URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Mehr Unterstützung bei Abwehr nötig
       
       > Selenskyj pocht auf mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung.
       > Russland drängt Ukrainer in besetzten Gebieten zur Annahme der
       > Staatsbürgerschaft.
       
   IMG Bild: Ein durch russische Drohnen beschädigtes Regierungsgebäude in Kyjiw am 2. August 2023
       
       ## Ukraine: Kein Vorrücken der russischen Truppen
       
       Die russischen Truppen sind nach ukrainischen Angaben nicht auf dem
       Vormarsch, sondern haben sich in den von ihnen kontrollierten Gebieten
       verschanzt und diese vermint. „Der Feind hat sich gründlich auf diese
       Ereignisse vorbereitet“, sagt der Sekretär des ukrainischen
       Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, im staatlichen Fernsehen. „Die Zahl der
       Minen auf dem Gebiet, das unsere Truppen zurückerobert haben, ist völlig
       verrückt. Im Durchschnitt gibt es drei, vier, fünf Minen pro Quadratmeter.“
       
       Das mache es den ukrainischen Truppen schwer, nach Osten und Süden
       vorzudringen. Der Vormarsch sei langsamer als erhofft, aber man könne
       nichts überstürzen, weil Menschenleben auf dem Spiel stünden. „Niemand kann
       uns Fristen setzen, außer wir selbst … Es gibt keinen festen Zeitplan“,
       sagt er. „Ich habe nie das Wort Gegenoffensive benutzt. Es gibt
       militärische Operationen, und die sind komplex, schwierig und hängen von
       vielen Faktoren ab.“ (rtr)
       
       ## Russland zwingt Ukrainer zum Staatsbürgerschafts-Wechsel
       
       Russland übt einer US-Studie zufolge massiven Druck auf Ukrainer in den
       besetzten Gebieten aus, um sie zur [1][Annahme der russischen
       Staatsbürgerschaft] zu bewegen. In einem Bericht der Yale-Universität ist
       von „Bedrohungen, Einschüchterungen, Einschränkungen bei humanitärer Hilfe
       und Grundbedürfnissen sowie mögliche Inhaftierung oder Abschiebung“ die
       Rede. Die Betroffenen hätten keine andere Wahl, als einen russischen Pass
       zu akzeptieren, wenn sie überleben wollten, sagt Nathaniel Raymond, Leiter
       des Humanitarian Research Lab von Yale.
       
       Eine Stellungnahme der Regierung in Moskau liegt nicht vor.
       Ministerpräsident Michail Mischustin sagte im Mai, seit Oktober hätten fast
       1,5 Millionen Menschen in den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und
       Cherson russische Pässe erhalten. (rtr)
       
       ## Selenskyj pocht auf mehr Hilfe bei Luftverteidigung
       
       Angesichts von wiederholten russischen Angriffen auf ukrainische
       Hafeninfrastruktur und Getreidelager hat der ukrainische Präsident
       Wolodymyr Selenskyj erneut mehr internationale Unterstützung bei der
       Flugabwehr angemahnt. „Gemeinsam mit unseren Partnern tun wir unser Bestes,
       um die Lieferung von Luftverteidigungssystemen zu steigern“, sagte er in
       seiner abendlichen Ansprache am Mittwoch. „Jeder Angriff ist ein
       gemeinsames Problem. Nicht nur für die Ukraine, sondern auch für all
       diejenigen in der Welt, deren Stabilität Russland zu zerstören versucht.“
       
       Mit seinem Angriffskrieg wolle Moskau eine „globale Katastrophe“
       herbeiführen, sagte Selenskyj. Die russischen Angreifer spekulierten auf
       Krisen am Lebensmittelmarkt und steigende Preise, von denen sie dann selbst
       profitieren könnten, fügte er hinzu. „Das sind sehr gefährliche
       Hoffnungen.“
       
       Russland, das bereits seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen
       die Ukraine führt, hatte im Juli unter internationalem Protest ein Abkommen
       zum Export ukrainischen Getreides aufgekündigt und bombardiert seitdem
       immer wieder ukrainische Häfen. Erst in der Nacht zum Mittwoch wurde [2][in
       Odessa am Schwarzen Meer] die Hafeninfrastruktur durch Beschuss beschädigt.
       (dpa)
       
       ## Bewaffnete russische Milizen im Grenzgebiet zur Ukraine
       
       In Russland haben die Gouverneure der an die Ukraine angrenzenden Regionen
       Kursk und Belgorod die Bewaffnung von „Volksmilizen“ zur Verteidigung gegen
       Angreifer aus der Ukraine angekündigt. Dies geschehe, da seine Region seit
       Monaten „fast täglich“ von „aus der Ukraine kommenden terroristischen
       Angriffen“ getroffen werde, erklärte der Gouverneur von Kursk, Roman
       Starowojt, am Mittwoch im Onlinedienst Telegram.
       
       Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nannte die Ausrüstung der Milizen „rechtmäßig“
       und „notwendig“ aufgrund der „Attentate“, die aus dem Gebiet der Ukraine
       heraus verübt würden.
       
       Starowojt erklärte, nach „mehreren Monaten“ Arbeit an der „Frage der
       Bewaffnung der freiwilligen Volksmilizen“ sei nun „ein Mechanismus
       gefunden“ und die erste „Lieferung am Stützpunkt eingetroffen“. In „naher
       Zukunft“ werde die Anzahl der Waffen für die Miliz auf 300 erhöht, ergänzte
       der Gouverneur.
       
       Die nach dem Vorbild ähnlicher Einheiten aus der Sowjetzeit entstandenen
       Freiwilligenmilizen wurden Gouverneur Starowojt zufolge in der Region Kursk
       im Dezember gebildet, um dem Militär, der Nationalgarde, der Polizei und
       dem Grenzschutz „zusätzliche Unterstützung“ zukommen zu lassen.
       
       Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, händigte seinerseits am
       Mittwoch Lokalmedien zufolge persönlich bei einer öffentlichen Zeremonie
       Waffen an Milizen aus. In der Region Belgorod waren „freiwillige
       Volksmilizen“ bereits in den ersten Wochen nach Beginn der russischen
       Offensive in der Ukraine gebildet worden.
       
       Kreml-Sprecher Peskow sagte am Mittwoch vor Journalisten mit Blick auf die
       Milizen, alles werde „im Einklang mit dem Gesetz umgesetzt“. Es handle sich
       „um Maßnahmen, die vor dem Hintergrund der Angriffe, der Attentate, die von
       ukrainischem Territorium aus verübt werden, notwendig sind“. (afp)
       
       ## Ukraine meldet Abwehr von rund 15 Drohnen über Kyjiw
       
       Die ukrainische Luftabwehr hat in der Nacht rund 15 Drohnen abgewehrt, die
       sich auf Kyjiw zubewegten. Die ukrainischen Streitkräfte „haben fast 15
       Luftziele entdeckt und zerstört“, als diese sich Kyjiw näherten, erklärte
       Militärverwaltungschef Serhij Popko am Donnerstag im Onlinedienst Telegram.
       Er fügte hinzu, es habe sich um Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion
       gehandelt.
       
       „Nach den bisher vorliegenden Informationen gab es keine Opfer oder Schäden
       in der Hauptstadt“, erklärte Popko. Es sei der 820. Luftalarm in Kyjiw seit
       Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gewesen und er habe drei
       Stunden gedauert.
       
       In der Nacht auf Mittwoch hatte die ukrainische Armee bereits mehr als zehn
       Shahed-Drohnen über der Hauptstadt abgefangen. Die herabstürzenden Trümmer
       verursachten leichte Sachschäden, verletzt wurde niemand. Ebenfalls am
       Mittwoch meldete Kyjiw einen Angriff auf [3][den ukrainischen Donau-Hafen
       in Ismajil] direkt an der Grenze zu Rumänien. Dabei seien Lagerhäuser und
       Verwaltungsgebäude beschädigt worden. Ismajil ist der wichtigste
       Exporthafen für ukrainisches Getreide, seitdem Russland im vergangenen
       Monat aus dem Getreideabkommen für den Export durch das Schwarze Meer
       ausgestiegen ist. (afp)
       
       3 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kinderverschleppung-nach-Russland/!5945739
   DIR [2] /Krieg-in-der-Ukraine/!5945183
   DIR [3] /Bomben-auf-ukrainische-Getreidesilos/!5946371
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Wolodymyr Selenskij
   DIR Drohnen
   DIR Luftangriffe
   DIR Minen
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Unser Fenster nach Russland
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Reportage von der ukrainischen Kriegsfront: Unter Dauerbeschuss
       
       Trotz Gegenoffensive geraten die ukrainischen Streitkräfte vielerorts unter
       Druck. Im Serebrjanka-Wald zeigt sich die russische Feuerkraft besonders.
       
   DIR Meduza-Auswahl 27. Juli bis 2. August: Was darf man heute noch verlegen?
       
       Der Chefredakteur eines Moskauer Verlags berichtet, wie Gesetze gegen
       „ausländische Agenten“ den Buchmarkt Russlands verändern. Texte aus dem
       Exilmedium.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Gegenseitige Drohnenangriffe
       
       Russland und die Ukraine beschießen sich nach Behauptungen der jeweils
       anderen Seite gegenseitig mit Drohnen. Die Ukraine fordert weitere
       Unterstützung.
       
   DIR Angriffe auf Moskau: Russlands Drohnenprobleme
       
       Erneut haben Drohnen die Hauptstadt Moskau getroffen. Nun stellt sich die
       Frage: Warum ist die russische Flugabwehr anscheinend so schlecht?