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       # taz.de -- Pharmakonzerne Biontech: Die Aktionäre sollten sich gedulden
       
       > Erst Börsenhöhenflug, danach ging es bergab. Jetzt wartet der Mainzer
       > Hersteller des Covid-Impfstoffs auf die Zulassung eines neuen
       > Medikaments.
       
   IMG Bild: Bei Biontech forscht man derzeit an neuen medizinischen Verkaufsschlagern
       
       Berlin taz | Die Adresse „An der Goldgrube“ verheißt als Unternehmenssitz
       beste Aussichten. Im Falle des Pharmaherstellers Biontech sind sie
       zumindest in den vergangenen Jahren wahr geworden. Der Impfstoff gegen das
       [1][Coronavirus] brachte den Mainzern Milliardengewinne ein. 9,4 Milliarden
       Euro waren es allein im vergangenen Jahr – mit lediglich einem Produkt.
       
       An der Börse wurde Biontech da schon nicht mehr gefeiert. Denn das Ende der
       Pandemie zeichnete sich ab und damit auch ein sinkender Bedarf an
       Impfstoffen. Kostete ein Anteilsschein beim Börsengang an der New Yorker
       Nasdaq 2020 noch 76 Euro, erreichte der Kurs im November darauf den
       Rekordwert von 326 Euro. Danach ging es bergab. Aktuell pendelt die Aktie
       um die Marke von 100 Euro.
       
       Die gerade veröffentlichten Quartalszahlen belegen den Abwärtstrend bei
       Umsatz und Gewinn. Gut 1,4 Milliarden Euro nahm das Unternehmen im ersten
       Halbjahr 2023 ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 9,5 Milliarden Euro. Der
       Gewinn ging von 5,3 Milliarden Euro auf nur noch 311 Millionen Euro zurück.
       Analysten halten dennoch wieder steigende Aktienkurse für möglich.
       
       Für den Optimismus gibt es einige gute Gründe. Denn die
       Impfstoffentwicklung war eigentlich nur ein Nebenprodukt der
       [2][mRNA-Technologie], mit der Biontech hochwirksame Arzneien insbesondere
       für die Krebstherapie entwickelt. Das Unternehmen gilt als das derzeit
       innovativste Pharmaunternehmen Deutschlands und investiert massiv in
       Forschung und Entwicklung.
       
       Doch bis neue Therapien zugelassen werden, vergehen viele Jahre. Nach
       Angaben des Verbands Pharmaverbandes VFA dauert dieser Prozess im Schnitt
       13 Jahre und durchläuft mehrere Prozesse, noch bevor die eigentliche
       Erprobung in drei Phasen beginnt. In der ersten wird das Medikament an
       wenigen gesunden Menschen getestet. Dann folgt der Versuch mit wenigen
       Kranken. In der vorentscheidenden dritten Phase startet ein Test an vielen
       Patienten, das können je nach Produkt Tausende sein.
       
       Erst wenn all diese Hürden überwunden werden, steht der Zulassungsprozess
       vor der Tür. Laut VFA schafft es nur eine von 10.000 erprobten Substanzen
       in die Apotheke.
       
       Biontech hat eine Reihe an Arzneien auf den Weg gebracht. 26 davon sind
       derzeit in Phase 1, 11 in Phase 2. „Wir bringen unsere Onkologie-Pipeline
       in fortgeschrittene Entwicklungsphasen“, sagt Biontech-Gründer Uğur Şahin.
       Sind die Entwicklungen erfolgreich, eröffnen sich für Biontech
       [3][umsatzstarke Geschäftsfelder], vom medizinischen Nutzen für den
       Menschen ganz zu schweigen. Die Aussichten für die Aktionäre sind also
       nicht schlecht. Geduld ist allerdings gefragt.
       
       14 Aug 2023
       
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