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       # taz.de -- Einigung auf Cannabis-Legalisierung: Das Gesetz ist in der Tüte
       
       > Das Bundeskabinett hat die Teillegalisierung von Cannabis beschlossen.
       > Gesundheitsminister Lauterbach zeigte sich zufrieden – trotz viel Kritik.
       
   IMG Bild: Der Privatbesitz von bis zu 25 Gramm Cannabis soll erlaubt werden
       
       Berlin taz | Eine „Wende in der deutschen Drogenpolitik“ und die „beste
       bisher versuchte Legalisierung“ überhaupt: Gesundheitsminister Karl
       Lauterbach (SPD) sparte am Mittwoch nicht mit Eigenlob, als er den kurz
       zuvor im Kabinett beschlossenen [1][Entwurf des Cannabisgesetzes
       vorstellte]. Wenn dieser im Herbst vom Bundestag verabschiedet wird, ist
       der Anbau und die Abgabe von Cannabis in Deutschland unter bestimmten
       Bedingungen legal.
       
       Im Wesentlichen stimmt der Kabinettsbeschluss mit einem zuvor aus dem
       Gesundheitsministerium bekannt gewordenen [2][Referentenentwurf] überein.
       Kritik an dem Gesetz kommt weiterhin von allen Seiten: Sowohl von denen,
       die sich eine deutlich liberalere Cannabis-Politik gewünscht hätten, als
       auch von jenen, die einer Legalisierung skeptisch gegenüberstehen.
       
       Laut dem vom Kabinett beschlossenen Entwurf soll der Privatbesitz von bis
       zu 25 Gramm Cannabis erlaubt werden, sowie der private Anbau mit bis zu
       drei Pflanzen. In gemeinnützigen Cannabis-Anbauvereinigungen sollen sich
       bis zu 500 Menschen zum Anbau zusammenfinden dürfen. Die Vereinigungen sind
       im Gesetzentwurf weiterhin strengen Regeln unterworfen.
       
       Außerdem nimmt der Entwurf den Jugendschutz in den Fokus: Ab 18 Jahren ist
       der Besitz von Cannabis gestattet, ab 21 Jahren ohne zusätzliche
       Mengenbeschränkung. In einem später geplanten zweiten Gesetz sollen dann in
       Modellregionen Cannabis-Fachgeschäfte erlaubt werden.
       
       Er sei froh, dass das Kabinett [3][seinem Entwurf] gefolgt sei, sagte
       Lauterbach, denn damit würden real existierende Probleme gelöst, denen die
       bisherige Prohibition nicht begegne. So würde der Schwarzmarkt
       ausgetrocknet, Konsument*innen würden weniger Gefahr laufen,
       verunreinigte Produkte mit toxischen Beimischungen zu erhalten, der Kinder-
       und Jugendschutz würde ausgedehnt.
       
       ## Kritik von unterschiedlichen Seiten
       
       Dass das Gesetz von zwei Seiten kritisiert würde, sei in diesem Fall ein
       gutes Zeichen, so Lauterbach, denn bei diesem Gesetz brauche es vor allem
       Augenmaß. „Ich begrüße die Kritik, denn wir brauchen die gesellschaftliche
       Debatte. Das Thema Cannabis muss enttabuisiert werden.“
       
       Kritik kam aus den Oppositionsparteien: CSU-Landesgruppenchef Alexander
       Dobrindt lehnte die Legalisierung vollständig ab: „Das ‚Cannabis für
       alle‘-Gesetz der Arroganz-Ampel ist absolut verantwortungslos und ein
       Anschlag auf den Jugend- und Gesundheitsschutz in Deutschland.“
       
       Dem gesundheitspolitischen Sprecher der Linken, Ateş Gürpinar, geht das
       Gesetz dagegen nicht weit genug: „Die richtige Legalisierung, die die Ampel
       im Koalitionsvertrag angekündigt hatte, ist abgeblasen. Stattdessen hat man
       ein Bürokratiemonster geschaffen, mit vielen neuen Regeln, die nicht für
       alle einzuhalten sein werden.“
       
       Der Deutsche Hanfverband begrüßte den Kabinettsentwurf als Meilenstein auf
       dem Weg zur Reform der Cannabispolitik, kritisierte aber viele der Punkte
       als immer noch zu restriktiv. Von der nun folgenden Abstimmung im Bundestag
       erhoffte sich der Verband „frischen Wind in der Diskussion um die Details“.
       
       Bevor der Gesundheitsminister in der Bundespressekonferenz Platz nahm,
       posierte er noch im Foyer vor einem großen Bildschirm, der die begleitende
       Kampagne seines Ministeriums zeigte. Die Legalisierung müsse von einer
       umfassenden Aufklärung über die Risiken von Cannabis-Konsum flankiert
       werden, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Vor allem die
       [4][Auswirkungen auf die Gehirnreifung jugendlicher Konsument*innen]
       müsse bekannter werden, erklärte Lauterbach. Die Kampagne soll mit in
       Fokusgruppen getesteten Slogans wie: „Legal, aber … Brokkoli ist mir
       lieber“, oder „Legal, aber … my body, my temple“ vor allem junge Menschen
       ansprechen.
       
       16 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/bundeskabinett-beschliesst-cannabisgesetz-pm-16-08-23.html
   DIR [2] /Entkriminalisierung-von-Cannabis/!5931601
   DIR [3] /Lauterbachs-Cannabis-Plaene-im-Kabinett/!5954226
   DIR [4] https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/probleme-2015710
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Luisa Faust
       
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