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       # taz.de -- Abaya-Verbot an französischen Schulen: Keine Bildung im Maxikleid
       
       > Frankreichs Verbot, mit einer Abaya in der Schule zu erscheinen, ist
       > bitter für muslimische Schülerinnen. Internationaler Protest bleibt aus.
       
   IMG Bild: Seit diesem Schuljahr in Frankreichs Schulen verboten: muslimisches Überkleid Abaya
       
       Wie in den meisten Ländern Europas hat auch in Frankreich erst kürzlich das
       neue Schuljahr begonnen. Allerdings war der Start nicht für alle
       Schülerinnen wie sonst. Insbesondere sind muslimische Schülerinnen von der
       neuen strikten Kleidervorschrift betroffen. Das [1][Gesetz verbietet das
       Tragen einer sogenannten Abaya]. Klingt sehr orientalisch, doch was ist
       diese Abaya?
       
       Abaya steht im Arabischen für ein Kleid, um genauer zu sein für ein
       Maxikleid. Nicht mehr und nicht weniger. Ein typisches Maxikleid, wie es
       viele aus der aktuellen Sommer-Kollektion von H&M oder Zara kennen.
       Bildungsminister Gabriel Attal begründete das Verbot damit, dass die
       Religion der Schüler*innen nicht zu erkennen sein sollte, wenn sie das
       Klassenzimmer betreten. Das Tragen eines religiösen Symbols sei [2][nicht
       vereinbar mit dem Laizismus].
       
       Doch wie lässt sich die Religion einer Schülerin an einem Maxikleid
       feststellen? Die Ironie des Verbots: Bei der Abaya handelt es sich um kein
       religiöses Symbol, sondern um ein gängiges Kleidungsstück. Schon in der
       letzten Woche wurden zahlreiche muslimische Schülerinnen, die eine Abaya
       trugen, deshalb von der „Bekleidungspolizei“ der Schule verwiesen. Wie kann
       es so weit kommen, dass in einem zivilisierten europäischen Land Mädchen
       das Grundrecht auf Bildung verwehrt wird?
       
       Derartige Bildungsverbotsszenarien für junge Frauen kennt man eher aus
       [3][Afghanistan]. Doch die Welt schweigt. Wo bleibt die Solidarität mit den
       jungen Musliminnen in Frankreich? Nachbarländer wie Deutschland und
       Menschenrechtsorganisationen äußern sich bisher nicht zu dem
       diskriminierenden Gesetz, das unmittelbar auf die muslimische Minderheit
       zugeschnitten ist. Systematisch ist es dem Bildungsminister gelungen,
       Musliminnen vom Bildungserwerb auszuschließen.
       
       So werden Gesetze toleriert, die jungen Frauen vorschreiben, was sie
       (nicht) zu tragen haben. Gehen wir den Weg der Unterdrückung mit oder
       erheben wir unsere Stimmen gegen diese Art des Zwangs und Unterdrückung?
       
       13 Sep 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Maiyra Chaudhry
       
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