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       # taz.de -- Endspiel der Fußball-WM: Triumph der Schönheit
       
       > Spaniens Auswahl dominiert das Finale um den WM-Titel und schlägt England
       > mit 1:0. Ihr Passspiel ist dabei eine wahre Augenweide.
       
   IMG Bild: Weltmeisterliche Spielerinnentraube: Spaniens Fußballerinnen nach dem Schlusspfiff
       
       Es war ein Duell der Systeme, der unterschiedlichen Spielauffassungen, und
       am Ende stand der Triumph der Schönheit. Spanien ist Fußball-Weltmeister.
       Mit 1:0 gewann das Kollektiv in den roten Trikots gegen England. Filigrane
       Technik im Passspiel hatte sich gegen Athletik durchgesetzt. Die spanischen
       Ideen waren dem englischen Kraftfußball überlegen.
       
       Der Ballbesitzfußball hat in diesen Zeiten, in denen das Spiel gegen den
       Ball fast schon belächelt worden war, ein Comeback auf der größten Bühne
       des Fußballs gefeiert. Spanien hat mit dem Ball gewonnen. Und das auch noch
       hochverdient. „Wir waren heute besser“, sagte die Schützin des einzigen
       Tors nach dem Spiel. Recht hat sie. Und so ist die Welt zu neuen
       Weltmeisterinnen gekommen.
       
       Denn das war [1][vor dem Anpfiff des Finales im Stadium Australia] von
       Sydney schon klar. Es würde ein Team den Weltmeistertitel gewinnen, das
       noch nie zuvor ganz oben gestanden hatte. Doch gewundert hatte sich darüber
       niemand.
       
       Es standen sich Spielerinnen gegenüber, die in Spanien und England für die
       besten Klubs Europas spielen. [2][In Ligen, für deren Entwicklung Klubs und
       Verbände viel unternommen hatten.] Viel bringt viel. Und in diesem Fall hat
       die Fußballentwicklung in den beiden Nationen unterschiedliche Spielstile
       hervorgebracht. Das spanische war an diesem Tag überlegen.
       
       ## Logischer Erfolg
       
       Recht ratlos wirkten die Engländerinnen lange Zeit in der ersten Hälfte.
       Sie hatten sich vorgenommen, die Spanierinnen früh zu stören, den
       Technikerinnen ihre Körperlichkeit entgegenzustellen. Etwas viel Besseres
       hätte dieser passsicheren Mannschaft jedoch gar nicht passieren können.
       
       Immer wieder spielten sie sich frei und rannten von links und rechts auf
       die gegnerische Torauslinie zu. Olga Carmosa war es dann, die in der 29.
       Minute an der linken Strafraumecke freigespielt worden war. Ihr flacher
       Schuss ins lange Eck war die logische Folge der spanischen Dominanz im
       Mittelfeld und viel zu gut für die englische Keeperin Mary Earps.
       
       Ob es Lauren James, die junge Superoffensivkraft vom FC Chelsea, für
       England würde richten können? Die vor ihrer Roten Karte im Achtelfinale
       gegen Nigeria so starke Technikerin wurde nach zwei Spielen Sperre von
       ihrer Trainerin zur zweiten Halbzeit gebracht. Nein. Sie hat das Spiel
       nicht drehen können, auch wenn man bewundern konnte, was sie am Ball kann.
       
       Spanien dominierte weiter, spielte sich ein ums anderes Mal in den
       Strafraum, und alle im Stadion hätten es wohl als verdient bezeichnet, wenn
       Jenni Hermoso den Handelfmeter, der den Spanierinnen in der 70. Minute nach
       Videobeweis zugesprochen worden war, verwandelt hätte. Hat sie aber nicht.
       Mary Earps hielt. Und Spanien hielt in der Folge die anrennenden
       Engländerinnen vom eigenen Strafraum weitgehend fern. Zur Schönheit des
       Spiels gehört eben auch ein diszipliniertes Abwehrverhalten.
       
       Ob die Spanierinnen nun wegen ihres Trainers Jorge Vilda gewonnen haben
       oder [3][obwohl der Mann an der Linie stand], gegen den ein Teil des Teams
       sogar gestreikt hatte, das ist eine der Fragen, die offen bleiben. Nach dem
       Sieg war die gescheiterte Emanzipation der Fuballerinnen von ihrem
       verhassten Trainer erst einmal kein Thema mehr. Die Schönheit des Spiels
       konnte gefeiert werden.
       
       20 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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