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       # taz.de -- Historisches Gipfeltreffen in Camp David: Demonstrativ einig mit Ostasien
       
       > US-Präsident Joe Biden hat seine Verbündeten Japan und Südkorea zu einem
       > exklusiven Treffen eingeladen. Das ärgert die chinesische Regierung
       > offenbar.
       
   IMG Bild: Präsident Biden trifft am 17. August Journalist:innen vor dem Treffen mit Japan und Südkorea
       
       Peking taz | Wenn die Regierungsoberhäupter Japans, Südkorea und der USA an
       diesem Freitag zusammenkommen, dürfte dies eine sicherheitspolitische Zäsur
       in Ostasien einläuten. Zwar gab es in den letzten 20 Jahren ein Dutzend
       solcher trilateraler Gipfel, doch fanden diese stets am Rande
       internationaler Konferenzen statt.
       
       Diesmal jedoch treffen sich Joe Biden, Yoon Suk Yeol und Fumio Kishida
       exklusiv in Camp David, dem traditionellen Sommersitz des US-Präsidenten in
       Maryland. Dort werde man „einen neuen Meilenstein in der trilateralen
       Zusammenarbeit“ erreichen, sagte Präsident Yoon.
       
       Am Donnerstag verriet ein Präsidentenberater für Fragen der nationalen
       Sicherheit in Seoul, dass bei dem Treffen drei Dokumente unterzeichnet
       würden. Über den konkreten Inhalt ist bislang wenig bekannt, doch gilt als
       denkbar, dass die drei Staaten ein Abkommen für regelmäßige, trilaterale
       Militärübungen in der Region beschließen könnten.
       
       Die demonstrative Einigkeit der Bündnispartner ist vor allem eine
       Initiative der US-Regierung. Dass Südkorea und Japan vergleichsweise
       euphorisch mitziehen, hat vor allem zwei Gründe: So ist die [1][Bedrohung
       durch das nordkoreanische Militär] wieder deutlich angestiegen. Machthaber
       Kim Jong-un hatte kürzlich zwei Interkontinentalraketen mit
       Feststoffantrieb getestet. Diese sind besonders gefährlich, weil sie in
       wenigen Minuten einsatzfähig sind und auch die [2][US-amerikanische
       Westküste erreichen können].
       
       ## China: Wie eine Nato in Ostasien
       
       Gleichzeitig ist das Treffen in Camp David auch eine direkte Reaktion auf
       die aufstrebende Weltmacht China, die immer selbstbewusster die
       militärischen Muskeln rund um die Taiwan-Straße spielen lässt und das
       heimische Nukleararsenal in alarmierender Geschwindigkeit ausbaut.
       
       Beschleunigt wurde die sicherheitspolitische Entwicklung durch den
       Ukrainekrieg. Die ideologischen Blöcke in der Region sind seither wieder
       enger aneinander gerückt: Nordkorea und Russland helfen sich mit Waffen und
       Munition aus, während Chinas Staatschef Xi Jinping seinem „alten Freund“
       Wladimir Putin für billiges Öl rhetorisch den Rücken stärkt.
       
       Auf der anderen Seite haben erstmals auch [3][die US-Verbündeten Japan und
       Südkorea zueinandergefunden]. Angesichts der geopolitischen
       Machtverschiebungen mag dies überfällig erscheinen, doch noch vor wenigen
       Jahren galt eine Annäherung zwischen Seoul und Tokio als nahezu undenkbar.
       
       ## Innenpolitisch ist die Freundschaft umstritten
       
       Die historischen Wunden, weil Japan die koreanische Halbinsel in der ersten
       Hälfte des 20. Jahrhunderts kolonialisierten, belasteten die bilateralen
       Beziehungen schwer. Erst der erzkonservative Präsident Yoon Suk Yeol machte
       in diesem Jahr mit einer Einigung über die Kompensation von koreanischen
       Zwangsarbeitern den Weg für eine Annäherung frei.
       
       Innenpolitisch ist die von oben verordnete Freundschaft umstritten: Vor
       [4][allem die südkoreanische Linke wirft Yoon vor, den vermeintlichen
       Geschichtsrevisionismus der Japaner zu hofieren] und die Opfer der
       historischen Verbrechen zu verhöhnen.
       
       Chinas Parteiführung blickt mit Argusaugen auf die Allianz zwischen Seoul,
       Tokio und Washington. Während einer Pressekonferenz des chinesischen
       Außenministeriums am Dienstag sagte Sprecher Wang Wenbin, dass man die
       Bildung unterschiedlicher Blöcke ablehne. Staatschef Xi Jinping wirft den
       USA nicht nur vor, den wirtschaftlichen Aufstieg der Volksrepublik China
       eindämmen zu wollen, sondern mithilfe seiner Verbündeten eine Art Nato in
       Ostasien zu etablieren.
       
       Dazu wird es auch in Camp David nicht kommen. Experten erwarten jedoch,
       dass Biden, Yoon und Kishida ihre militärische Zusammenarbeit verstärken:
       So könnten Japan und Südkorea ihre Daten zur Früherkennung nordkoreanischer
       Raketenstarts in Echtzeit teilen. Zudem dürften die Länder ein Abkommen zur
       „wirtschaftlichen Sicherheit“ abschließen. Dies wäre eine Reaktion auf die
       Politik Pekings, das immer öfter auf unliebsame Entscheidungen anderer
       Länder mit inoffiziellen Sanktionen reagiert.
       
       18 Aug 2023
       
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