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       # taz.de -- Ukrainisches Getreide: Export via Kroatien
       
       > Weil Russland das Schwarze Meer blockiert, sucht die Ukraine nach
       > alternativen Handelswegen. Nun hat Kyjiw eine Absprache mit Kroatien
       > getroffen.
       
   IMG Bild: Die Ukraine versucht, einen Teil der Getreideernte über die Donau nach Kroatien zu exportieren
       
       BERLIN taz | Bei der Suche nach alternativen Wegen für Getreidelieferungen
       ist die Ukraine fündig geworden. Am Dienstag gab das ukrainische
       Außenministerium eine Einigung zwischen der Ukraine und Kroatien bekannt.
       Ukrainisches Getreide soll demnächst erst über die Donau nach Kroatien und
       danach per Bahn [1][an die Adriaküste] geliefert werden. Danach ist der
       Export der Agrargüter über die dortigen kroatischen Häfen angedacht.
       
       Derlei Lösungen sind notwendig, [2][weil Russland Mitte Juli das von den
       Vereinten Nationen (UN) und der Türkei vermittelte Getreideabkommen nicht
       verlängerte.] Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreide- und
       Agrarhandelsschiffe zog Moskau daraufhin zurück.
       
       Genaue Angaben über die Getreidemenge, die über kroatische Häfen
       ersatzweise ausgeführt werden sollen, wurden nicht erwähnt. Der kroatische
       Außenminister, Gordan Grlić Radman, besuchte am Montag seinen ukrainischen
       Kollegen Dmytro Kuleba in Kyjiw. „Wir werden nun daran arbeiten, möglichst
       effiziente Routen zu diesen Häfen einzurichten und das Beste aus dieser
       Gelegenheit zu machen“, sagte Kuleba. Kyjiw versucht, die Exporte auf dem
       Landweg über die Europäische Union (EU) zu steigern.
       
       Im Rahmen des kroatisch-ukrainischen Treffens wurde unter anderem auch eine
       internationale Konferenz zur Entminung der Ukraine am 11. und 12. Oktober
       in der kroatischen Hauptstadt Zagreb angekündigt. Kroatien berät und
       unterstützt die Ukraine bereits bei Entminungsinitiativen, denn Minen und
       andere explosive Kriegsrückstände sind ein gefährliches Erbe des
       [3][Kroatienkriegs von 1991 bis 1995].
       
       ## Telefonat zwischen Erdoğan und Putin geplant
       
       Um den im Juli 2022 beschlossenen Schwarzmeer-Getreidedeal wiederzubeleben,
       werden laut türkischen Medien seitens Ankara weiterhin diplomatische
       Bemühungen in Gang gebracht. Demnach sei ein Telefonat zwischen dem
       türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem russischen Präsidenten
       Wladimir Putin für Mittwoch geplant. Erdoğan stellt sich selbst seit dem
       Beginn des Ukrainekrieges als ein globaler Akteur dar und bemüht sich um
       eine Vermittlerrolle zwischen Moskau und Kyjiw, zum Beispiel beim
       Gefangenenaustausch.
       
       Seit Montag kursieren ebenfalls Informationen darüber, dass drei zivile,
       aus Griechenland und Israel gekommene Frachter unter türkisch-georgischer
       Flagge die russische Schwarzmeerblockade durchbrochen hätten. Das
       US-Wirtschaftsmagazin Forbes schreibt, dass Nato-Flugzeuge die Schiffe bis
       zum ukrainischen Getreidehafen in Ismail im Donaudelta, nahe der
       rumänischen Grenze, begleitet hätten.
       
       Nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums hat das russische Militär
       seit Mitte Juli circa 180.000 Tonnen Getreide zerstört und 26 Hafenanlagen,
       wie in Odessa, beschädigt. Rund 33 Millionen Tonnen Getreide wurden laut
       UN-Angaben während der fast einjährigen Laufzeit der multilateralen
       Vereinbarung exportiert – vor allem Mais (51 Prozent) und Weizen (27
       Prozent). Russland und die Ukraine zählen zu den weltweit größten
       Getreideproduzenten.
       
       Nach dem [4][Afrika-Russland-Gipfel] in Sankt Petersburg am 27. und 28.
       Juli sagte Putin, dass russische Unternehmen dank des Rückzugs aus dem
       Schwarzmeer-Getreideabkommen bei steigenden Getreidepreisen mehr Gewinne
       erzielen würden, die Russland dann „mit den ärmsten Ländern teilen“ würde.
       
       1 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Gemma Teres Arilla
       
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