URI: 
       # taz.de -- Das unterschätzte Genre der Anwohnerklage: Zumutung Schattenparken
       
       > Anwohnerklagen bieten ganz viel Drama. Das Verwaltungsgericht Hannover
       > beschäftigt sich zum Beispiel mit Schattenparkplätzen und Studentenlärm.
       
   IMG Bild: Als Nachbarn nicht so beliebt: Studierende bei einer Einführungsveranstaltung der Uni Hannover
       
       Vergessen Sie True Crime, Anwohnerklagen sind ein total unterschätztes
       Unterhaltungsgenre: Ganz viel Drama, Menschen, über die man den Kopf
       schütteln kann – bei vergleichsweise wenig Blut und Schmerz. Und ich sage
       das nicht nur, weil die Anwohnerklage gegen das Maschseefest (zu laut, was
       sonst, dafür wohnt man doch nicht mitten in der Stadt), tagelang die ganze
       Stadt in Atem hielt.
       
       Am Dienstag klagte jemand gegen Schattenparkplätze. Doch ehrlich: Das
       Verwaltungsgericht Hannover musste sich bei einem Ortstermin an der
       Schulenburger Landstraße mit so etwas befassen.
       
       Da klagt die Betreiberin eines Fachmarktes gegen ein Studentenwohnheim und
       zwar unter anderem mit der verblüffenden Begründung, der zwölfstöckige
       Wohnturm würde den Parkplatz verschatten (und auch den dahinter liegenden
       Markt).
       
       Ich dachte ja immer Schattenparkplätze wären etwas Gutes, aber das war wohl
       naiv. Ich frage mich außerdem, wie man einen Fachmarkt verschatten kann,
       der große Teile seiner Fensterfront mit Werbung verklebt hat, aber gut. Die
       Richterin wird das schon zu beurteilen wissen.
       
       ## Bei unbefugtem Parken kennt man hier keinen Spaß
       
       Was die Leute vermutlich wirklich ärgert, ist, dass es zu unbefugten
       Nutzungen der kostbaren Parkflächen kommt. Bei so etwas versteht man in
       dieser Stadt ja keinen Spaß.
       
       Das könnte man natürlich so lösen, wie viele andere Parkplatzbewirtschafter
       auch: Man schraubt ein paar Schilder an, auf denen mit horrenden
       Vertragsstrafen gedroht wird und beschäftigt anschließend einen Rentner mit
       der passenden Blockwartmentalität, der sich freut, wenn er so eine
       Warnweste anziehen darf und jedem, der auch nur vergisst, an der
       Parkscheibe zu drehen, sehr teure Knöllchen hinter den Scheibenwischer
       klemmt.
       
       Aber vielleicht möchten die Kläger ja heimlich gerne, dass das
       Studentenwohnheim die Kosten für den Mini-Job des Parkraumwachhundes
       übernimmt.
       
       ## Beschwerde über Studentenlärm im Univiertel
       
       Finanziell sollte das kein Problem sein. Es handelt sich bei dem Wohnheim
       jetzt auch nicht unbedingt um ein gemeinnütziges Projekt. Da vermietet ein
       kommerzieller Anbieter möblierte Ein-Zimmer-Appartments für stolze 28,43
       Euro pro Quadratmeter, immerhin warm mit allem Zipp und Zapp.
       
       Verklagt wird allerdings nicht der, sondern die Stadt: Für das Erteilen der
       Baugenehmigung. Warum man damit wartet, bis der Bau fertig ist, weiß die
       Klägerin allein. Aber vielleicht klärt sich das ja auch im Laufe der
       Verhandlung.
       
       Das erinnert ein bisschen an einen Fall, mit dem sich das
       Verwaltungsgericht vor zwei Jahren beschäftigen musste. Da klagte eine
       Anwohnerin im Uni-Viertel gegen einen Neubau der Uni – weil sie fürchtete,
       den Studentenlärm in ihrer Eigentumswohnung hören zu müssen. Nun kann man
       das sogar ein bisschen verstehen: Die Frau war ja selbst Professorin an
       einer anderen Hochschule.
       
       Wenn man nun schon dafür bezahlt wird, den ganzen Tag mit diesen jungen
       Menschen zu verbringen, dann möchte man das ja vielleicht in seiner
       Freizeit nicht auch noch tun. Aber ist es dann klug, mitten ins
       Studentenviertel zu ziehen? In Hör- und Spuckweite von einem halben Dutzend
       anderer Unigebäude?
       
       Dem Gericht leuchtete das jedenfalls nicht so ganz ein, es wies die Klage
       ab. Sehen Sie? Manchmal funktioniert es sogar, dieses Rechtsstaatsdings.
       Und unterhaltsam ist es auch.
       
       Nachtrag: Auch die Klage gegen das Studentenwohnheim wurde abgewiesen.
       
       26 Aug 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nadine Conti
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
   DIR Hannover
   DIR Gericht
   DIR Parkplätze
   DIR Parkraumbewirtschaftung
   DIR Lärm
   DIR Studierende
   DIR Verkehrswende
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
   DIR Kolumne Provinzhauptstadt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Politische Kommunikation und ihre Tücken: Kommunikative Leerformeln
       
       Endlich bekommt Hannover mal positive Aufmerksamkeit – jedenfalls in den
       überregionalen Medien. Zuhause kann der OB es eigentlich nur falsch machen.
       
   DIR Erziehungsfragen in der Straßenbahn: Falsches Dorf, falsche Zeit
       
       Viele Eltern wären gern weniger allein mit der Erziehungslast – aber wenn
       sich fremde Leute einmischen wird es auch schwierig.
       
   DIR Bedeutungsschwere Satzzeichen: Anschreizeichen sind keine Diagnose
       
       Immer geht es nur um Sternchen. Dabei gäbe es doch auch zu Ausrufezeichen
       und Semikola einiges zu sagen.
       
   DIR Parkplatzfragen und Zeitenwandel: Alter Jammer, neuer Jammer
       
       Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass die Städte nicht voller Autos
       standen. Warum tun wir so als wüssten wir nicht, dass Dinge sich ändern?
       
   DIR Mal wieder Ärger ums Schützenfest: Woke Schützen mit silbernen Krallen
       
       Da redet dieser Ratsmensch von „bewaffneten Trachtenvereinen“ und
       „Saufkapellen“ – dabei wollten die Schützen doch endlich mal alles richtig
       machen.
       
   DIR Dreimal desaströse Politik in Hannover: So geht kurzsichtig
       
       In Hannover versucht man, sich zu Obdachlosigkeit, Ladendieben und „Clans“
       zu verhalten. Im Fokus ist mal wieder das Sicherheitsempfinden der Bürger.