# taz.de -- Bürgerbefragung in Deutschland: Kaum Vertrauen in den Staat
> Einer Umfrage der Beamtengewerkschaft dbb zufolge sehen viele Menschen in
> Deutschland den Staat als überfordert an. Die Gewerkschaft warnt vor
> Spaltung.
IMG Bild: Gräben zwischen Arm und Reich werden tiefer, sagt dbb-Bundesvorsitzender Ulrich Silberbach
Berlin afp | Viele Menschen in Deutschland sehen den Staat als zunehmend
überfordert an. Einer am Dienstag veröffentlichen Befragung für die
Beamtengewerkschaft dbb zufolge gehen derzeit nur noch 27 Prozent davon
aus, dass der Staat in der Lage ist, seine Aufgaben etwa in der Bildungs-,
Flüchtlings- [1][oder Klimapolitik zu erfüllen.] Damit sei das Vertrauen in
die Handlungsfähigkeit ihres Staates „auf einen neuen Tiefpunkt gesunken“,
erklärte dbb-Bundesvorsitzender Ulrich Silberbach. Das sei „alarmierend“.
Insgesamt betrachten die Befragten nach dbb-Angaben die Aufrechterhaltung
der sozialen Gerechtigkeit, die Verbesserung der Infrastruktur und
Klimaschutz als wichtigste staatliche Aufgaben. Zwischen West und Ost gibt
es demnach Unterschiede.
Im Westen werden dabei Klimaschutz, Migrationsfragen und die
[2][Unterstützung der Ukraine] als Prioritäten genannt. Im Osten sind dies
demnach eher die Entlastung der Bevölkerung von Inflationsfolgen, der
soziale Ausgleich sowie eine Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen
Stadt und Land.
Silberbach zeigte sich alarmiert. „Besonders bedenklich“ sei „dabei die
sich immer stärker abzeichnende Spaltung der Gesellschaft“, teilte der
Bundeschef der dbb mit. „Die Gräben zwischen Ost und West, Arm und Reich,
je nach Bildungsabschluss, werden tiefer und das gesellschaftliche
Stresslevel steigt.“
## Politik muss sich hinter Mitarbeitenden des Staates stellen
Die Gewerkschaft ließ ihre jährliche Bürgerbefragung durch das Institut
Forsa erstellen. 80 Prozent der Befragten konstatieren demnach eine
„generelle Verrohung der Gesellschaft“. In diesem Zusammenhang warnte
Silberbach auch vor zunehmender Aggressivität gegenüber Mitarbeitenden des
öffentlichen Dienstes. 54 Prozent von ihnen seien bereits selbst schon
einmal beschimpft, bedroht oder sogar angegriffen worden, erklärte er. Dies
sei ein „völlig inakzeptabler Wert“.
Die Beschäftigten des öffentlichen Diensts zahlten dabei „die Zeche für den
generellen Ansehensverlust des Staates“, führte Silberbach weiter aus. Dies
betreffe auch längst nicht nur den Bereich von Polizei und
Rettungsdiensten, sondern auch Schulen, Jobcenter oder Bürgerämter. Die
Politik müsse sich hinter die Mitarbeitenden des Staates stellen und sie
„moralisch, materiell und organisatorisch angemessen“ unterstützen. Dazu
gehörten mehr Gelder für die Digitalisierung, mehr staatliche
Serviceleistungen und weniger Bürokratie.
15 Aug 2023
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