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       # taz.de -- Unionbusting bei Tesla: Unheilbare Gewerkschaftsphobie
       
       > Der Konzern droht Mitarbeiter:innen mit Kündigung, weil sie
       > IG-Metall Aufkleber im Werk angebracht haben. Das offenbart eine
       > irrationale Angst.
       
   IMG Bild: Mag Autos, aber keine Gewerkschaften: Tesla-CEO Elon Musk bei der Eröffnung der Gigafactory 2022
       
       Grünheide taz | Ist es möglich, dass Unternehmen auch psychische Störungen
       entwickeln können? Immerhin handelt es sich ja um juristische Personen,
       die, wie gewöhnliche Menschen auch, Rechte und Pflichten haben. Warum
       sollten sie nicht auch mal einen Knacks haben?
       
       Es wäre zumindest eine geeignete Erklärung für das jüngste Verhalten des
       US-Autobauers Tesla, der eine regelrechte Gewerkschaftsphobie entwickelt zu
       haben scheint. So drohte die Werksleitung der „Gigafactory“ im
       brandenburgischen Grünheide mehreren gewerkschaftlich organisierten
       Angestellten mit der fristlosen Kündigung, wie Springers Wirtschaftsmagazin
       Business Insider am Freitag berichtete. Der Grund: Sie sollen Sticker im
       Werk geklebt haben, mit Aufschriften wie „Unsere Gesundheit ist wichtiger
       als die nächste Milliarde für Elon“ oder „unsere Sicherheit ist wichtiger
       als der nächste Produktionsrekord“.
       
       Mit den Aufklebern wollte die Gewerkschaft auf Missstände bei den
       Arbeitsbedingungen aufmerksam machen, erklärt IG-Metall-Sprecher Markus
       Sievers: „Es gibt immer wieder Probleme mit zu langen Arbeitszeiten und
       Sonderschichten.“ Darauf hinzuweisen, sei das Recht der Gewerkschaften, die
       Drohung des Managements halte er für eine Überreaktion, zumal es sich bei
       den Aufklebern um leicht entfernbare magnetische Sticker handelte. Dass
       eine solche Kündigung vor einem Arbeitsgericht bestand hätte, gilt als
       unwahrscheinlich.
       
       Jessica Reisner von der Aktion Arbeitsunrecht vermutet, Tesla wolle im
       Vorfeld der Betriebsratwahlen im kommenden Jahr schon einmal
       Gewerkschafter:innen einschüchtern. „Es zeugt von zutiefst
       antidemokratischem Geist, selbst bei kleinsten Unregelmäßigkeiten zu den
       gröbsten Mitteln zu greifen“, sagt Reisner.
       
       ## Mittelfristig dumm
       
       Dass insbesondere Tesla-Chef Elon Musk Gewerkschaften fürchtet wie der
       Teufel des Weihwasser, ist kein Geheimnis. Auch in Grünheide reiht sich der
       jüngste Einschüchterungsversuch nahtlos in die Bemühungen des Konzerns ein,
       [1][jegliche Form gewerkschaftlicher Organisation zu verhindern]. So
       erfolgte [2][die erste Betriebsratswahl im März] vergangen Jahres zu einem
       Zeitpunkt, als noch kaum Arbeiter:innen in der Fabrik angestellt waren
       – die Mehrheit im Betriebsrat wird daher zurzeit von arbeitgebernahen
       Kandidaten aus den Managementebenen gestellt.Mittelfristig dumm
       
       Auch wenn es zunächst einmal aus Konzernsicht rational erscheint, keine
       Tariflöhne zahlen oder menschenfreundliche Arbeitszeiten anbieten zu müssen
       – mittelfristig schadet sich Tesla mit seiner Gewerkschaftsphobie nur
       selbst. Denn nach wie vor hat das Unternehmen Schwierigkeiten, genügend
       Fachkräfte einzustellen; die eigenen Produktionsziele mussten zuletzt
       deutlich heruntergefahren werden.
       
       Aber wie so oft bei irrationalen Ängsten helfen die besten Argumente nicht
       weiter – sondern nur die Konfrontation.
       
       28 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
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