URI: 
       # taz.de -- ausgebremst: Das neue Wohngeld ist eine gute Sache, aber etwas kompliziert
       
       Schneller gehen soll es in Bremen in Zukunft mit dem Wohngeld. Die
       zuständigen Ämter haben eine Arbeitsanweisung bekommen, nach der sie nun
       auch vorläufige Bescheide, basierend nur auf den wichtigsten Unterlagen,
       ausstellen können. Dies soll die Bearbeitungszeit von fünf auf drei Monate
       verkürzen. Eine gute Nachricht –auch wenn drei Monate noch viel zu lang
       sind.
       
       Im Grunde genommen ist die Wohngeldreform das Eingeständnis der Politik, zu
       wenig gegen die stark gestiegenen Mieten in Großstädten getan zu haben.
       Dass die Energiepreise explodieren würden, war nicht absehbar, das stetige
       Steigen der Mieten jedoch gut zu beobachten. Sichtbar wird die Wohnungsnot
       nicht zuletzt daran, wie sehr die Nachfrage nach dem Wohngeld gestiegen
       ist. So haben sich die Anträge bei vielen Behörden vervielfacht. In Hamburg
       und Niedersachsen ist eine Wartezeit von fünf bis sechs Monaten keine
       Seltenheit.
       
       Woran das liegt, habe ich am eigenen Leib in Berlin erlebt. Mit Blick auf
       den Ruf der Hauptstadtverwaltung hatte ich mich auf einige Wartezeit
       eingestellt, als ich vor Monaten meinen unvollständigen Wohngeldantrag
       einreichte. Nach der Bewilligung zählt der Antragszeitpunkt und Geld gibt
       es dann auch rückwirkend. Besser also schnell den Antrag stellen und
       gegebenenfalls Unterlagen nachreichen. Denn es bedarf zahlreicher
       Nachweise, bei mir unter anderem eine Bafög-Ablehnung und die
       Meldebescheinigung. Beides ist natürlich gerade, wenn man, wie in meinem
       Fall, frisch umgezogen ist, wiederum mit Wartezeiten verbunden.
       Zwischenzeitlich kommuniziere ich ein bisschen ins Leere und warte auf den
       nächsten frei werdenden Termin.
       
       Mit einer zügigen Auszahlung ist also nicht zu rechen. Daran hat sich auch
       durch die Wohngeldreform Anfang des Jahres wenig geändert. Im Gegenteil hat
       sich durch die Änderungen der Arbeitsaufwand für die Ämter eher erhöht.
       
       Aus dem Wohngeld ist jetzt das Wohngeld-Plus geworden. Der Indikator für
       mehr bezieht sich auf den Kreis der Berechtigten und auf höhere Leistungen.
       Durch die Inflation waren immer mehr Bürger*innen in prekäre Umstände
       geraten. Insbesondere litten sie unter den hohen Energiepreisen.
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte damals, wie wichtig Solidarität und
       Zusammenhalt seien und warum es daher die Wohngeldreform brauche.
       
       Doch nicht erst seit den gestiegenen Energiepreisen ist die Inflation bei
       den Mietpreisen in deutschen Großstädten offensichtlich. Maßnahmen dagegen
       sind notwendig. Deshalb erscheint das reformierte Wohngeld durchaus als
       geeignetes Mittel gegen die extremsten Auswüchse des Mietmarkts. Wäre es
       nur etwas einfacher zu handhaben! Jonas Frankenreiter
       
       16 Aug 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Frankenreiter
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA