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       # taz.de -- Nigers Zukunft unter der Militärjunta: Der Putschist will drei Jahre Zeit
       
       > Ein „nationaler Dialog“ soll eine Übergangszeit organisieren, sagt Nigers
       > Militärmachthaber Tchiani. Erstmals hat er die Ecowas empfangen.
       
   IMG Bild: Nigers gewählter Präsident Mohamed Bazoum (2. v. r.) war erstmals seit dem Putsch zu sehen
       
       Berlin taz | Nigers Putschisten wollen sich viel Zeit nehmen, bevor sie die
       Macht eventuell wieder abgeben. Militärmachthaber Abdourahamane Tchiani gab
       in einer [1][Fernsehansprache] am Samstagabend bekannt, er habe angeordnet,
       einen „nationalen Dialog“ aus „allen Bestandteilen des Volkes“
       einzuberufen, um „die Basis eines neuen Verfassungslebens“ auf Grundlage
       „unserer traditionellen und republikanischen Werte“ auszuarbeiten.
       Innerhalb von 30 Tagen solle dieser Dialog „konkrete Vorschläge“ etwa über
       eine Übergangsfrist von nicht mehr als drei Jahren formulieren.
       
       Tchiani sagte weder, wann eine solche Übergangszeit beginnen werde, noch
       was auf sie folgen könnte. Von Wahlen sprach er nicht, wohl aber von freier
       politische Betätigung. Es wurde auch nicht klar, ob die Vorschläge des
       „nationalen Dialogs“ verbindlich sein sollen. Den vom Militär am 26. Juli
       gestürzten gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum erwähnte Tchiani mit keinem
       Wort.
       
       Erst wenige Stunden vor seiner Ansprache hatte Tchiani erstmals seit dem
       Putsch vom 26. Juli eine hochrangige Delegation der westafrikanischen
       Regionalorganisation [2][Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)]
       empfangen, die auch erstmals seit dem Putsch den im Präsidentenpalast
       inhaftierten Bazoum sehen durfte.
       
       Die [3][Ecowas hat mehrfach Bazoums Freilassung] gefordert und eine
       Militärintervention in Niger zur Beendigung des Militärputsches in
       Aussicht gestellt. Am Freitag endete ein Ecowas-Treffen auf
       Generalstabschefsebene in Ghana mit der Ankündigung, das Datum der
       Intervention und ihre „strategischen Ziele“ stünden jetzt fest.
       
       ## Keine Militärintervention in Sicht
       
       Real sind keine Anzeichen eines bevorstehenden Militärschlags gegen Niger
       zu erkennen. Umgekehrt aber bietet die Interventionsdrohung Nigers
       Putschisten eine Steilvorlage, sich als Verteidiger der nationalen
       Unabhängigkeit darzustellen und das Volk hinter sich zu scharen – mehrfach
       gab es in den vergangenen Tagen „patriotische“ Großkundgebungen in der
       Hauptstadt Niamey und Tausende Freiwillige sollen sich gemeldet haben, um
       zur Landesverteidigung ausgebildet zu werden.
       
       Tchiani sagte in seiner Rede: „Die Ecowas schickt sich an, Niger
       anzugreifen, indem sie in Komplizenschaft mit einer fremden Macht, die
       nicht zu unserem Kulturkreis gehört, eine Besatzungsarmee aufstellt“. Er
       nannte die Ecowas-Sanktionen gegen seine Regierung „illegal“ und „inhuman“.
       
       Seine Kritik an Ecowas nahm in der gut zwölf Minuten langen Ansprache viel
       breiteren Raum ein als seine relativ vagen Ankündigungen zur politischen
       Zukunft des Landes, die erst am Ende erfolgten.
       
       20 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/TchadOne/status/1693004565866561880
   DIR [2] https://ecowas.int/
   DIR [3] /Erfolg-der-Putschisten-in-Niger/!5949771
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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