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       # taz.de -- Gutachten zum Neubau am Gleisdreieckpark: Gut für Stadt und Demokratie
       
       > Berlin braucht keine neuen Bürotürme. Vor allem aber braucht es keine
       > Politiker, die sich Investoren ausliefern. Eine Studie könnte beides
       > befördern.
       
   IMG Bild: Braucht kein Mensch: Neubauten am Gleisdreieckspark
       
       Berlin braucht nichts weniger als neue Bürotürme und weitere leblose
       Quartiere wie den Potsdamer Platz oder die Gegend rings um die
       Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. Genauso ein Nichtort wäre ein Neubaugebiet
       mit sieben Hochhäusern am Gleisdreieckpark – ein weiteres Fiasko in einer
       langen Reihe von Zumutungen Berliner Stadtentwicklungspolitik. Ein
       Investorentraum statt dringend notwendiger Grünflächen oder bezahlbaren
       Wohnraums.
       
       Am Donnerstag [1][präsentierte die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck ein
       Gutachten], das darlegt, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei der
       Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände am U-Bahnhof Gleisdreieck
       nicht an die Vereinbarungen eines uralten städtebaulichen Vertrages mit dem
       Investor gebunden ist. Es ist ein hervorragendes Signal.
       
       Aber das ist es nicht nur für alle, die weitere Büroviertel, die an den
       Bedarfen der Bevölkerung vorbeigehen, ablehnen. Ein gutes Zeichen ist es
       auch für all jene, denen die Demokratie am Herzen liegt und die daher zu
       Recht auf ein Primat der Politik vor privaten Investoreninteressen
       beharren. Das Gutachten schiebt der geradezu wahnwitzigen Idee einen Riegel
       vor, dass Politiker:innen in einem Akt gewählter Selbstkastration
       Versprechungen an private Akteure abgeben, an die sich frei gewählte
       Abgeordnete auch noch Jahrzehnte später zu halten hätten.
       
       Es ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Abgeordnete entscheiden frei
       über Bebauungspläne, ohne die Knebel von undemokratischen Deals und
       Vorfestlegungen. Diese machen auch jede verbindliche Bürgerbeteiligung zur
       Makulatur. Dass dies vom Gesetzgeber auch gar nicht vorgesehen ist, musste
       erst ein von einer Bürgerinitiative beauftragter Gutachter herausarbeiten.
       Selbst kam dieser Senat und auch seine Vorgänger nicht zu der Feststellung,
       dass er aus puren Investorenhörigkeit die Demokratie beschneidet.
       
       Mit dem Investor, der zum Tausch einst Flächen für den Park verkaufte,
       braucht es kein Mitleid. Er hat schlicht keinen Anspruch darauf, zu
       bestimmen, welche Planungen eine Kommune, auch auf Grundstücken, die ihr
       nicht gehören, für sinnvoll erachtet. Die Stadt ist keine Beute, und
       Privateigentum unterliegt sowohl einer Sozialbindung als auch einem
       unternehmerischen Risiko. Spekulationsgewinne abzusichern, ist keine
       Aufgabe der Demokratie. Diese Lehre nach den verheerenden Jahrzehnten des
       Neoliberalismus gilt es zu ziehen. Das Gutachten ist dafür und auch für
       zukünftige Projekte wegweisend.
       
       25 Aug 2023
       
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   DIR Erik Peter
       
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