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       # taz.de -- Debatte um Mieten in Landeswohnungen: Angemessen oder nicht?
       
       > Der Senat, am Mittwoch auf Baustellentour, verhandelt mit landeseigenen
       > Wohnungsunternehmen über Mieterhöhungen. Die wollen knapp fünf Prozent
       > mehr.
       
   IMG Bild: Die Senatsmitglieder Schreiner, Gaebler und Wegner (von links) waren am Mittwoch auf Baustellentour
       
       Berlin taz | Eine Großbaustelle, mal im Rohbau, mal schon fast fertig. Ein
       Doppeldecker-Reisebus fährt vor, und gleich drei Senatsmitglieder steigen
       aus, samt zwei Dutzend Journalisten, die auch schon mal schnell einen
       Schutzhelm auf den Kopf bekommen. Wenn sich das wie an einem Vormittag
       gleich viermal wiederholt, dann ist das die fast jährliche Baustellentour
       des Senats bei Projekten der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Was
       die vielen Fakten der diesjährigen Auflage am Mittwoch etwas in den
       Hintergrund drückt: eine Debatte über Mieterhöhungen, bei der die Meinungen
       in der schwarz-roten Koalition, aber auch in der SPD auseinanderzugehen
       scheinen.
       
       Denn nur wenige Stunden bevor die Reisegruppe am Mittwochmorgen an der
       Rummelsburger Bucht das erste Projekt ansteuert, hat SPD-Fraktionschef Raed
       Saleh schon mal Pflöcke eingeschlagen. Wenn überhaupt, dann sollen die
       Mieten in den rund 360.000 landeseigenen Wohnungen nur um rund zwei Prozent
       steigen dürfen, war er beim Pressefest der SPD-Fraktion am Dienstagabend zu
       verstehen. Den Landesunternehmen hingegen schweben knapp fünf Prozent
       jährlich vor.
       
       Zwischen zwei Stopps macht der Sprecher der sechs Unternehmen, Jörg
       Franzen, per Mikro im Reisebus klar: „Wir brauchen wieder Mietentwicklung.“
       In der geltenden Kooperationsvereinbarung mit dem Land sind maximal zwei
       Prozent festgeschrieben. Wegen der diversen Krisen gilt aber weiter ein
       Mietmoratorium. Das zu verkraften, wenn zugleich Materialkosten und
       Gehälter steigen, und doch weiter für neuen bezahlbaren Wohnraum nach
       aktuellstem Klimastandard zu sorgen, ist aus Unternehmenssicht nicht
       machbar.
       
       Derzeit laufen die Verhandlungen mit dem Senat. Regierungschef Kai Wegner
       (CDU) hält beim Stopp am Halleschen Ufer nicht viel davon, schon vor deren
       Ende Dinge festzulegen. Statt einen konkreten Prozentsatz zu nennen,
       versucht sich Wegner daher an einem argumentativen Spagat: Einerseits soll
       es darum gehen, stabile Mieten sicherzustellen. Auf der anderen Seite müsse
       man aber auch dafür sorgen, „dass die städtischen Wohnungsgesellschaften
       wirtschaftlich arbeiten können“. Auch Bausenator Christian Gaebler (SPD)
       will keinen Mieter überfordern, hält es aber auch für richtig, „für eine
       gute Wohnung und ein gutes Wohnumfeld eine angemessene Miete zu zahlen“.
       
       13 Sep 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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