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       # taz.de -- Kurz vor den Wahlen in Ecuador: Präsidentschaftskandidat erschossen
       
       > Bei einer Wahlkampfveranstaltung ist der Politiker Fernando Villavicencio
       > getötet worden. Der Präsident ruft für 60 Tage den Ausnahmezustand aus.
       
   IMG Bild: Fernando Villavicencio bei der Wahlkampfrallye am 9. August
       
       Quito dpa/afp/rtr | Eineinhalb Wochen vor der vorgezogenen Präsidentenwahl
       in Ecuador ist der Kandidat Fernando Villavicencio nach einer
       Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito getötet worden. Unbekannte
       feuerten auf den 59-Jährigen, als er am Mittwoch ein Auto bestieg, wie
       lokale Medien berichteten. Ein Tatverdächtiger sei bei dem Schusswechsel
       vor Ort schwer verletzt festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft
       des südamerikanischen Landes in der Nacht zum Donnerstag mit. Die Besatzung
       eines Rettungswagens habe dann seinen Tod bestätigt.
       
       Zudem habe es bei dem Zwischenfall mindestens neun Verletzte gegeben,
       darunter eine Kandidatin für die Parlamentswahl sowie zwei Polizisten, hieß
       es in einem weiteren Tweet der Behörde. Die Staatsanwaltschaft warnte auf
       ihrem Twitter-Account zugleich vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit der
       Tat.
       
       Nach den tödlichen Schüssen auf Villavicencio verhängte [1][Präsident
       Guillermo Lasso] einen 60-tägigen Ausnahmezustand für das Land. „Die
       Streitkräfte sind ab sofort im gesamten Staatsgebiet mobilisiert, um die
       Sicherheit der Bürger, die Ruhe des Landes und die freien und
       demokratischen Wahlen am 20. August zu gewährleisten“, erklärte Lasso in
       einer über die Onlineplattform Youtube verbreiteten Ansprache. Der
       Staatschef rief außerdem den nationalen Sicherheitsrat zusammen. „Das
       organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen. Es wird mit der ganzen Härte
       des Gesetzes bestraft werden“, schrieb er auf der [2][Socialmedia-Plattform
       X (ehemals Twitter)]. Auch der Tatverdächtige sei tot, teilte die
       Generalstaatsanwaltschaft auf X mit.
       
       „Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des
       Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und
       mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern“, so Lasso weiter.
       „Dieses Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben.“
       
       ## Sicherheitskrise in Ecuador: 25 Morde je 100.000 Einwohner
       
       Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung Construye (zu Deutsch
       „Baue“) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land und lag den
       jüngsten Umfragen zufolge auf dem vierten oder fünften Platz. Als
       Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weit verbreitete
       Korruption in Ecuador kritisiert.
       
       Am 20. August finden in Ecuador [3][vorgezogene Präsidentschafts- und
       Parlamentswahlen] statt. Diese waren nötig geworden, nachdem Präsident
       Lasso zuletzt inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen
       mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.
       
       Ecuador steckt in einer [4][schweren politischen Krise]. Die
       Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst
       friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die
       Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr
       war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von
       Mexiko und Brasilien. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler für die
       Gewalt verantwortlich.
       
       10 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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