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       # taz.de -- Konflikt in syrischer Kurdenregion: Aufstand arabischer Stämme
       
       > Kämpfe in Nordostsyrien fordern mehr als 150 Tote. Vertreter der
       > Bevölkerung verlangen Autonomie und mehr Geld aus Öleinnahmen.
       
   IMG Bild: Militante arabische Kämpfer rebellieren in den Kurdengebieten im Nordosten Syriens
       
       Berlin taz | Während es vor allem im Süden Syriens zu [1][Straßenprotesten
       gegen das Assad-Regime] kommt, sind die syrisch-kurdischen Machthaber im
       Nordosten des Landes mit einem Aufstand arabischer Stämme konfrontiert.
       Mehr als 150 Tote haben die Auseinandersetzungen bereits gefordert, die am
       vorvergangenen Sonntag begannen. Die Syrische Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte sprach von den schlimmsten Kämpfen seit Jahren in der
       Region, die einst das Stammland der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS)
       bildete.
       
       Seit der IS 2019 den letzten Zipfel seines Terrorkalifats verlor, haben in
       den syrischen Gebieten östlich des Euphrats kurdische Kräfte der
       sogenannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) das Sagen, ein
       Milizenverband, der US-Unterstützung genießt. Diese Milizen waren es, die
       den IS am Boden bekämpften, während eine von den USA geführte
       Militärkoalition die Dschihadisten aus der Luft bombardierte. Im Zuge der
       Kampfhandlungen rückten kurdisch dominierte Truppen auch in mehrheitlich
       arabische Gebiete vor, die bis heute unter SDF-Kontrolle stehen. Die USA
       haben aktuell rund 900 Soldat*innen in der Region stationiert.
       
       Widerstand arabischer Stämme gegen die kurdische Vorherrschaft regt sich
       vor allem in der Region Deir al-Zor. Auslöser war die Festnahme des
       arabischen Milizenführers Raschid Abu Khawla, der unter der kurdischen
       „Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien“ lokal Macht ausübte. Aufgrund
       von Korruptionsvorwürfen wurde er seines Amtes enthoben; anschließend kam
       es zu Kämpfen zwischen Bewaffneten und SDF-Kämpfern.
       
       Einem [2][Bericht] des Portals Al-Monitor zufolge liegen dem Konflikt unter
       anderem seit Langem köchelnde arabisch-kurdische Spannungen zugrunde.
       Während einige arabische Stämme Autonomie fordern, hätten andere zur Ruhe
       aufgerufen. „Die Ideologie der SDF – eine Mischung aus säkularer linker
       Politik und kurdischer Selbstbestimmung – erwies sich als starker Motivator
       auf dem Schlachtfeld gegen den IS“, analysiert das Portal, „in der eher
       religiös-konservativen Region Deir al-Zor mit arabischer Mehrheit war diese
       jedoch unerwünscht, wo die Einheimischen der kurdisch geführten Regierung
       einen autoritären Ansatz vorwerfen.“
       
       ## Verschiedene Akteure sollen Konflikt angeheizt haben
       
       Doch auch die [3][Syrienpolitik der USA] spiele eine Rolle. Washington hat
       demnach die kurdische Selbstverwaltung in der Region ermöglicht, ohne eine
       Strategie zu verfolgen, die der ölreichen Region Wachstum bringt. Vertreter
       der arabischen Bevölkerung beklagen unter anderem, dass sie nicht genügend
       von den Öleinnahmen profitieren.
       
       Die SDF streiten ab, arabische Bevölkerungsgruppen zu diskriminieren. Sie
       werfen verschiedenen Akteuren in der Region vor, den Konflikt anzuheizen.
       „Der türkische Staat und der Iran, Russland sowie die Regierung in Damaskus
       versuchen, mit bewaffneten Gruppen das Projekt der Selbstverwaltung zu
       torpedieren“, ließ sich Zidan al-Assi vom Verteidigungsbüro der
       Selbstverwaltung am Montag zitieren.
       
       Auch wenn im Nordosten Syriens seit Jahren relative Ruhe herrscht, hat das
       von Iran und Russland unterstützte Assad-Regime angekündigt, die kurdisch
       kontrollierte Region langfristig wieder unter seine Kontrolle bringen zu
       wollen.
       
       4 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Demonstrationen-in-Syrien/!5955062
   DIR [2] https://www.al-monitor.com/originals/2023/09/syrias-kurds-struggle-contain-backlash-after-detaining-allied-arab-militia-leader
   DIR [3] /Hilfslieferungen-nach-Syrien/!5943593
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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