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       # taz.de -- Antisemitismus in Berlin: Mögliche Serienstraftat
       
       > Das antisemitische Bekennerschreiben zum Brandanschlag im Grunewald passt
       > in ein Muster. Zuletzt wurde ein solches im vergangenen Januar gemeldet.
       
   IMG Bild: Dem Attentäter wohl ein Dorn im Auge: „Lesen und Verstehen“ stand in Hebräisch auf der Bücherbox
       
       Berlin taz | Das Bekennerschreiben zum [1][Brandanschlag auf die
       Gedenk-Bücherbox am S-Bahnhof Grunewald], am Samstag zeugt von einem
       geschlossenen rechtsextremen und antisemitischen Weltbild. Julia Kopp,
       Projektreferentin der [2][Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus
       Berlin (RIAS Berlin)] analysiert auf Anfrage der taz: „Auf aggressive Weise
       wird die Erinnerung an die Schoa in Wort (und Tat) abgewehrt, die Schoa
       geleugnet und gleichzeitig eindeutige Vernichtungsfantasien formuliert“, so
       Kopp. Dieses Weltbild wiederum sei eingewoben in eine umfassende
       antisemitische Verschwörungserzählung.
       
       Am Samstagmorgen zündete ein Unbekannter die Gedenk-Bücherbox unweit des
       Holocaust-Mahnmals „Gleis 17“ am S-Bahnhof Grunewald an. Die Feuerwehr
       konnte die Bücher in der Box, viele mit Bezug zum Nationalsozialismus und
       der Deportation jüdischer Menschen aus Berlin, jedoch nicht mehr retten.
       Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, um ein antisemitisches Tatmotiv
       zu prüfen. Dabei hatten Medien bereits am Samstag über das antisemitische
       Tatmotiv berichtet und sich dabei auf das von Kopp analysierte
       Bekennerschreiben gestützt. Das Dokument, das auch der taz vorliegt, ist
       auch für Laien als antisemitisch zu entziffern.
       
       Offenbar haben die Beweise aufnehmenden Polizist*innen es jedoch
       übersehen, obwohl es nur wenige Meter neben der ausgebrannten Box geklebt
       haben soll. Auf Anfrage der taz erklärte die Pressestelle der Polizei am
       Sonntag, sie könne das Schreiben in den Akten nicht finden. Laut Konrad
       Kutt, dem Betreiber der Bücherbox, habe die Polizei das Schreiben zunächst
       „tatsächlich nicht mitgenommen. Es war ihr sichtlich peinlich, als ich
       danach fragte. Danach kam eine Streife vorbei und holte das
       Originaldokument bei mir ab.“ Mit Verweis auf laufende Ermittlungen, ließ
       die Polizei eine taz-Anfrage zum Vorfall am Montag unbeantwortet.
       
       ## Vorfall mit ähnlichem Bekennerschreiben im Januar 2023
       
       Sollte das Schreiben von der Polizei nicht sichergestellt worden sein, sei
       das durchaus ein Fehler, so Kopp. Dass dennoch ein antisemitisches Motiv
       geprüft wurde, sei jedoch richtig: „Eine mutmaßliche Brandstiftung an einem
       Gedenkort wie dem Mahnmal ‚Gleis 17‘ sollte immer Anlass dazu geben.“
       
       Wichtig sei aus ihrer Sicht aber auch, dass die Beamt*innen, die die ersten
       am Tatort sind oder Anzeigen aufnehmen, wissen, worauf bei mutmaßlichen
       antisemitischen Fällen zu achten ist. Eine Grundlage dafür sei der
       „[3][Leitfaden zur Verfolgung antisemitischer Straftaten in Berlin]“, an
       dem auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie RIAS Berlin
       mitgearbeitet haben.
       
       Dem [4][Antifaschistischen Pressearchiv apabiz] wurde im Januar dieses
       Jahres ein Vorfall mit ähnlichem Bekennerschreiben gemeldet. Studierende
       hatten es am Eingang des Museums am Sterndamm entdeckt. Der Unterzeichner
       war derselbe und auch hier wurde die Vernichtung „im Namen des Volkes“ in
       einem nächsten Weltkrieg angedroht.
       
       „Das damalige und das aktuelle Schreiben stammen unzweifelhaft von der
       gleichen Person oder dem gleichen Personenkreis“, so Ulli Jentsch,
       Mitarbeiter des apabiz. Eine bisher unerkannte Serie von Straftaten könne
       daher nicht ausgeschlossen werden.
       
       14 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antisemitismus-in-Berlin/!5949810
   DIR [2] https://report-antisemitism.de/
   DIR [3] https://www.berlin.de/polizei/_assets/dienststellen/lka/leitfaden-zur-verfolgung-antisemitischer-straftaten-in-berlin.pdf?ts=1690177949
   DIR [4] https://www.apabiz.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Bachmann
       
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