URI: 
       # taz.de -- Radinfrastruktur im Haushalt 2024/2025: Mehr Rad fürs selbe Geld?
       
       > Kritik von Changing Cities am Haushaltsentwurf für die
       > Verkehrsverwaltung: Die Mittel müssten viel höher sein, um das
       > Mobilitätsgesetz zu erfüllen.
       
   IMG Bild: Wachstum ja, aber eigentlich sollen es die Radwege sein
       
       Berlin taz | Nach Radweg-Moratorium und abgespecktem Mobilitätsgesetz
       bereitet nun der Haushaltsentwurf des schwarz-roten Senats den
       Radfahrverbänden der Stadt Kopfzerbrechen. [1][Der Einzelplan 07 von
       Verkehrs-, Klima- und Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU)] enthalte viel
       zu wenig Geld für den vom Mobilitätsgesetz festgeschriebenen Ausbau der
       Infrastruktur, findet der Verein Changing Cities. Man werde nicht weniger
       ausgeben als die Vorgängerregierung, kontert die Senatsverwaltung.
       
       Immerhin fast einig sind beide Seiten, was den Betrag angeht, der im
       Doppelhaushalt für den Bau von Radwegen, Abstellanlagen oder den sicheren
       Umbau von Kreuzungen enthalten sein wird. Ganz ohne Weiteres ist das
       nämlich aus dem Entwurf nicht herauszulesen: Manche Posten verstecken sich
       in Kapiteln, die nicht das Etikett „Radverkehr“, sondern etwa „Tiefbau“
       tragen. Andere, wie die Förderung von Lastenrädern oder des
       „Nextbike“-Leihradsystems, lassen sich nicht der Verbesserung der
       Infrastruktur zurechnen. Changing Cities kommt auf 29,2 Millionen Euro für
       das Jahr 2024 und für 29,7 Millionen für 2025. Die Senatsverwaltung selbst
       spricht von 29,3 Millionen bzw. 29,8 Millionen Euro.
       
       Für die Rad-AktivistInnen stellt das eine Verschlechterung bei den
       verfügbaren Mitteln dar: Mit diesen Beträgen ließen sich die vom Gesetz
       vorgeschriebenen Ausbauziele niemals erreichen. „2022, als eine ähnliche
       Summe im Haushalt bereitgestellt war, wurden laut Senatsverwaltung nur 23
       Kilometer Radwege gebaut“, rechnete Changing Cities am Donnerstag vor. Im
       kommenden Jahr müssten allerdings allein im Vorrangnetz schon 100 und 2025
       sogar 150 Kilometer angelegt werden. Fazit: Um die Ausbauziele einzuhalten,
       müsste das Budget für den Radverkehr „für 2024 mindestens verdoppelt, für
       2025 verdreifacht werden“.
       
       ## „Absage an die Verkehrswende“
       
       Zu einer „Absage an die Verkehrswende“ wird das aus Sicht der KritikerInnen
       auch, weil für den Autoverkehr deutlich höhere Summen eingeplant würden,
       etwa für den Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO). Und: Den stagnierenden
       Mitteln stünden massive Baupreissteigerungen gegenüber, was die
       Senatsverwaltung sogar selbst einräume. Dabei, so
       Changing-Cities-Geschäftsführerin Katharina Schlüter, profitiere die ganze
       Stadt von dem Geld, das ins Radnetz gesteckt werde: „Wer sparsam
       wirtschaften und gleichzeitig viel erreichen will, sollte in den Radverkehr
       investieren.“
       
       [2][Im Hause Schreiner] gibt man sich „verwundert“ über solche
       „Zahlenspiele“: Man halte einerseits [3][trotz angespannter Haushaltslage]
       fast das Niveau der Jahre 22/23, so Sprecherin Britta Elm, es könnten aber
       auch noch Mittel aus dem geplanten Klima-Sondervermögen hinzukommen. Vor
       allem aber wolle der amtierende Senat „im Gegensatz zur Vorgängerregierung
       alle im Haushalt veranschlagten Gelder für die Radwege tatsächlich
       ausgeben“. Schwarz-Rot argumentiert schon länger, dass die vergleichsweise
       höheren Ansätze der vergangenen Jahre gar nicht vollständig abgerufen
       wurden.
       
       „Nicht stichhaltig“ findet man dieses Argument bei Changing Cities: „Der
       Maßstab sollte nicht die Vorgängerregierung sein, sondern die Vorgaben des
       Radverkehrsplans“, so Sprecherin Mara Hasenjürgen zur taz. „Dazu kommt,
       dass während der Planungsphase eines Radinfrastrukturprojekts geringere
       Kosten anfallen als während der nun anstehenden Bauphase.“
       
       17 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/Haupt/vorgang/h19-1100-v_Band07_2024_2025_Epl%2007.pdf#page=127
   DIR [2] /Berlins-schwarz-roter-Senat/!5940253
   DIR [3] /Haushaltsentwurf-fuer-Berlin/!5943504
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR Manja Schreiner
   DIR Radverkehr
   DIR Changing Cities
   DIR Schwerpunkt Radfahren in Berlin
   DIR Klimaschutzziele
   DIR Manja Schreiner
   DIR Verkehrswende
   DIR Stefan Evers
   DIR Verkehrspolitik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sondervermögen für Klimaschutz: Über 5 Milliarden fürs Klima
       
       Alle Fraktionen wollen das Paket für mehr Klimaschutz und Transformation –
       außer der AfD. Klima-Initiativen fürchten derweil „Etikettenschwindel“.
       
   DIR Ausbau der Fahrradinfrastruktur: Radwege ins Nichts
       
       Die vom Senat versprochene Beschleunigung beim Bau neuer Radwege lässt auf
       sich warten. KritikerInnen sagen auch: Das Geld wird 2024 nicht reichen.
       
   DIR Forderung nach Helmpflicht: Lieber sichere Radwege
       
       Dass die Verkehrssenatorin die Verantwortung auf die Radler abwälzen will,
       anstatt sichere Infrastruktur zu schaffen, ist das Problem. Nicht ihr
       Doktortitel.
       
   DIR Haushaltsentwurf für Berlin: Mehr Geld für alle
       
       Die befürchteten Kürzungen bleiben aus. Stattdessen gibt es auf Kosten der
       Rücklagen überall Zuwächse. Die Bezirke atmen auf, die Grünen kritisieren.
       
   DIR Fahrraddemo in Berlin: Aus dem Weg Autos!
       
       Tausende Radfahrer*innen demonstrieren gegen den Radwegebaustopp in Berlin
       – und erleben hautnah, wie gefährlich die aktuelle Verkehrspolitik ist.