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       # taz.de -- Kongolesischer Journalist in Haft: Skandale aufgeflogen
       
       > Stanis Bujekera enthüllte den desaströsen Zustand von Congo Airways und
       > wurde daraufhin festgenommen. Im Kongo stehen Wahlen bevor.
       
   IMG Bild: Logo der Airline Congo Airways
       
       Kampala taz | Stanis Bujekera, einer der wichtigsten [1][kongolesischen]
       Investigativjournalisten, wurde am vergangenen Freitag am Flughafen in
       N’Djili in der Hauptstadt Kinshasa verhaftet. Das steht in der letzten
       [2][Meldung], die auf seinen Account auf der Plattform X, ehemals Twitter,
       zu lesen ist. „Sein Konto wird jetzt von seinem Team verwaltet“, heißt es
       darin weiter
       
       Seitdem ist es ungewöhnlich still auf Bujekeras Account. Dabei ist er einer
       der lautesten Kenner und Kritiker des Regimes in [3][Kinshasa]. Es vergeht
       kaum ein Tag, an dem er keinen Skandal aufdeckt. Als freier Korrespondent
       arbeitet er für die internationale Nachrichtenagentur Reuters sowie für das
       afrikanische Wochenmagazin Jeune Afrique. Er ist zudem Mitgründer und
       stellvertretende Verlagsleiter der kongolesischen
       Online-Nachrichtenplattform Actualite.cd.
       
       Nur wenige Stunden vor seiner Verhaftung hatte er gepostet: „#DRC: Congo
       Airways muss seine Flüge in den kommenden Tagen einstellen, weil das
       Triebwerk des einzigen noch betriebsbereiten Flugzeugs ausgebaut werden
       muss.“
       
       ## Große Probleme bei Congo Airways
       
       Am Abend zuvor war sein Artikel in [4][Jeune Afrique] dazu online gegangen.
       Als er am internationalen Flughafen N’Djili in Kongos Hauptstadt Kinshasa
       kurz darauf einen Congo-Airways-Flug nach Lubumbashi besteigen wollte,
       schnappten die Behörden zu. Seitdem sitzt er in einer Zelle im zentralen
       Polizeipräsidium von Kinshasa. Offenbar wollen ihn die Behörden aufgrund
       seiner Berichterstattung zu mehreren Skandalen befragen.
       
       Zum einen geht es um Congo Airways. Laut Recherchen von Bujekera müsse das
       Triebwerk des größten Airbus in der Flotte ausgebaut und gewartet werden.
       Die Airline verfügt gerade mal über vier Maschinen, die anderen drei sind
       wegen Wartungsarbeit momentan nicht flugfähig. Mittlerweile hat die
       Fluggesellschaft die „zeitweilige Unterbrechung ihres Flugverkehrs“ in
       einer Pressemitteilung eingestanden. Die staatliche Airline versichert den
       Kunden, alle Probleme möglichst zeitnah zu lösen und fordert von der
       Regierung und konkret von Kongos Präsident Félix Tshisekedi Finanzhilfen.
       
       Dass die größte Fluggesellschaft des Landes stillsteht, hat nicht nur
       wirtschaftliche Folgen. Es ist auch eine Blamage für den Präsidenten.
       Dieser hatte sich persönlich dafür ausgesprochen, die Airline wieder auf
       Vordermann zu bringen. Der Zustand von Congo Airways ist ein Symbolbild für
       den Zustand der Infrastruktur des Landes selbst, das kaum über asphaltierte
       Straßen verfügt. Im Dezember stehen im Kongo Wahlen an. Jede schlechte
       Schlagzeile zu Tshisekedi und dessen gescheiterten Wahlversprechen von 2018
       kosten den umstrittenen Präsidenten Stimmen.
       
       ## Medienfreiheit vor Wahlen eingeschränkt
       
       Der andere Skandal, zu welchem Bujekera befragt worden sein soll, betrifft
       [5][die gezielte Ermordung von Chérubin Okende,] dem Sprecher von
       Oppositionsführer Moïse Katumbi. Er wurde im Juli in Kinshasa mitten auf
       der Straße erschossen. Bujakeras Anwalt teilte der Redaktion von Jeune
       Afrique mit, dass er am Samstag von einer Untersuchungskommission befragt
       wurde, die für die Aufklärung des Mordes an Okende zuständig ist. Ihm
       werden die „Verbreitung falscher Gerüchte“ und die „Verbreitung falscher
       Informationen“ vorgeworfen.
       
       Dass Journalisten im Kongo verhaftet oder gar getötet werden, ist keine
       Seltenheit. Doch Präsident Tshisekedi hatte bei seinem Amtsantritt Anfang
       2019 versprochen, mehr Rechte und Freiheiten für Kongos Bürger zuzulassen.
       Mittlerweile häufen sich aber die Skandale um Verhaftungen, gezielte
       Tötungen von Politikern sowie Massakern an der Bevölkerung, durchgeführt
       von der Präsidentengarde, die dem Präsidenten direkt untersteht.
       
       Dass nun die Medienfreiheit kurz vor den Wahlen eingeschränkt wird, sehen
       westliche Diplomaten mit Besorgnis. „Wir sind weiterhin zutiefst besorgt
       über die Inhaftierung des Journalisten Stanis Bujakera. Journalisten
       sollten in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Angst vor Strafverfolgung zu
       erledigen“, erklärt die US-Botschafterin in der Demokratischen Republik
       Kongo, Lucy Tamlyn. Vertreter der Botschaften Belgiens, der Schweiz, der
       Europäischen Union und Frankreichs äußerten sich ebenfalls besorgt.
       
       11 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nach-Massaker-im-Kongo/!5958954
   DIR [2] https://twitter.com/StanysBujakera/status/1700250102752014820
   DIR [3] /Militaereinsatz-im-Kongo/!5954928
   DIR [4] https://www.jeuneafrique.com/1479984/economie-entreprises/malgre-les-efforts-de-felix-tshisekedi-le-ciel-congolais-sassombrit/
   DIR [5] /Politischer-Mord-in-DR-Kongo/!5947289
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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