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       # taz.de -- Berliner Abgeordnetenhaus: 29-Euro-Ticket ist nicht aktuell
       
       > Schwarz-Rot mag auch im Verkehrsausschuss nicht über die Zukunft des
       > Tickets reden. Die AfD scheitert dort erneut mit Kandidatur für den
       > Vorsitz.
       
   IMG Bild: CDU und SPD verhindern im Abgeordnetenhaus eine aktuelle Debatte über das 29-Euro-Tickets
       
       Berlin taz | Die Zukunft des 29-Euro-Tickets ist der schwarz-roten
       Koalition nicht aktuell genug für eine Besprechung im Parlamentsausschuss.
       Nachdem die Fraktionen von CDU und SPD das Thema schon im Hauptausschuss
       mehrfach vertagten, verschoben sie es am Mittwoch auch im
       Verkehrsausschuss. Als die Linksfraktion dann in der „Aktuellen
       Viertelstunde“ der Sitzung eine Frage zum Ticket stellte, kritisierte
       Ausschuss-Vizechef Lars Bocian (CDU) das folgendermaßen: Diese
       Viertelstunde sei für Aktuelles und nicht für schon länger diskutierte
       Dinge.
       
       Grüne und Linkspartei drängen den schwarz-roten Senat im Abgeordnetenhaus
       schon seit dem Frühsommer auf Aussagen zur Zukunft des Ende April
       ausgelaufenen Tickets. Das 29-Euro-Angebot war zentrales
       Wahlkampfversprechen der SPD, seit April Juniorpartner im
       Regierungsbündnis, und hat seinen [1][Eingang in den schwarz-roten
       Koalitionsvertrag] gefunden.
       
       Als zentrales Hindernis gilt, dass das Ticket aus Sicht der
       brandenburgischen Mitglieder im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB)
       nicht in das [2][VBB-Tarifsystem] passt. Sie hatten bei einer Verlängerung
       bis April klargemacht, dass es keine weitere geben werde. Allein kann das
       Land Berlin, wenn es im VBB bleiben will, das Ticket nicht beschließen.
       
       Als in der Aktuellen Viertelstunde Kristian Ronneburg (Linkspartei) fragte,
       mit welchen Vorstellungen der Senat denn in die VBB-Aufsichtsratssitzung
       Ende September gehe, war von Verkehrsstaatssekretärin Elif Stutz zu hören:
       Entsprechendes unterliege der Vertraulichkeit. Gerne könne man „im
       Nachgang“ dazu berichten. Auf Nachfrage verwies Stutz auf die
       [3][Richtlinien der Regierungspolitik]: Dort heiße es, dass man ein solches
       Ticket jedem in Berlin anbieten wolle und das „möglichst unter dem Dach des
       VBB“. Der Zuhörerschaft im Saal 311 des Parlaments blieb es überlassen, die
       Bedeutung von „möglichst“ einzuschätzen.
       
       ## AfD-Bewerber fällt erneut durch
       
       Weiterhin nichts Konkretes zum Ticket vorzulegen, widerspricht zunehmend
       einer Aussage von Regierungschef Kai Wegner (CDU). Der hatte in einem am
       29. August geführten und am vergangenen Dienstag veröffentlichten
       [4][Interview mit der taz] gesagt, man werde „in Kürze“ Ergebnisse
       präsentieren. Die Grünen sehen darin eine Irreführung, weil diese Wortwahl
       nicht mit der noch über drei Wochen entfernten VBB-Sitzung zusammenpasste.
       
       Dass der CDU-Abgeordnete Bocian die Sitzung als Vize-Vorsitzender leitete,
       lag daran, dass bei ihrem Beginn der AfD-Kandidat für den Ausschussvorsitz
       erneut durchfiel. Das war schon im Digitalisierungsausschuss so. Zwar
       stehen der AfD theoretisch zwei Chefposten zu – sieben sind es bei der CDU,
       je vier bei SPD und Grünen und zwei bei der Linkspartei. Anders als in der
       Wahlperiode von 2016 bis 2021, der ersten für die AfD, kann ihre Fraktion
       in der seit 2021 laufenden Periode bei Abstimmungen keine Vorsitzenden mehr
       durchsetzen. Fraktionssprecher von CDU und SPD begründeten diese veränderte
       Haltung am Mittwoch gegenüber der taz mit einer zunehmenden Radikalisierung
       der AfD.
       
       6 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.berlin.de/rbmskzl/_assets/dokumentation/koalitionsvertrag_2023-2026_.pdf?ts=1684996989
   DIR [2] https://www.vbb.de/tickets/
   DIR [3] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/richtlinien-der-politik/
   DIR [4] /Schwarz-Rot-in-Berlin/!5957659
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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