URI: 
       # taz.de -- Anklage gegen Ex-US-Präsident Trump: Trump muss Kaution zahlen
       
       > Ein Gericht in Georgia verlangt 200.000 Dollar Kaution von Trump. Der
       > macht sich über eine angebliche Gefahr, nach Russland zu fliehen, lustig
       > und drückt sich vor TV-Duell.
       
   IMG Bild: Mies gelaunt: Trump auf dem Weg in einen Gerichtssaal in New York im April
       
       Atlanta dpa/rtr/afp/taz | Nach [1][der Anklage gegen den früheren
       US-Präsidenten Donald Trump] im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug hat
       das zuständige Gericht im US-Bundesstaat Georgia eine Kaution in Höhe von
       200.000 US-Dollar (rund 184.000 Euro) festgesetzt. In den aktuell vier
       laufenden Strafverfahren ist es das erste Mal, dass eine solche
       Geld-Auflage bekannt wurde. Den von Richter Scott McAfee formulierten
       Bedingungen stimmten Staatsanwältin Fani Willis sowie Trumps Verteidiger
       dem Dokument zufolge zu.
       
       Trump beabsichtige, am Donnerstag im Bezirksgefängnis in Atlanta zu
       erscheinen, berichtete der Fernsehsender CNN unter Berufung auf zwei
       anonyme Quellen aus dem Umfeld des früheren Präsidenten am Montag
       (Ortszeit). „Kann man es glauben? Ich werde in Atlanta, Georgia, am
       Donnerstag verhaftet werden“, [2][äußerte sich Trump selbst dazu auf der
       von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social].
       
       Wie schon zuvor bezeichnete der 77-Jährige die Strafverfolgung gegen ihn
       als „Hexenjagd“, an der sich die „radikal linke“ Staatsanwältin in enger
       Absprache mit dem Justizministerium seines Amtsnachfolgers Joe Biden
       beteilige. „Es geht um WAHLEINMISCHUNG!“, schloss Trump sein Posting ab.
       
       [3][In einem weiteren Post] machte sich Trump darüber lustig, dass die
       Staatsanwältin bei ihm offenbar ein Fluchtrisiko sehe. Er könne ja „weit
       weg fliegen, vielleicht nach Russland, Russland, Russland, eine Suite mit
       goldenen Kuppeln mit Wladimir teilen, um nie wieder gesehen oder gehört zu
       werden“.
       
       Staatsanwältin Willis hatte bei der Vorstellung ihrer Anklage gefordert,
       dass Trump und die anderen Beschuldigten sich bis Freitagmittag (Ortszeit)
       bei den Behörden in einem Gefängnis in Atlanta melden müssen. US-Medien
       berichteten bereits von verstärkten Sicherheitsvorkehrungen rund um das
       Bezirksgefängnis in Atlanta.
       
       ## Fotos für den Verbrecherkatalog?
       
       Bei einem solchen Termin werden üblicherweise etwa die Personalien der
       Betroffenen aufgenommen und die berühmten Polizeifotos gemacht, bei denen
       Verdächtige abgelichtet werden.
       
       Es kann sich dabei formal um eine Festnahme handeln. Bei den bisherigen
       Anklagen gegen Trump in New York, Washington und Miami wurde dieses
       Prozedere in den zuständigen Gerichten kurz vor der Anklageverlesung
       durchgeführt. Auf Polizeifotos wurde damals zum Beispiel verzichtet. Gegen
       Hinterlegung der festgesetzten Kaution kann Trump dann anschließend auf
       freiem Fuß bleiben.
       
       Aus den am Montag veröffentlichten Unterlagen des Gerichts in Atlanta geht
       zudem hervor, dass sich Trump zu Einzelheiten des Falls – außer über
       Anwälte – nicht mit den 18 Mitangeklagten austauschen darf. Verboten sind
       ihm auch Einschüchterungen möglicher Zeugen und Behinderungen der
       juristischen Arbeit. In der Vergangenheit hatte es Kritik daran gegeben,
       dass Trump nach den anderen Anklagen auf Truth Social geschrieben hatte:
       „Wenn Ihr hinter mir her seid, dann bin ich hinter Euch her!“
       
       ## Kaution auch für Mitangeklagte
       
       Das Gericht veröffentlichte auch die Kaution von Trumps mitangeklagtem
       früheren Anwalt John Eastman in Höhe von 100.000 Dollar. Er gilt als einer
       der Hauptorganisatoren der vielfältigen Bestrebungen, das Wahlergebnis in
       Georgia zu Trumps Gunsten zu drehen.
       
       Trump muss sich in dem Bundesstaat in einer umfangreichen Anklage im
       Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug bei der Präsidentenwahl 2020
       verantworten. Die Staatsanwältin hatte eine Anklageverlesung in der Woche
       vom 5. September und einen Prozessbeginn im März vorgeschlagen, es ist aber
       sehr gut möglich, dass sich dieser Termin noch verzögert.
       
       Der einstige Immobilienmogul ist der erste Ex-Präsident in der
       US-Geschichte, der sich wegen mutmaßlicher Straftaten vor Gericht
       verantworten muss. Insgesamt laufen vier Strafverfahren gegen ihn – neben
       dem in Georgia noch weitere in Washington, New York und Miami. In New York
       legt die Staatsanwaltschaft Trump die Fälschung von Geschäftsunterlagen zur
       Last, in Miami geht es um die Aufbewahrung geheimer Regierungsunterlagen.
       In der US-Hauptstadt Washington [4][ist der Republikaner auf Bundesebene
       wegen seiner Versuche angeklagt worden], das Ergebnis der Präsidentenwahl
       zu kippen.
       
       Trump hat seine Niederlage bei der Wahl 2020 bis heute nicht eingestanden
       und verbreitet die Lüge, Wahlbetrug habe ihn damals um den Sieg gegen den
       Demokraten Joe Biden gebracht. Mangels Beweisen wurden Dutzende Klagen
       seines Lagers nach der Wahl von Gerichten im ganzen Land abgeschmettert,
       auch vom obersten US-Gericht.
       
       ## Trump liegt vorn in den Umfragen
       
       Trump versucht den Beginn der Prozesse so weit wie möglich zu verzögern –
       auch mit Blick auf den Wahlkampf für die nächste Abstimmung: Er will nach
       der Präsidentenwahl 2024 für die Republikaner noch einmal ins Weiße Haus.
       Es gibt in den USA keine Regelung, wonach ihm eine Verurteilung verbietet,
       anzutreten oder im Fall eines Sieges als Präsident zu amtieren.
       
       Knapp fünf Monate vor der ersten Abstimmung der Republikaner über ihren
       Kandidaten für die Präsidentenwahl liegt Trump mit großem Vorsprung in
       Umfragen vorn. Nach einer am Montag veröffentlichten Erhebung unter den
       wahrscheinlichen Teilnehmern der republikanischen Vorwahlen im
       US-Bundesstaat Iowa sprechen sich 42 Prozent für Trump aus, 19 Prozent für
       den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und 9 Prozent für den Senator Tim
       Scott. Die übrigen Kandidaten kommen in der Befragung von Des Moines
       Register/NBC News/Mediacom auf einstellige Prozentwerte.
       
       Der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber am
       Mittwochabend will Trump aber fernbleiben. Und nicht nur das: Er plant
       offenbar eine Art Gegenprogramm in Form eines Interviews mit dem früheren
       Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Trump brüskiert damit die eigene Partei
       und sorgt zugleich dafür, dass alle über ihn sprechen.
       
       An dem verbalen Schlagabtausch in Milwaukee im nördlichen Bundesstaat
       Wisconsin sollen jetzt acht Republikaner teilnehmen: Floridas Gouverneur
       Ron DeSantis, der frühere Vizepräsident Mike Pence, die frühere
       UN-Botschafterin Nikki Haley, Senator Tim Scott, New Jerseys Ex-Gouverneur
       Chris Christie, North Dakotas Gouverneur Doug Burgum, der
       Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und Arizonas früherer Gouverneur Asa
       Hutchinson.
       
       22 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Frueherer-US-Praesident-Donald-Trump/!5950134
   DIR [2] https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/110930305519613012
   DIR [3] https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/110930777273421644
   DIR [4] /Anklage-gegen-Trump-wegen-Verschwoerung/!5952359
       
       ## TAGS
       
   DIR Donald Trump
   DIR USA
   DIR Georgia
   DIR Anklage
   DIR Ex-Präsident
   DIR USA
   DIR Joe Biden
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Verschwörung
   DIR Twitter / X
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR US-Senator wegen Korruption angeklagt: Bargeldstapel und Goldbarren
       
       Der einflussreiche Bob Menendez wird angeklagt. Er und seine Ehefrau sollen
       Hunderttausende Dollar Bestechungsgelder angenommen haben.
       
   DIR Ermittlungen gegen US-Präsident Biden: Politische Farce
       
       Die Republikaner leiten Untersuchungen für ein Amtsenthebungsverfahren
       gegen US-Präsident Biden ein. Die Beweislage rechtfertigt diese Maßnahme
       nicht.
       
   DIR Gerichtsverfahren gegen Donald Trump: Die völlige Verblödung
       
       Die juristischen Probleme schaden dem Ex-Präsidenten bisher nicht, in
       Umfragen liegt er weit vorn. Auch andere Kandidaten sehen Fakten eher
       locker.
       
   DIR Früherer US-Präsident Donald Trump: Angeklagt wie ein Mafiaboss
       
       Der Ex-US-Präsident und 18 Mitstreiter müssen sich vor Gericht in Georgia
       verantworten. Erneut geht es um Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020.
       
   DIR Strategie rechter Populisten: Angststaubsauger mit Dreckschleuder
       
       Die rechte Masche ist einfach und erfolgreich: Realängste vor einer
       Pandemie oder der Klimakrise in neurotisch-paranoide Ängste transformieren.
       
   DIR Geldstrafe gegen X, ehemals Twitter: X behindert Trump-Ermittlungen
       
       Bei den Untersuchungen zum Sturm auf das Kapitol 2021 hat X eine
       Durchleuchtung von Trumps Twitter-Konto verhindert. Das kostet nun 350.000
       Dollar.