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       # taz.de -- Frankreich-Rundfahrt der Frauen: Vorfreude auf den mythischen Gipfel
       
       > Bei der Tour de France Femmes profitieren einige von der Infrastruktur
       > ihrer Männerabteilung. Eigenständige Frauenteams mischen dennoch vorne
       > mit.
       
   IMG Bild: Auf der zweiten Etappe der Tour de France Femmes
       
       Frauenradsport kann große Freude bereiten. Während sich die Belgierinnen
       Julie de Wilde und Sanne Cant vom Rennstall Fenix-Deceuninck am Start der
       2. Etappe der Tour de France Femmes in Clermont-Ferrand auf der Rolle warm
       fahren, ertönt aus den Boxen des Busses der Beatles-Song „Let It Be“. Wer
       rings um den Bus steht, fängt an zu singen oder bewegt einfach nur Arme und
       Beine im Takt. Die Frauen auf den Rädern lachen. Die Atmosphäre ist gut und
       nahbarer als [1][bei der Tour de France der Männer].
       
       Weniger ernsthaft wird an das Rennen dennoch nicht herangegangen. „Es ist
       das wichtigste und größte Rennen im Frauenradsport, organisatorisch auf
       einem anderen Niveau als der Giro Donne und von der Medienaufmerksamkeit
       her natürlich gar nicht zu vergleichen“, sagt Paolo Slongo, Trainer und
       Sportlicher Leiter bei Lidl Trek.
       
       Slongo kennt sie alle, die großen Rundfahrten, ob Tour de France oder Giro
       d’Italia der Männer oder Giro Donne und Tour de France Femmes. Er hat
       Vincenzo Nibali trainiert, der zu den wenigen Radprofis gehört, die alle
       drei Grand Tours gewonnen haben. Jetzt trainiert er Elisa Longo Borghini,
       eine der Mitfavoritinnen für das Podium der Tour de France der Frauen.
       „Leider ist sie beim Giro gestürzt, die Vorbereitung auf die Tour war nicht
       optimal“, erzählt der Italiener.
       
       Dennoch will sein Team die Großmeisterin des Frauenradsports, die aktuelle
       Weltmeisterin und Siegerin aller drei großen Rundfahrten, [2][Annemiek van
       Vleuten], unter Druck setzen.
       
       Von den Trainingsmethoden her unterscheidet Slongo nicht groß zwischen
       Athletinnen und Athleten. „Die Umfänge sind kleiner bei den Frauen, die
       Etappen sind ja auch kürzer. Aber die Basis ist gleich“, erzählt er. Immer
       mehr rücken die Männer und Frauenteams der WorldTour aneinander.
       
       Ob Lidl Trek, für die er arbeitet, oder Jumbo-Visma, Movistar,
       dsm-firmenich oder Groupama FDJ, viele Rennställe haben die Busse direkt
       von der Männertour zur Frauentour gebracht. Auch Physiotherapeuten und
       Mechaniker sind teilweise dieselben. „Das Personal wechselt zwischen
       Männern und Frauen hin und her, je nach Bedarf“, erläutert Slongo.
       
       ## Die beste jüngste Fahrerin
       
       Das Gelbe Trikot übernahm am ersten Tag die Belgierin Lotte Kopecky vom
       reinen Frauenteam SD Worx. Auch die Bergkönigin der ersten Etappe,
       Katarzyna Niewiadoma, fährt für einen eigenständigen Frauenrennstall,
       Canyon SRAM vom Berliner Ronny Lauke.
       
       Gleich zwei große Fahnen, die auf Führende in Spezialwertungen hinweisen,
       befinden sich am mobilen Basislager des zweiten deutschen Rennstalls,
       Ceratizit WNT. „Wir haben die beste jüngste Fahrerin, Cédrine Kerbaol, und
       auch die aktivste Fahrerin der 1. Etappe, Marta Lach“, erzählt Teamchef
       Dirk Baldinger stolz. Eigenständige Frauenteams können also mithalten,
       sportlich sowieso, aber auch finanziell und in Sachen Material.
       
       In diesem Jahr erfolgte der Start der Tour de France Femmes [3][nicht wie
       zuletzt in Paris], sondern in Clermont-Ferrand. „Paris ist natürlich immer
       speziell, aber auch hier in Clermont-Ferrand ist die Begeisterung
       riesengroß. Wir werden angefeuert, es stehen viele Menschen an der Straße“,
       sagt Juliette Labous vom Team dsm-firmenich. Sie war im letzten Jahr Vierte
       der Gesamtwertung und will mindestens einen Platz weiter nach oben kommen.
       Am meisten freut sich die französische Kletterspezialistin auf den
       Tourmalet, der am Samstag erklommen wird: „Es ist einfach toll, dass jetzt
       die mythischen Gipfel der Tour auch uns offen stehen.“
       
       Acht Etappen umfasst die Tour. Beendet wird sie am Sonntag mit einem
       Zeitfahren in Pau.
       
       24 Jul 2023
       
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