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       # taz.de -- Extremwetter in Griechenland: Biblische Katastrophe
       
       > Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen. Die Debatte über den
       > Klimawandel ist verhalten, aber Athen setzt auf erneuerbare Energien.
       
   IMG Bild: Die Überschwemmungen trafen vor allem die Mitte Griechenlands
       
       Athen taz | Das [1][Sturmtief „Daniel“] mit seinem tagelangen Starkregen
       hat in Griechenland, Bulgarien und der Türkei Zerstörung, Chaos und Tod
       hinterlassen. Nach Angaben der Behörden starben mindestens 15 Menschen. In
       den am stärksten betroffenen Hochwassergebieten in Zentralgriechenland hat
       die Feuerwehr laut Regierungsangaben fast 900 Menschen aus den Wassermassen
       gerettet.
       
       An den Einsätzen seien Spezialisten für Wasserrettung und Taucher der
       Katastrophenschutzeinheiten sowie Soldaten beteiligt, sagte ein Sprecher.
       In Griechenland haben vier Menschen bisher ihr Leben verloren, sechs
       weitere werden vermisst. Ein Regierungssprecher wies darauf hin, dass in
       einigen Gebieten binnen zwölf Stunden mehr als das Doppelte der
       durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge gefallen sei.
       
       Eines der Zentren der Katastrophe: Die 85.000 Einwohner zählende Hafenstadt
       Volos. Sie war am Donnerstag den dritten Tag in Folge ohne Leitungswasser
       und Strom. Die nahe thessalische Ebene, das Herz der Agrarproduktion in
       Griechenland, hat sich indessen in ein riesiges See- und Schlammgebiet
       verwandelt. Der angerichtete Schaden alleine in der griechischen
       Landwirtschaft geht in die Milliarden Euro.
       
       Damit nicht genug: In Griechenland sind nach Tagen sintflutartigen Regens
       viele Brücken eingestürzt, Straßen und archäologische Stätten zerstört und
       verschlammt: die Griechen sprechen mit Blick auf das Sturmtief namens
       „Daniel“ von einer „biblischen Katastrophe“.
       
       ## Noch mehr Regen wurde vorhergesagt
       
       Die Überschwemmungen am Donnerstag konzentrierten sich auf Karditsa in der
       Mitte des Landes. Menschen flüchteten vor dem Wasser auf die Dächer ihrer
       Häuser. Für den weiteren Verlauf des Tages wurde noch mehr Regen
       vorhergesagt. In einigen Gebieten stand das Wasser mehr als zwei Meter
       hoch. Die Einsatzkräfte nutzten Kettenfahrzeuge und Boote, um Menschen zu
       evakuieren. Wegen der häufigen Blitze konnten Hubschrauber nicht fliegen.
       
       Der Starkregen hatte am Dienstag mit einer enormen Intensität begonnen.
       Noch vor wenigen Wochen hatte Griechenland mit [2][verheerenden
       Waldbränden] zu kämpfen. Ob die Urlaubsinsel Rhodos oder die Grenzregion
       Evros mit seinem Nationalpark Dadia: laut dem Europäischen
       Informationssystem für Waldbrände (EFFIS) verbrannte in diesem Jahr in
       Hellas eine Fläche von 173.843 Hektar. Dies entspricht gut einem Prozent
       der Landesfläche.
       
       Erst eine ungewöhnlich lange Hitzewelle im Juli, dann die verheerenden
       Waldbrände und jetzt die Überschwemmungen in einem nie gekannten Ausmaß:
       die geschockten Griechen werden sich erst langsam der desaströsen
       Auswirkungen der Klimakrise bewusst. Für ExpertInnen sind die Ursachen
       klar, der öffentliche Diskurs darüber ist aber noch relativ verhalten.
       
       Es gibt Leugner des menschengemachten Klimawandels, die die Debatte im Keim
       ersticken wollen. Immerhin sieht die kürzlich wiedergewählte Regierung in
       Athen unter dem konservativen Premier Kyriakos Mitsotakis das anders. Sie
       schuf Ende Juni ein eigenständiges Ministerium für die Klimakrise. Bis 2050
       will das Land klimaneutral sein.
       
       ## Anteil Solarstrom in Griechenland unter zehn Prozent
       
       Ein wichtiges Element der Strategie: den Anteil der erneuerbaren Energien
       am griechischen Energiemix erhöhen. Griechenland will bis 2030 etwa 80
       Prozent des Strombedarfs aus Solar-, Wind- und Wasserkraft erzeugen. Der
       Anteil der Erneuerbaren am Energiemix stieg im vorigen Jahr um sechs
       Prozentpunkte auf 39 Prozent. Doch ausgerechnet in Griechenland, wo in
       weiten Landesteilen mehr als 300 Tage im Jahr die Sonne scheint, betrug der
       Anteil der Solarenergie am Energiemix nicht mal 10 Prozent.
       
       Wichtig für die Stromerzeugung waren 2022 weiter Erdgas (35 Prozent) und
       Braunkohle (14 Prozent). Mittlerweile sind im Land noch acht
       Kohlekraftwerke in Betrieb. Wegen der [3][Energiekrise] durch den
       Ukraine-Krieg stieg der Anteil der Kohle bei der Stromerzeugung sogar
       wieder an. Ende des Jahres 2025 soll es in Griechenland nur noch ein
       Kohlekraftwerk geben. mit Agenturen
       
       7 Sep 2023
       
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