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       # taz.de -- Nachruf auf Gitarrist Robbie Robertson: Elektrifizierte Geschichte
       
       > Mit The Band und an der Seite von Bob Dylan erweckte er den Geist der
       > seltsamen USA neu. Nun ist der kanadische Gitarrist Robbie Robertson tot.
       
   IMG Bild: Farewell Mr. Gitarrero: Robbie Robertson (1943- 2023)
       
       Als Sohn einer Native American 1943 im kanadischen Toronto geboren,
       entdeckte Jaime Royal „Robbie“ Robertson seine Liebe zur Gitarre bei
       Besuchen im Six-Nations-Reservat, in dem die Familie seiner Mutter lebte.
       Zum Profi wurde er Anfang der 1960er in der Backingband des kanadischen
       Rock ’n’ Rollers Ronnie Hawkins.
       
       Dann kam [1][der Ruf von Bob Dylan], der sich damals gerade vom akustischen
       Folksolist zum elektrifizierten Rocker wandelte und für die neue Rolle
       passende Begleitung benötigte. Buhrufe von empörten Puristen gehörten zu
       den ständigen Begleiterscheinungen auf Konzerten von Bob Dylan & The Band
       1965 und 1966.
       
       Im Folgejahr nahm Dylan mit The Band im Keller des rosa angestrichenen
       Hauses („Big Pink“), in dem die Musiker Quartier genommen hatten, Demos für
       neue Songs auf. Robertson hatte für Hawkins zuvor bereits komponiert, aber
       die [2][enge Zusammenarbeit mit Dylan] und seinen mit vielen
       unterschiedlichen Talenten gesegneten Musikerkollegen hob sein Songwriting
       auf ein neues Niveau.
       
       Robertsons Songs auf „Music From Big Pink“ (1968), dem ersten eigenen Album
       des Quintetts, das sich so vermeintlich einfallslos wie selbstbewusst The
       Band nannte, gelten in ihrer geschichtsträchtigen, melancholischen
       Beschwörung des düsteren alten Amerikas als Beginn des „Americana“-Genres.
       
       ## Melancholisch und geschichtsträchtig
       
       Kommerziell wurde The Band zwar immer erfolgreicher, aber künstlerisch ging
       Robertson danach langsam die Luft aus. Ein Album mit Coverversionen, ein
       Live-Doppelalbum mit ausschließlich alten Songs, eine zweite Phase als
       Dylan-Begleiter konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine neuen
       Songs nicht mehr die Magie der ersten Band-Alben hatten. Mit einem von
       Martin Scorsese im Film festgehaltenen Abschiedskonzert („The Last Waltz“)
       trat The Band 1978 ab.
       
       Die Verbindung zwischen Scorsese und Robertson hielt in den folgenden
       Jahrzehnten, die zu den Ex-Bandmitgliedern wurde von
       Copyright-Streitigkeiten getrübt. Während seine Soundtracks, vor allem für
       Scorsese-Filme, durchaus funktionierten, muss man seine späteren
       Soloplatten eher als missglückte Versuche deuten, eine neue eigene Stimme
       zu finden. Robbie Robertson starb am 9. August in Los Angeles.
       
       10 Aug 2023
       
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