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       # taz.de -- Mögliche Steuerfreiheit für E-Fuels: Lex Porsche
       
       > Finanzminister Christian Lindner will die umstrittenen E-Fuels praktisch
       > steuerfrei stellen. Das wäre Klientelpolitik vom Feinsten.
       
   IMG Bild: Enthüllung eines elektrischen Konzeptautos auf der IAA in München
       
       Nach Kindergrundsicherung und mehr Bürgergeld sah Bundesfinanzminister
       Christian Lindner (FDP) [1][unlängst keinen Spielraum mehr für neue
       Sozialreformen] in dieser Legislaturperiode. Wegen der Schuldenbremse seien
       keine weiteren Sprünge möglich. Oder doch? Es ist schon ungeheuerlich, dass
       Bundesklientelminister Lindner nur wenige Tage später und pünktlich zum
       Beginn der Automesse IAA kundtut, die umstrittenen [2][E-Fuels quasi
       komplett steuerfrei] stellen zu wollen. Mit Synthetikkraftstoff betriebene
       Fahrzeuge sollten von der Kraftfahrzeugsteuer befreit werden, klimaneutrale
       E-Fuels selber mit möglichst wenig Steuern belegt – und sogar komplett von
       der Mehrwertsteuer befreit werden.
       
       Das ging Ihnen zu holterdiepolter? Dann denken Sie bitte kurz darüber nach,
       wer diese E-Fuels künftig benötigen könnte: Es war [3][Porsche-Chef Oliver
       Blume], der geprahlt hatte, er sei von Lindner während der
       Ampelkoalitionsverhandlungen „beinahe stündlich“ per SMS zu den E-Fuels
       informiert worden. Dann hatte die FDP in Person von Verkehrsminister Volker
       Wissing mit ihrem Rumgezögere mehr als die halbe EU gegen sich aufgebracht,
       als sie dem Ende des Verbrennermotors 2035 nur zustimmen wollte, [4][wenn
       es die leidigen E-Fuels weiter geben kann]. Technologieoffenheit heißt das
       im FDP-Sprech.
       
       Für den Rest der Branche spielen die Luxuskraftstoffe bei seinen Planungen
       derzeit kaum eine Rolle: 5 Euro soll ein Liter etwa kosten. E-Autos
       benötigen weniger ein Fünftel des Stroms, der für die Herstellung des
       grünen Sprits nötig ist. Der ist also nicht massentauglich. Deshalb sind
       die geplanten Steuergeschenke eine Lex Porsche für begüterte Hardcore-Fans
       (wie Lindner selbst), die auch in der postfossilen Ära Gas geben wollen.
       
       Sie sind aber, und hier endet das Liberalen-Bashing und die Ampelkritik
       beginnt, Koalitionsräson: E-Fuels sollen nämlich durch Lindners Pläne mit
       anderen emissionsarmen Mobilitätsformen gleichgestellt werden (obwohl auf
       den E-Strom weiter Mehrwertsteuer bezahlt wird) – und das haben SPD und
       Grüne sogar bereits abgesegnet.
       
       4 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Christian-Lindner-ueber-Alleinerziehende/!5953342
   DIR [2] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/christian-lindner-plant-verguenstigungen-gas-geben-mit-e-fuels-19148136.html?GEPC=s30
   DIR [3] /Position-zu-E-Fuels/!5869748
   DIR [4] /Ergebnisse-des-Kolitionsausschusses/!5925019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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