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       # taz.de -- Simbabwe vor der Präsidentschaftswahl: Nur einer kann gewinnen
       
       > Die Kandidaten werfen sich gegenseitig vor, bei der Wahl einen Sieg mit
       > Gewalt erzwingen zu wollen. Wahlbeobachter haben es schwer.
       
   IMG Bild: Simbabwe im Wahlkampfmodus, hier bei einer Veranstaltung der Oppositionspartei CCC
       
       Harare taz | Die Anspannung in [1][Simbabwe kurz vor den Wahlen] ist
       spürbar. Der 80-jährige Präsident Emmerson Mnangagwa von der
       Regierungspartei ZANU/PF (Zimbabwe African National Union/Patriotic Front)
       und der 45-jährige Oppositionsführer Nelson Chamisa von der CCC (Citizens
       Coalition for Change) sagen beide, sie werden am Mittwoch, 23. August,
       gewinnen. Unabhängige Analysten sagen, dies sei die am schlechtesten
       vorbereitete Wahl in der an umstrittenen Wahlen reichen Geschichte des
       Landes.
       
       „Die Vorwahlzeit war die schlimmste seit Menschengedenken“, sagt Akademiker
       Trust Matsilele der taz und listet auf: „Gegenstandslose
       Rechtsstreitigkeiten, Missbrauch der Justiz, polizeiliches Verbot von
       CCC-Kundgebungen, Missbrauch der Staatsmedien, Undurchsichtigkeit der
       Wahlkommission, Manipulation der Wahlzettel zugunsten Mnangagwas.“
       
       Mnangagwa leitete am Montag seine letzte Kabinettssitzung vor der Wahl und
       sagte, er sei „zuversichtlich“, einen „überwältigenden Sieg“ zu erringen.
       Chamisa sagte auf seiner Abschlusskundgebung am selben Tag: „Am Ende dieser
       Woche wird Simbabwe unter neuer Führung sein. Wir werden mit großem Abstand
       gewinnen.“
       
       Unter den Teilnehmern der CCC-Kundgebung waren Mosambiks Expräsident
       Joaquim Chissano sowie Beobachter afrikanischer Regionalorganisationen und
       der EU. Einige CCC-Unterstützer sollen bei der Heimkehr von der Kundgebung
       in Mbare, einem dichtbesiedelten Wohnviertel der Hauptstadt Harare, von
       ZANU/PF-Unterstützern angegriffen worden sein, meldete die Partei. „Dieser
       Vorfall nur zwei Tage vor der Wahl ist sehr besorgniserregend“, erklärte
       CCC. „Es ist offensichtlich, dass ZANU/PF niemals eine freie und faire Wahl
       in Simbabwe gewinnen wird.“
       
       ## Gewalt nach Wahl befürchtet
       
       In der Schlussphase des Wahlkampfs hat die Regierung der
       EU-Wahlbeobachtermission vorgeworfen, Lebensmittel und Geld zu verteilen
       und damit die Wahlen zu beeinflussen. EU-Wahlbeobachterchef Fabio Massimo
       Castaldo nannte diesen Vorwurf „diffamierend und böswillig“. Es gebe einen
       gezielten Versuch, die Glaubwürdigkeit der EU-Beobachter zu untergraben.
       
       Präsident Mnangagwa äußerte sich auf seiner Abschlusskundgebung in der
       Stadt Shurugwi am Wochenende höchstpersönlich kritisch über Wahlbeobachter.
       „Simbabwe weiß Bescheid über Demokratie“, sagte er. Er folgte damit der
       Linie seines Vorgängers Robert Mugabe.
       
       [2][Mehrere Wahlbeobachter wurden festgenommen und ausgewiesen oder durften
       gar nicht erst ins Land]. Das regionale Netzwerk von
       Menschenrechtsverteidigern, Southern Africa Human Rights Defenders Network,
       erhielt keine Akkreditierung. Der britische Akademiker Stephen Chan wurde
       deportiert unter dem Vorwurf, er würde in Simbabwe oppositionelle Rebellen
       trainieren.
       
       ## Die Gefahr ist nun gebannt
       
       Mit Gewalt rechnet die Internationale Rotkreuzföderation IFRC, die bereits
       Geld zum Umgang damit bereitgestellt hat. Sorge macht sich auch der große
       Nachbar Südafrika, der mehrere Millionen geflüchtete Simbabwer aufgenommen
       hat – eine wiederholte Quelle von ausländerfeindlichen Spannungen.
       
       Zu den Flüchtlingen gehört der ehemalige Mugabe-Minister Saviour
       Kasukuwere, der seit 2017 in Südafrika lebt und jetzt eigentlich
       kandidieren wollte. Simbabwes Justiz annullierte seine Kandidatur, weil er
       mehr als 18 Monate im Ausland verbracht hat. Ihm werden Verbindungen zum
       sogenannten G40-Flügel in der ZANU/PF nachgesagt – den Anhängern von Robert
       Mugabes junger Ehefrau Grace, die 2017 beim Machtkampf um Mugabes Nachfolge
       gegen die alte Garde um Mnangagwa unterlag. Viele davon verließen damals
       das Land.
       
       Kasukuwere hätte mit seiner Kandidatur die Wählerschaft der
       Regierungspartei spalten können. Diese Gefahr ist nun gebannt. Umgekehrt
       ist auch die Opposition geeinter, als es zunächst aussah, da die historisch
       wichtigste Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Change) die
       Wahlen boykottiert. Ihre Wähler dürften nun zur CCC wechseln.
       
       23 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Mushonga
       
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