URI: 
       # taz.de -- Rassismus in den USA: Albtraum in Jacksonville, Florida
       
       > Während in Washington, D.C., an Martin Luther King Juniors berühmte Rede
       > von 1963 erinnert wird, erschießt ein Weißer Rassist in Florida drei
       > Schwarze.
       
   IMG Bild: Yolanda King, 15, erinnert in Washington an die Rede ihres Großvaters vor 60 Jahren
       
       Berlin taz | Am vergangenen Samstag, als in der US-Hauptstadt Washington,
       D.C., viele Tausend Menschen auf die Straße gingen, um an den 60. Jahrestag
       der berühmten [1][Rede von Martin Luther King Jr.] zu erinnern – „I have a
       dream“ –, drang in Jacksonville, Florida, ein bewaffneter Mann in ein
       Ladengeschäft ein, erschoss drei Schwarze Personen und anschließend sich
       selbst.
       
       T.K. Waters, der Sheriff von Jacksonville, bestätigte bei einer
       Pressekonferenz, der Täter habe bewusst Schwarze erschießen wollen. Wie
       andere vor ihm habe der Weiße Mann Anfang 20 mehrere „Manifeste“
       hinterlassen. Darin habe er seine „widerliche Ideologie des Hasses“
       dokumentiert habe, sagte Waters.
       
       In der Hauptstadt Washington stellten verschiedene Redner*innen beim
       Jahrestag insofern nur offensichtliche Tatsachen fest, wenn sie
       formulierten: Der 1963 von Martin Luther King Jr. beschworene Traum sei
       noch immer nicht verwirklicht und das Land noch immer zerrissen.
       
       Womöglich hatte auch der Täter von Jacksonville sich für seine Tat einen
       Jahrestag ausgewählt: Vor exakt fünf Jahren hatte in der kleinen Stadt ein
       Mann bei einem Videospiel-Turnier um sich geschossen. Damit tötete er zwei
       Menschen und verletzte elf andere. Auf dieses Blutbad hatte sich der Weiße
       Täter in seinen hinterlassenen Schriften positiv bezogen, berichtete die
       demokratische Bürgermeisterin von Jacksonville, Donna Deegan.
       
       ## Yolanda King: „Heute ist Rassismus noch immer bei uns“
       
       Floridas Gouverneur [2][Ron DeSantis], gerade im Wahlkampf um die
       republikanische Präsidentschaftskandidatur, erklärte, Menschen aufgrund
       ihrer Hautfarbe zu töten, sei „vollkommen unakzeptabel“. Der Täter; den
       DeSantis als „Drecksack“ (Scumbag) bezeichnete, habe sich durch seinen
       anschließenden Suizid feige den Konsequenzen seines Tuns entzogen.
       
       Viele Kilometer weiter nördlich erklärte in Washington Yolanda King, die 15
       Jahre alte Enkelin Martin Luther King Jr.s: „Wenn ich heute mit meinem
       Großvater sprechen könnte, würde ich sagen, dass es mir leidtut, dass wir
       immer noch hier sein müssen, um uns neu zu verpflichten, dein Werk zu
       vollenden und endlich deinen Traum wahr werden zu lassen.“ Und sie fügte
       dem an: „Heute ist Rassismus noch immer bei uns. Armut ist noch immer bei
       uns. Und jetzt kommt es in Gotteshäusern, unseren Schulen und unseren
       Einkaufszentren zu Waffengewalt.“
       
       Jacksonville ist eine zu 30 Prozent von Schwarzen bewohnte Kleinstadt. Der
       „Dollar General“-Supermarkt, in den der Täter eingedrungen war, ist
       insbesondere von Menschen mit unterem und mittlerem Einkommen frequentiert
       – vor allem von Schwarzen.
       
       Martin Luther King III., der älteste Sohn von King, sagte in seiner Rede,
       er sei sehr besorgt über die Richtung, in die sich das Land bewege. Man
       habe das Gefühl, als ob „wir uns nicht vorwärts-, sondern zurückbewegen“,
       sagte er.
       
       Tatsächlich erklärt die [3][US-Bundespolizei FBI] rechtsextremistische und
       rassistische Gewalt zur Hauptbedrohung der USA von innen. Im vergangenen
       Jahr etwa hatte ein 18-jähriger in [4][Buffalo, New York], in einem
       Supermarkt zehn Schwarze erschossen. In einem Manifest hatte auch er seine
       Ideologie niedergeschrieben – Teile davon, etwa die Mär vom geplanten
       „[5][Großen Bevölkerungsaustausch]“, sind allerdings längst im rechten
       Mainstream angekommen.
       
       27 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=vP4iY1TtS3s&ab_channel=RAREFACTS
   DIR [2] /Ron-DeSantis-will-US-Praesident-werden/!5934444
   DIR [3] https://www.fbi.gov/news/testimony/oversight-of-the-federal-bureau-of-investigation-080422
   DIR [4] /Rassistischer-Anschlag-in-Buffalo/!5855705
   DIR [5] /Rechtsextreme-Verschwoerungserzaehlung/!5853428
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR USA
   DIR Rechte Gewalt
   DIR Florida
   DIR Martin Luther King
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Olaf Scholz
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR US-Wahl 2024
   DIR Schwerpunkt Rassismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Rassistischer Anschlag in Birmingham: Von Hoffnung und Finsternis
       
       Vor 60 Jahren verübten Rassisten einen Anschlag auf die 16th Street Baptist
       Church in Alabama. Ein Besuch auf den Spuren der US-Bürgerrechtsbewegung.
       
   DIR Scholz und seine Augenklappe: Er sieht nicht in die Tiefe
       
       Die Augenklappe macht aus Olaf Scholz keinen tollkühnen Kerl. Im Gegenteil:
       Sie illustriert sein Problem – er hat einfach keine Vision.
       
   DIR Gewalttat im US-amerikanischen Buffalo: 18-Jähriger tötet zehn Menschen
       
       Der Mann wählte einen Supermarkt als Tatort, ingesamt gab es 13 Opfer. Die
       Bundespolizei FBI geht von einem rassistisch motivierten Angriff aus.
       
   DIR Antirassismus-Kundgebung in Washington: „Wir werden diesen Traum erfüllen“
       
       57 Jahre nach Martin Luther King Jr. gingen am Freitag Zehntausende bei
       einem neuen „March on Washington“ gegen Rassismus in den USA auf die
       Straße.
       
   DIR Kommentar Rassismus in den USA: Rassismus überleben
       
       Auch 50 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings ist Rassismus in den
       USA überall präsent. Nur die Praxis hat sich verändert.