [2][Klimaschutz-Sofortprogramm] seiner Partei vor, das ein Volumen von 100
       Milliarden Euro haben soll. Um das zu finanzieren, will die Linke die
       Schuldenbremse aussetzen.
       
       Das Programm ist ein Rundumschlag über alle Bereiche: So sollen die
       Ausbauzahlen bei der Windkraft deutlich gesteigert und die Antragsverfahren
       entschlackt werden. Die Energiewende dürfe nicht an Konzerne verkauft
       werden, Genossenschaften und Kommunen müssten gefördert werden, heißt es.
       Die Übertragungsnetze beispielsweise sollen verstaatlicht werden.
       
       „Wir brauchen diese Monopole mit Gewinn nicht“, so Beutin. In Dänemark etwa
       sei es jetzt schon verboten, Profit mit der Wärme zu erzielen. Es brauche
       eine „staatliche Preisaufsicht mit Durchgriffsrecht“.
       
       Die Bahn will die Linke im Gegensatz zu FDP und Grünen nicht zerschlagen.
       Schiene und Betrieb müssten in einer Hand sein, allerdings soll der Konzern
       eine Anstalt öffentlichen Rechts werden. Auch Klimajobs sollen geschaffen
       werden: 200.000 neue Stellen bei den Verkehrsbetrieben und 2.000
       Arbeitsplätze beim Bau von Schienenfahrzeugen, Bussen und
       Bahninfrastruktur.
       
       ## „Es darf nicht nach 18 Uhr kein Bus mehr fahren“
       
       Parallel fordert Beutin ein Verbot von Kurzstreckenflügen und Privatjets.
       Im Straßenverkehr soll auf Autobahnen Tempo 120, auf Landstraßen Tempo 80
       und in Städten Tempo 30 gelten. Ländliche Gebiete sollen eine bessere
       ÖPNV-Anbindung bekommen, es „darf nicht nach 18 Uhr am Dorf kein Bus mehr
       fahren“.
       
       Für das derzeitige Handeln der Bundesregierung hatte der Linke wenig
       Verständnis: Es sei demokratiegefährdend und ein „Aufbauprogramm für die
       AfD“. So werde man die Klimaziele für 2030 nicht einhalten können und habe
       auch „keine Chance, Klimaneutralität 2045 zu erreichen“. Die Ampelkoalition
       schleife gerade das Klimaschutzgesetz, wenn sie im Verkehrs- und
       Wärmebereich keine Sofortmaßnahmen ergreife.
       
       „Klimaschutz wird nur dann Akzeptanz finden, wenn er sozial gerecht gemacht
       wird“, meinte Beutin. Er verwies auf aktuelle Umfragen, [3][wonach 60
       Prozent der Deutschen für mehr statt für weniger Klimaschutz seien]. Zwei
       Drittel hätten aber Angst, dass Klimaschutz sozial ungerecht stattfinde. In
       den letzten 25 Jahren habe die ärmere Hälfte der Bevölkerung in Europa 25
       Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart, die reichsten 10 Prozent hätten
       ihre deutlich gesteigert.
       
       Weiter erklärte Beutin, die Linke wolle die Menschen darauf vorbereiten,
       dass eine Anpassung an veränderte Klimaverhältnisse nötig sein wird. Eine
       Erderwärmung von 1,5 Grad ist gerade ein Best-Case-Szenario. Hitzewellen
       und Überschwemmungen wären dann Alltag. Also bräuchten Städte mehr Grün,
       Bäume und Flächen, wo Wasser versickern kann. Außerdem befürchtet Beutin
       zunehmenden Wassermangel. Deshalb dürfe die Wasserversorgung nicht privaten
       Konzernen überlassen werden.
       
       Deutschland müsse sich zudem klarmachen, dass es mit seinen Emissionen
       Klimakatastrophen befeuert. „Es reicht nicht, den Kapitalismus grün
       anzumalen“, so Beutin. Klimaschutz dürfe nicht zulasten des Globalen Südens
       gehen.
       
       8 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krise-der-Linkspartei/!5952542
   DIR [2] https://www.die-linke.de/start/nachrichten/detail/sofortprogramm-fuer-klimaschutz-und-sozialen-zusammenhalt/
   DIR [3] /Studie-zum-Umweltbewusstsein-der-Buerger/!5948185
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR Die Linke
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Soziale Gerechtigkeit
   DIR Janine Wissler
   DIR Amira Mohamed Ali
   DIR Umweltbundesamt
   DIR Die Linke
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Krise der Linkspartei: Vorstand erwägt Konvent
       
       Linkenchefin Janine Wissler greift den Vorschlag eines Abgeordneten für
       einen Konvent auf. Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch warnt vor dem Ende der
       Fraktion.
       
   DIR Krise der Linkspartei: Nächster Schritt Richtung Spaltung
       
       Bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands Anfang September will Amira Mohamed
       Ali nicht erneut antreten. Einer der Gründe ist Sahra Wagenknecht.
       
   DIR Studie zum Umweltbewusstsein der Bürger: Erderhitzung im Blick
       
       Viele Menschen spüren die Klimakrise, fürchten aber einen ökologischen
       Umbau ohne soziale Abfederung, so eine Studie des Umweltbundesamts.
       
   DIR Linkspartei legt neues Papier vor: Plan für „ein gerechtes Land“
       
       Die Linkspartei präsentiert Ideen für mehr soziale Gerechtigkeit:
       Automatische Inflationsanpassung, eine Lohnoffensive Ost und linke
       Evergreens.