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       # taz.de -- Bundesregierung zum Putsch in Niger: Große Sorge und viel Solidarität
       
       > Der Westen wollte Niger zum Stabilitätsanker in der Region machen. Auch
       > die Bundesregierung wollte das. Hat der Putsch die Hoffnung zerschlagen?
       
   IMG Bild: „Nieder mit Macron“, Anhänger der Putschisten protestieren nicht nur gegen ihren Präsidenten
       
       Berlin taz | Der Militärputsch gegen den nigrischen Präsidenten Mohamed
       Bazoum ist ein schwerer Schlag gegen die Bemühungen der Bundesregierung,
       mit ihren internationalen Partnern die Sahelzone zu stabilisieren.
       Entsprechend besorgt bis ratlos sind die offiziellen Reaktionen am Tag
       nachdem Offiziere der Präsidentengarde den gewählten Präsidenten
       entmachteten und sich das Militär auf ihre Seite stellte.
       
       Innerhalb der Bundesregierung und der Bundeswehr kann man derzeit nur
       [1][„aufmerksam die Situation beobachten]“. „Alle Angehörigen des deutschen
       Einsatzkontingents MINUSMA und EUMPM mit Standort Niamey befinden sich in
       Sicherheit“, teilte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der
       Bundeswehr der taz mit. „Die Lage ist nach wie vor unübersichtlich.“ Nach
       derzeitigem Kenntnisstand sei der nigrische Luftraum zurzeit gesperrt.
       
       Aktuell nutzt die Bundeswehr mit rund 100 Soldat:innen den
       Lufttransportstützpunkt in Niamey, der als Drehkreuz für den [2][laufenden
       Abzug der Bundeswehr aus dem benachbarten Mali] fungiert. Kampfschwimmer
       der Deutschen Marine waren in den vergangenen Jahren an der Ausbildung
       nigrischer Spezialkräfte im Grenzgebiet zu Mali beteiligt.
       
       Das Programm mit dem Namen „Gazelle“ galt als Vorzeigeobjekt. Welche
       Auswirkungen die aktuelle politische Lage vor Ort auf diese Transporte
       habe, sei derzeit noch nicht absehbar, hieß es weiter. Und: Zu
       innerstaatlichen Angelegenheiten wolle man sich grundsätzlich nicht äußern.
       
       ## Recht auf demokratische Entwicklung
       
       Auch im Auswärtigen Amt verfolgt man die Ereignisse mit „großer Sorge“.
       „Wir verurteilen den Versuch von Teilen des Militärs, die verfassungsmäßige
       demokratische Ordnung Nigers umzustoßen und fordern diese auf, den
       demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum unverzüglich freizulassen und in
       ihre Unterkünfte zurückzukehren“, erklärte ein Sprecher gegenüber der taz.
       „Gewalt ist kein Mittel zur Durchsetzung politischer oder persönlicher
       Interessen.“
       
       Auch die Vereinten Nationen, die USA und die westafrikanische
       Staatengemeinschaft Ecowas forderten eine Freilassung Bazoums und die
       Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung.
       
       Wie in solchen Lagen üblich, tagt der Krisenstab der Bundesregierung. Dem
       Vernehmen nach befindet sich eine mittlere zweistellige Zahl deutscher
       Entsandter und deren Angehörige vor Ort. Sie sind für die Botschaft oder
       Organisationen wie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit im
       Einsatz.
       
       Wie ein Sprecher des Bundesentwicklungsministeriums auf taz-Anfrage
       mittelte, hat die Sicherheit des entwicklungspolitischen Personals stets
       oberste Priorität. „Wir verurteilen den Putsch im Niger“, hieß es weiter.
       „Die Bevölkerung Nigers hat Präsident Bazoum demokratisch gewählt. Sie hat
       ein Recht auf eine friedliche, demokratische Entwicklung.“
       
       [3][Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit] mit Niger beträgt seit 2020
       rund 160 Millionen Euro. Man sei im ständigen Austausch mit den
       Durchführungsorganisationen vor Ort und dem Krisenstab des Auswärtigen
       Amtes.
       
       Rund 26 Millionen Menschen leben in Niger, das Land zählt zu den ärmsten
       Staaten der Welt. Mit ihren Bemühungen vor Ort [4][wollten verschiedene
       westliche Länder einerseits dem militärischen Einfluss Russlands
       entgegenwirken] und andererseits Dschihadisten in Westafrika zurückdrängen.
       Nach den Putschen in Mali und Burkina Faso wendeten sich die europäischen
       Partner ab. Auch die Forderung nach dem Abzug der UN-Friedensmission zur
       Stabilisierung Malis steht in diesem Zusammenhang.
       
       27 Jul 2023
       
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   DIR Tanja Tricarico
       
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