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       # taz.de -- Die Ecowas und der Coup in Niger: Schlechter Ruf gestärkt
       
       > Nach dem Militärputsch in Niger zeigte sich die Wirtschaftsgemeinschaft
       > Ecowas uneinig. Ihr fehlt ein Mittel zur sinnvollen Beilegung von
       > Konflikten.
       
   IMG Bild: Omar Touray (links), Präsident der ECOWAS-Kommission
       
       Am Ende hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas keine Wahl
       gehabt, ist zurückgerudert und betont jetzt, dass nach dem Putsch im Niger
       auf diplomatischem Weg eine Lösung gefunden werden soll. Gleichwohl hat sie
       angekündigt, eine militärische Bereitschaftstruppe aufzustellen. Nach
       aktuellem Stand ist das eine nachvollziehbare Reaktion. Ein Glanzstück hat
       die Regionalorganisation damit aber nicht abgeliefert.
       
       Bereits vor dem Auslaufen des Ultimatums am 6. August wurde deutlich, dass
       es in Westafrika keine Basis für eine militärische Intervention gibt.
       Länder wie Benin, die zwar bereit sind, Truppen zu stellen, betonen, dass
       ihnen Vermittlungsversuche lieber seien. Nichtstaatliche Organisationen und
       Politiker:innen warnen in der Region vor katastrophalen Folgen für die
       Bevölkerung. Nur Nigerias Präsident Bola Tinubu, gleichzeitig
       Ecowas-Vorsitzender, [1][hielt noch an dem Plan fest]. Damit hat er sich
       keinen Namen als geschickt verhandelnder Politiker gemacht.
       
       Einerseits hat die Ecowas so zwar auf Sorgen der Bevölkerung reagiert, die
       eine Intervention ablehnt, auch wenn es keine Erhebungen gibt, wie viele
       Menschen eine solche tatsächlich befürwortet hätten. Andererseits hat sie
       ihren schlechten Ruf gestärkt, nicht konsequent genug zu sein und den
       Ankündigungen keine Taten folgen zu lassen. Und wenn es zu Konsequenzen
       kommt, dann treffen diese meist die Bevölkerung, nicht aber die
       Machthabenden.
       
       Unter den bereits verhängten Wirtschaftssanktionen, etwa den geschlossenen
       Grenzen, leiden vor allem jene, die ohnehin kaum Geld haben. Wie wenig das
       bringt, hat Mali im vergangenen Jahr gezeigt. Die Ecowas wollte die Junta
       mit scharfen Sanktionen gegen die Bevölkerung zwingen, Präsidentschafts-
       und Parlamentswahlen zu organisieren. Doch sie scheiterte kläglich und
       musste die Sanktionen nach einigen Monaten erfolglos aufheben.
       
       Tatsächlich geht es um strukturelle Probleme. Vor allem die Sahel-Länder
       Niger und Mali sind riesige Flächenstaaten. Dort waren staatliche
       Strukturen viel zu wenig präsent und auch nicht vertrauenswürdig. Das geht
       einher mit massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten. [2][Militärs haben
       leichtes Spiel], gewählte Regierungen zu diskreditieren und ihnen
       vorzuwerfen, zu wenig gegen den Terrorismus zu unternehmen. Unterstützung
       erhalten sie durch soziale Netzwerke, in denen allerlei Falschinformationen
       und antiwestliche Rhetorik verbreitet werden.
       
       Erst wenn Regierungsvertreter:innen glaubhafter werden, sich
       Sicherheitslage und die wirtschaftliche Situation ebenso bessern wie der
       Zugang zu Bildung und Gesundheitsvorsorge, kann die Putschgefahr gebannt
       werden.
       
       12 Aug 2023
       
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