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       # taz.de -- Priester über geistliches Fußballturnier: „Gott mag Fußball“
       
       > Im kolumbianischen Popayán kicken 525 Priester beim „Copa de la Fe“.
       > Koordinator Jaime Muñoz Cantillo erklärt, worum es beim Glaubens-Pokal
       > geht.
       
   IMG Bild: Dieses Priester-Team beim Copa de la Fe glaubt an Gott und sogar an den FC Bayern
       
       taz: Herr Cantillo, was ist [1][der Glaubens-Pokal]? 
       
       Jaime Muñoz Cantillo: Eine Zusammenkunft, bei der Priester versuchen, sich
       zu verbrüdern und mittels Sport eine Botschaft der Hoffnung zu verbreiten.
       Die braucht unsere Kirche dringend. Die Gewalt ist in unserer Region Cauca
       allgegenwärtig: Guerillas, Drogenhandel, Korruption. Wir Priester erleben
       das jeden Tag in unseren Gemeinden und Dörfern. Dort gibt es wenig oder
       keine staatliche Präsenz. Wir wollen eine gute Nachricht sein inmitten
       dieser Realität, in der wir leben, Zeugnis ablegen, dass die Kirche
       lebendig ist – und dass Gott Fußball mag! [2][Bei dem Pokal können die
       Menschen auch eine andere Facette des Priesters entdecken], jenseits der
       Eucharistie und der pastoralen Arbeit.
       
       Warum Fußball? 
       
       Alle mögen Fußball, auch wir Priester. Bei der WM in Australien und
       Neuseeland sind wir hier um 3 Uhr aufgestanden, um unsere
       Nationalspielerinnen anzufeuern. Wir haben hier im Priesterseminar auch
       einen Fußballplatz. Fußball ist in den Seminaren mit Abstand der
       beliebteste Sport.
       
       Steht in der Bibel etwas über Fußball? 
       
       Eher über Leichtathletik. „Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam;
       jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen
       Siegeskranz zu gewinnen“, heißt es im ersten Brief des Apostels Paulus an
       die Korinther.
       
       In Südamerika sind die Leute fußballverrückt. Sind Sie auch Anhänger
       [3][der Kirche Maradonas] (Iglesia Maradoniana)? 
       
       Nein, ich respektiere das, aber ich teile das nicht. Denn das wird zur
       Vergötterung eines Menschen. In Argentinien halten sie Diego Maradona für
       Gott.
       
       Wie oft trainieren Sie und die Kollegen? 
       
       Manche zwei, drei Mal die Woche, andere nur ein Mal. Ich trainiere fast
       immer. Fünf Mal die Woche. Ich mag das sehr, das hilft mir zum Ausgleich
       und für mein Leben als Priester.
       
       Was fühlen Sie, wenn Sie auf dem Platz sind? 
       
       Da fällt der ganze Stress von mir ab. Es ist eine Chance, Leute
       kennenzulernen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Ich versuche, es zu
       genießen. Aber ich will immer gewinnen!
       
       Foulen Priester? 
       
       Klar! Sie werden auch sauer. Wir wollen gewinnen. Wir spielen auf
       wettbewerbsorientierte, aber sehr gesunde Weise. Wir hatten im Turnier
       schon einige gelbe Karten. Aber noch keine rote.
       
       Was gibt’s zu gewinnen? Der Hostienkelch [4][aus dem Werbevideo] könnte
       glatt als Pokal durchgehen… 
       
       Nein, nein, wir haben einen Geldpreis von einem Sponsor gespendet bekommen.
       Der Sieger bekommt 8 Millionen Pesos (1.785 Euro). Also geteilt durch elf
       Spieler und das Betreuerteam. Das ist nicht besonders viel. Wir spielen vor
       allem aus Brüderlichkeit.
       
       Wird nur Fußball gespielt oder gibt es auch andere Angebote? 
       
       Es gibt verschiedenen Aktivitäten. Zum Beispiel werden wir für einen
       Beicht-Marathon (Confesatón) in das Frauen- und Männergefängnis und zwei
       Einkaufszentren gehen. Außerdem haben unsere Gäste nachmittags und abends
       Zeit, unsere schöne Stadt kennenzulernen und sich auszuruhen. Wir spielen
       ja von Dienstag bis Samstag jeden Tag, das machen nicht einmal die Profis.
       
       2 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://copadelafe.com
   DIR [2] https://fb.watch/mM3dRv6a29/
   DIR [3] http://www.iglesiamaradoniana.com.ar/
   DIR [4] https://youtu.be/ZKBTvhSsf7g?si=xK2vgeqnNuG4djl7
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Wojczenko
       
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