URI: 
       # taz.de -- Maaßen, Gras und Maß: Was wohl in den Chats steht?
       
       > Ein irrlichternder Ex-Verfassungsschützer, Maggie-Würfel mit Patchuliöl
       > und andere gesundheitsgefährdende Substanzen.
       
   IMG Bild: Im Austausch mit Mittelsmännern und Patzer-Prinz Merz: Ex-Verfassungsschützer Hans-Georg Maßen
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Urlaubsende.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Restbräune.
       
       [1][Auf dem Weg nach Australien hatte der Regierungsflieger von
       Außenministerin Annalena Baerbock eine Panne.] Sollte man in Zukunft alles
       via Zoom besprechen, wenn man sonst hinfliegen müsste? 
       
       Baerbocks Fehleinschätzung, als Außenministerin „mehr Linie zu fliegen“,
       hat das Zeug, als einer ihrer kleinsten Irrtümer in die Geschichte
       einzugehen. Beziehungsweise eben nicht.
       
       [2][Der Verfassungsschutz lässt prüfen, ob Ex-Chef, CDUler und
       Verschwörungsideologe Hans-Georg Maaßen Kontakte zu Reichsbürgern pflegt.
       Würde Sie das überraschen? ] 
       
       Maaßen kennt jemanden, der jemanden kennt. Das kann vorkommen. Der
       Mittelsmann jedoch zwischen dem Ex-Verfassungshüter und Cordhosenterrorist
       Prinz Reuss ist selbst schon eine entzückend irrlichternde Figur: Markus
       Krall war Goldhändler, Untergangsprediger und arbeitete für McKinsey,
       Berger, BostonCon. Er möchte die Parteiendemokratie abschaffen, weil
       erstklassige Leute nur in der Wirtschaft arbeiten. Scheint eher so der
       ehrliche Typ zu sein. Jedenfalls, und hier endet der Welpenschutz für HGM,
       wünscht man einander in Chats: „Wir müssen weiterkämpfen“. Maaßen muss
       seinem Umfeld immer wieder erklären, warum er noch in der Lappentruppe CDU
       ist und was in seinen Chats mit Patzer-Prinz Merz steht. Auch nicht leicht.
       
       Das Bundeskabinett hat [3][eine teilweise Legalisierung von Cannabis]
       beschlossen. Jedoch sind die Regeln recht streng und unübersichtlich.
       Welcher Kiffer soll da durchsteigen? 
       
       Geübte User kennen das: Wenn man am nächsten Morgen ernüchtert entziffert,
       was man im bedröhnten Schädel am Vorabend so hingekritzelt hat.
       Erschütternd. Als die Ampel eine Freigabe versprach, wusste sie – oder
       hätte wissen müssen – dass Handel und Anbau von Cannabis gegen EU-Recht
       verstoßen. Deshalb liefert sie nun sehr viel weniger als das und verkauft
       es als europäisches Pilotprojekt. Besser bin ich nicht reingelegt worden,
       seit ich für 50 Mark einen Maggie-Würfel mit Patchuliöl gekauft habe in
       Amsterdam. 1978. Blöd nur: Damals hätte ich die Freigabe gut gefunden; ein
       halbes Dutzend Psychosen im Bekanntenkreis später finde ich Vorsicht
       richtig.
       
       Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner hat das [4][Gendern mit
       Sonderzeichen in Schulen] verboten. Die Gewerkschaft für Erziehung und
       Wissenschaft aber will, dass Schulen selbst übers Gendern entscheiden.
       Zettelt Feußner einen Kulturkampf an? 
       
       Gender-Pay-Gap, Wohnungsnot, Unterrepräsentanz, dann unterwegs auch ein
       paar Punkte, das Leben von Männern zu verbessern, dann der komplette
       Bildungsnotstand in zum Beispiel Sachsen-Anhalt, und auf Platz 127 der
       To-do-Liste das Riesenproblem Gendersprache. Wenn Feußner mit den 126
       Themen durch ist, freuen wir uns auf ihre Vorschläge. Diese Sprachdebatte
       wird sicherlich auch von einigen geführt, denen die ganze gleichmacherische
       Richtung nicht passt. Und auf der anderen Seite von einigen, die sich
       lieber in Gerechtsprech verbeißen, als das große Ganze zu verbessern. Ein
       düsteres Bündnis zwischen Fundis, die sich aneinander profilieren. Es
       drückt wichtigere Themen an den Rand. Schmeißt eure Vorschläg_*Innen in den
       reißenden Fluss der Sprache und schaut in 100 Jahren nach den
       rundgeschliffenen Flusskieseln.
       
       Und noch ein Schlag: [5][Der langjährige Fraktionschef Dietmar Bartsch
       zieht sich zurück]. Wie viel Linkspartei ist eigentlich noch übrig? 
       
       Jetzt muss man schon hoffen, dass eine Wagenknecht-Partei der AfD so viel
       Stimmen abjagt, dass zwischen beiden die Linke wieder als glaubwürdige
       Alternative erstrahlt. Dialektik, du kannst mich bald mal. Das immerhin
       haben sie geschafft.
       
       [6][Der Süßstoff Aspartam soll laut WHO-Studie „möglicherweise
       krebserregend“ sein] – aber erst bei sehr hoher Dosierung. Zucker und Salz
       hingegen sind im Vergleich viel ungesünder. Was kann man überhaupt noch
       essen? 
       
       Bevor ich Krebs davon bekomme, bin ich schon dreimal an Durchfall
       gestorben. Hoch lebe meine Darmflora. So oft Zucker oder Süßstoff an den
       Buzzer dengeln, lösen sie Appetit aus, mästen also über’s gesunde Maß
       hinaus. Dahinter wird’s dann richtig lustig. Wir sind mit dem
       Belohnungszentrum des Neandertalers ausgestattet, der Zucker und Salz nur
       in Spuren fand. Wobei ich es eine reizvolle soziale und architektonische
       Aufgabe fände, in unseren Innenstädten Belohnungszentren zu bauen. Anderes
       Thema.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Das Banner „Gemeinsam gegen Homophobie“ wurde vor dem Spiel auf der
       Nordtribüne aufgehängt, von Unbekannten eingepackt, wieder aufgehängt und
       dann von BVB-Ordnern abgeräumt. Die Linie scheint klar.
       
       20 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politreisen-im-Klimawandel/!5950129
   DIR [2] /Verfassungsschutz-will-Daten-zu-Ex-Chef/!5954280
   DIR [3] /Angebliche-Legalisierung-von-Cannabis/!5950439
   DIR [4] /Mangelnde-Chancengleichheit-an-Schulen/!5950252
   DIR [5] /Rueckzug-des-Linken-Fraktionschefs/!5950261
   DIR [6] /Kritik-an-Kommunikation-von-WHO-Behoerde/!5950320
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
   DIR Hans-Georg Maaßen
   DIR Reichsbürger
   DIR Cannabis
   DIR Zucker
   DIR Kolumne Die Woche
   DIR IG
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Cannabis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kleiderregel an Schulen und Augenklappen: Anständige Klamotte
       
       Der Bundeselternrat will „lottrige“ Kleidung aus den Schulen verbannen.
       Wenigstens aus erotischer Verklemmtheit und nicht gegen religiöse Toleranz.
       
   DIR Verfassungsschutz will Daten zu Ex-Chef: Maaßen im Geheimdienst-Visier
       
       Der Verfassungsschutz interessiert sich offenbar für seinen Ex-Chef und
       CDUler Hans-Georg Maaßen. Es geht um mutmaßliche Kontakte zu Reichsbürgern.
       
   DIR Reichsbürger-Bewegung sucht Personal: Currywurst und Systemausstieg
       
       „Königreich für Deutschland“ rekrutiert mittlerweile auch Kioskverkäufer
       und arbeitet mit verurteilten Rechtsextremen zusammen.
       
   DIR Beschlossene Cannabis-Legalisierung: Niemand muss nüchtern sein
       
       Trotz geplanter Cannabis-Legalisierung verbreiten Lobbys Panik. Dabei weiß
       jeder klare Kopf: Wir sollten alle Drogen legalisieren.